Читать книгу Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane - Pete Hackett - Страница 26
Оглавление21
Clive Caravaggio hatte die Einsatzleitung. In geduckter Haltung liefen Milo und ich in Richtung des Menendez-Anwesens. Ein Trupp von State Police-Beamten und FBI-Kollegen in blauen Einsatzjacken war bei uns.
Um auf das eigentliche Grundstück zu gelangen, mussten Fahrzeuge eine Schranke passieren, an der bewaffnete Posten mit Hunden patrouillierten.
Eine Megafonstimme forderte die Wächter nochmals auf, die Waffen niederzulegen.
Sie überlegten nur Sekunden, dann gehorchten sie.
Offenbar waren sie nicht bereit, für ihren Boss in einen sinnlosen Kampf zu ziehen. Einen Kampf, den sie unmöglich gewinnen konnten.
Widerstandslos ließen sie sich festnehmen.
Handschellen klickten, nachdem die Männer der State Police sie einen nach dem anderen entwaffneten und festnahmen.
"Wir haben damit nichts zu tun!", rief einer der Wächter mir entgegen und deutete dabei auf die Überreste des Helis.
"Sorgen Sie dafür, dass Ihr Dobermann friedlich bleibt!", forderte ich ihn auf.
Er nickte und gehorchte, nahm das Tier bei Fuß und legte ihm seinen Maulkorb an.
In diesem Augenblick krachte es hinter uns.
Einen der Mannschaftswagen der State Police hatte es erwischt. Hell loderten die Flammen empor. Die Hitzewelle war bis zu uns zu spüren.
Wir stürmten weiter vorwärts, duckten uns dabei und erwarteten jederzeit, dass vom Haus aus das Feuer eröffnet wurde.
Aber von dort schoss niemand.
Ich hielt die SIG in der Rechten, kauerte hinter einem Busch. Milo hockte neben mir.
"Was denkt der Kerl sich eigentlich?", fragte er.
"Vielleicht hofft er, dass irgendwer ihn aus der Luft oder über den Long Island Sound rausholt...", vermutete ich.
Zwischen unserer Position und der Menendez Villa befanden sich ungefähr 200 Meter hügeliger Parklandschaft, durchschnitten von einer asphaltierten Straße. Kurz vor der Villa mündete sie in einen Parkplatz, auf dem fast ein Dutzend Fahrzeuge standen. Darunter auch eine dunkle, überlange Mercedes-Limousine...
Ein gepanzertes Fahrzeug unserer State Police Kollegen arbeitete sich auf der Asphaltstraße ein Stück vor.
Eine eigenartige Stille hing plötzlich über dem Gelände.
Von der anderen Seite kam kein einziger Schuss.
Hier und da lagen verkohlte Trümmerteile des Helis verstreut in der Parklandschaft.
Das gepanzerte Fahrzeug tastete sich weiter vor. Ein weiteres folgte.
Dutzende von G-men und State Police-Beamten verteilten sich unterdessen in der Parklandschaft, rückten langsam vor. Die mit Hunden ausgestatteten Wächter, die überall herumpatrouilliert hatten, zogen sich entweder in die Villa zurückgezogen oder ließen sich widerstandslos festnehmen.
Über Funk empfingen wir die Befehle der Einsatzleitung.
"Es kommt keine Reaktion, weder auf unsere Anrufe, noch auf die Megafon-Durchsagen", stellte Clive fest. "Sieht aus, als hätten sich Menendez und seine Leute eingeigelt."
Wir bekamen den Befehl weiter vorzurücken.
Geduckt näherten wir uns der Villa, suchten immer wieder Deckung.
"Gerade melden unsere Kollegen von der Coast Guard, dass Menendez' Schnellboot sich auf das Ufer zubewegt", hörte ich Clive Caravaggios Stimme in meinem Ohrhörer.
"Die bereiten eine Flucht vor", war ich überzeugt. "Wir müssen sehen, dass wir die Rückfront der Villa unter Kontrolle bekommen."
"Kein unnötiges Risiko eingehen, Jesse!"
"Du kennst mich, Clive!"
"Eben!"
In breiter Front rückten G-men und State Police-Leute vor.
Zusammen mit ein paar Kollegen schlugen wir einen Bogen, um zur Rückfront zu gelangen.
Die Terrasse wurde sichtbar.
Eine Bewegung fiel mir auf.
Ein Mündungsfeuer blitzte auf. Mit einer MPi wurde in unsere Richtung geschossen. Die Kugeln schlugen in den Rasen ein. Wir gingen in Deckung.
Im selben Moment explodierte das erste der beiden gepanzerten Fahrzeuge. Flammen schlugen aus den Sichtöffnungen heraus. Kollegen eilten herbei, um zu löschen und die Insassen zu retten.
Von der Terrasse aus wurden wir nun massiv unter Feuer genommen.
Aus mehreren Maschinenpistolen hagelte es nur so auf uns hernieder.
Wir feuerten zurück.
Als der Geschosshagel verebbte, rappelte ich mich auf, stürmte vorwärts. Ich spurtete über eine freie Strecke, auf der es keinerlei Deckung gab. Kein Blumenkübel, nicht einmal ein Strauch. Milo war hinter mir. Außerdem noch einige weitere Kollegen von FBI und State Police.
Einer unserer Gegner tauchte hinter der Sandsteinmauer auf, die die Terrasse umgab, hob seine MPi vom Typ Uzi. Aber bevor er feuern konnte, hatte ich abgedrückt. Mein Schuss traf ihn in die Schulter, ließ ihn schreiend zurücktaumeln.
Dann hatten wir die etwa ein Meter fünfzig hohe Sandsteinmauer erreicht, pirschten uns heran, tauchten dann dahinter hervor.
Der Kerl, den ich getroffen hatte, lag am Boden, hielt die MPi immer noch umklammert.
Milo richtete die SIG auf ihn.
"Fallenlassen!", rief er.
Er gehorchte, stöhnte auf und fluchte vor sich hin.
Seine Komplizen rannten unterdessen in heilloser Flucht Richtung Bootsanleger. Schussgeräusche drangen inzwischen auch vom Sound herüber. Offenbar versuchten die Kollegen der Coast Guard das Menendez-Schnellboot mit Warnschüssen zu stoppen.
Ich kletterte über die Mauer. Eine Glastür, die ins Haus führte, stand offen.
In der Tür stand wie erstarrt ein Mann, den ich bislang nur von Fotos kannte.
Ernesto Menendez.
Er war bleich.
Die Tatsache, dass seine Leute sich einfach davonmachen, anstatt ihm den Weg zum Bootsanleger freizuschießen, musste ihn zutiefst geschockt haben.
Er sah ihnen mit starrem Blick nach, konnte dann Augenblicke später beobachten, wie sie von unseren Kollegen in Empfang genommen und verhaftet wurden.
"Die Hände hoch, Mr. Menendez!", sagte ich. "Sie sind festgenommen. Alles, was Sie von nun an sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben daher das Recht zu schweigen..."
Ernesto begann plötzlich wie irre zu kichern.
Er schüttelte den Kopf, ballte die Fäuste dabei.
Dann sah er mich an, hielt mir die Handgelenke hin.
"Na los, mach schon, G-man!"