Читать книгу Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane - Pete Hackett - Страница 29
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Als wir am nächsten Morgen in Mr. McKees Büro saßen, lagen die ersten Ergebnisse bereits vor. Zunächst erläuterte unser Chefballistiker Dave Oaktree seine Erkenntnisse. "Am Tatort fanden sich Überreste von Geschossen aus der MRX-230-Serie. Bei Geschossen dieser Art ist es nahezu unmöglich, die Flugbahn zurückzuverfolgen. Das heißt, wir können nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sie vom Haus aus abgeschossen worden oder nicht."
"Das bedeutet, Ernesto Menendez' Behauptung, er und seine Leute wären nicht für den Abschuss dieser Waffen verantwortlich, könnte stimmen!", schloss ich.
Oaktree nickte. "Sie könnten tatsächlich von jedem Punkt aus in einem kilometerweiten Umkreis abgeschossen worden sein. Aus dem Ablauf der Explosionen lassen sich allerdings Rückschlüsse auf die Richtung ziehen, aus der das ferngelenkte Objekt herankam. Ich möchte Ihnen ein paar Vergrößerungen zeigen. Wie Sie wissen, wurden bei dem gestrigen Einsatz zur Beweissicherung Videoaufzeichnungen angelegt..."
Mit Hilfe eines Projektors wurde ein Bildausschnitt in verschiedenen Vergrößerungsstufen an die Wand geworfen. Der Ausschnitt zeigte den Helikopter kurz vor der Explosion.
Ein Ausschnitt wurde dann so stark vergrößert, dass ein dunkler Schatten sichtbar wurde. Oaktree deutete mit dem Strahl eines Laserpointers darauf. "Dieses Objekt fliegt wie unsere Aufnahmen beweisen auf den Helikopter zu. Von der Größe her könnte es ein MRX-230 Geschoss sein. Auf jeden Fall näherte es sich nicht aus der Richtung der Menendez-Villa... Im Übrigen bestätigen die Aussagen einiger von Menendez' Wachleuten sowie einiger State Police Kollegen unserer Erkenntnisse. Sie wollen etwas bemerkt haben, das durchaus eines dieser Fernlenkgeschosse sein könnte."
"Wäre es nicht möglich, dass das Geschoss trotzdem vom Haus aus abgeschossen wurde und dann einer programmierten Route folgte?", erkundigte sich Mr. McKee.
"Natürlich."
"Also doch eine Schutzbehauptung, was Menendez uns da erzählt hat!", kommentierte Milo.
"Möglicherweise doch nicht", meldete sich nun Max Carter zu Wort. "Vielleicht hat tatsächlich jemand versucht, Menendez fertigzumachen - und uns dabei als Werkzeug benutzt."
Ich blickte Max erstaunt an.
Er hatte Ringe unter den Augen und wahrscheinlich die ganze Nacht durchgearbeitet.
"Ich möchte Ihnen ebenfalls einige Vergrößerungen zeigen und zwar aus dem Videoaufzeichnungen aus Mr. Kangs Juwelierladen."
"Bitte!", nickte Mr. McKee.
Die ersten Ausschnitte, die Carter an die Wand projizierte, zeigten die Limousine. Es folgte eine Ausschnittvergrößerung des Kotflügels, der für Sekunden vom Licht der Neonreklamen beschienen wurde. Carter zeigte uns eine bestimmte Stelle, die daraufhin abermals vergrößerte.
"Der Wagen aus dem das Projektil MRX-230-Geschoss abgefeuert wurde hatte zur Tatzeit hier einen deutlichen, sehr charakteristischen Kratzer. Ein Lackschaden. Die Limousine, die wir bei Menendez gefunden haben, wies diesen Schaden nicht auf! Fazit: Jemand hat gezielt versucht, Menendez in Verdacht zu bringen. Der Täter benutzte einen Wagen, der fast in jedem Detail einem von Menendez Fahrzeugen glich. Und wahrscheinlich parkte er absichtlich so, dass Mr. Kangs Überwachungsanlage ihn aufzeichnen würde."
"Später informierte dann Menendez' Informant in Chinatown den Boss der Puertoricaner über die Geschehnisse!", ergänzte Clive Caravaggio. "Er konnte sich ausrechnen, dass wir ihm nicht glauben würden und versuchte seiner Schwägerin den Schwarzen Peter zu geben."
"Aber wer sollte Menendez so etwas in die Schuhe schieben wollen?", erkundigte sich Mr. McKee. "Ein Konkurrent aus seinem Umfeld?"
Carter schüttelte den Kopf.
"Sehen Sie selbst!", sagte er und führte uns weitere Bildausschnitte aus dem Videomaterial zu. "Diese Bilder sind aufgenommen worden, nachdem die Limousine bereits davongefahren war."
Ein Geländewagen war zu sehen.
"Das ist der Wagen, der uns verfolgt hat!", stieß Milo hervor.
Carter nickte. "Die Täter wollten auf Nummer sicher gehen und mit Hilfe dieses scheinbar unbeteiligten Wagens verhindern, dass der Limousine jemand folgt." Max sah mich an. "Ihr wart ein bisschen zu schnell für sie, Jesse."
Eine weitere Vergrößerung wurde gezeigt.
Durch die Frontscheibe des Geländewagens waren zwei Gesichter erkennbar. Nur für Sekundenbruchteile war das Licht hell genug gewesen, aber Max Carter hatte in mühevoller Kleinarbeit genau diese Momente herausgefiltert.
Zwei Männer saßen in dem Geländewagen.
"Ich habe die Bilder durch den Computer gejagt.", erklärte Carter. "Die Männer sind einschlägig bekannt. Sie heißen Norman Grutko und Michael J. Browning. Beide sind Mitglieder der Radikal-Fraktion der WHITE CRUSADERS und werden wegen eines Massakers in Harlem gesucht, bei dem sie mit Uzis bewaffnet ein vermeintliches Bordell stürmten und auf alles schossen, was sich bewegte. Das war vor zwei Jahren. Seitdem leben sie im Untergrund..."
"Wir sollten uns Linder und van Doren, die beiden falschen FBI-Agenten noch einmal vorknöpfen", schlug ich vor. "Ich wette, dass die ebenfalls dazugehören - und wenn wir sie mit den neuen Tatsachen konfrontieren, macht sie das vielleicht Gesprächsbereiter..."
Mr. McKee sah mich an. "Dann tun Sie das, Jesse. Die beiden sind allerdings gestern nach Riker's Island verlegt worden."
Er machte eine kurze Pause und kündigte dann an: "Was diese Stiftung angeht, die die Aktivitäten der WHITE CRUSADERS finanziert, werde ich eine Telefonüberwachung beantragen. Außerdem möchte ich, dass die maßgeblichen Leute dort beschattet werden. Möglicherweise gibt es ja Kontakt zu Grutko und Browning - und wir kriegen auf diese Weise den Aufenthaltsort der beiden heraus!"