Читать книгу Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane - Pete Hackett - Страница 32
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Unsere Kollegen hatten Trenton und den Tätowierten in Empfang genommen und verhaftet. In einer Seitenstraße fand sich später auch der Geländewagen, mit dem Grutko und Browning uns verfolgt hatten.
Der Barmixer wurde vom Notarzt gleich ins nächste Krankenhaus transportiert und überlebte.
Meine eigene Verletzung am Arm stellte sich als Durchschuss heraus. Milo brachte mich ins John Luther Adams Memorial Hospital, wo die Wunde versorgt wurde.
Die Front des Schweigens brach schnell unter den Festgenommenen. Sie begannen sich gegenseitig zu belasten, so dass in den folgenden Tagen und Wochen immer größere Teile der Wahrheit ans Licht kamen. Zu verlieren hatte keiner von ihnen etwas.
Doug Trenton selbst war der Schütze gewesen, der sowohl für das Attentat in der 5th Avenue als auch für den Anschlag auf das 'Ling Su' verantwortlich war. Nicht nur die Vernehmungen der anderen Beteiligten brachten dies an den Tag. In Trentons Hotelsuite befand sich der Schlüssel zu einem Schließfach, in dem sich nicht nur einige MRX-230-Prototypen, sondern auch Equipment zur Programmierung und zum Abschuss dieser Waffen befand.
Sein Hass auf alle diejenigen, die er für Angehörige minderwertiger Rassen hielt, hatte wahnhafte Züge. Er war von der Idee besessen gewesen, die 'ausländischen Gangster', wie er sie nannte, aufeinander zu hetzen und wenn möglich sich gegenseitig umbringen zu lassen. Die Weißen müssten sich Amerika mit Gewalt zurückerobern, so sein Credo.
Terrence Cardigan, der Geschäftsführer des Lokals 'The Temple' in der 5th Avenue hatte mit den CRUSADERS zunächst nur sympathisiert, hatte Veranstaltungen der Leon W. Walker Foundation besucht und nach nach immer mehr Gedankengut der WHITE CRUSADERS verinnerlicht. Als dann ein puertoricanischer Clan die Kontrolle über das Lokal errang, dessen Geschäftsführer er war, hatte Cardigan begonnen, aktiv für die CRUSADERS zu arbeiten. Von ihm hatten Doug Trenton und seine Komplizen von dem Treffen zwischen Lee Jiang und Jorge Menendez erfahren, dass dann in einem Inferno endete.
Cardigan war auch Mittelsmann bei dem Verkauf von Lonbury-Prototypen an die CRUSADERS gewesen. Dass dies mit Geldern der sich so ehrenwert gebenden Leon W. Walker Foundation geschehen war, behauptete zumindest Trenton. Die Foundation bestritt das natürlich zunächst. Im Verlauf des späteren Prozesses kam dann allerdings das ganze Ausmaß zu Tage, in dem die Foundation in Trentons Machenschaften verwickelt war.
"Irgendwann müssen die CRUSADERS dann zu dem Schluss gekommen sein, dass Cardigan ein Sicherheitsrisiko für sie darstellte", meinte Milo. Wir saßen zusammen in unserem Dienstzimmer und ließen den Fall noch einmal Revue passieren.
"Diese WHITE CRUSADERS sind skrupellose Fanatiker", meinte ich. "Ich bin froh, dass wenigstens einige von ihnen jetzt nicht mehr frei herumlaufen."
"Und nach dem, was man so hört und liest geht es ja jetzt auch den Leuten von der Leon W. Walker Stiftung an den weißen Kragen. Trenton hat sie ganz schön belastet."
Ich nippte an dem Becher mit heißen Kaffee.
"Ich möchte wissen, wer die Entscheidung traf, dass Cardigan ausgeschaltet werden musste."
Milo zuckte die Achseln. "Trenton, nehme ich an."
Ich dachte einen Augenblick lang an Dr. Alex Ferraro, den die WHITE CRUSADERS zur Mitarbeit gepresst hatten, nachdem er zuvor auf eigene Rechnung Prototypen an verschiedene Interessenten verkauft hatte.
"Ich frage mich noch immer, warum Eric Daly Ferraro eigentlich getötet hat", meinte ich. "Wollte er das Geschäft allein machen - oder hatten auch da die CRUSADERS ihre Hand im Spiel?"
"Ich glaube, Daly wollte mit allen Seiten Geschäfte machen - und einen möglichst großen Anteil bekommen!", war Milos Vermutung.
Ich zuckte die Achseln.
"Es wird ihn niemand mehr fragen können", meinte ich.
Ich nippte noch einmal an dem Kaffee. Er war jetzt nicht mehr ganz so heiß. Ich verzog das Gesicht.
"Was ist los?", hakte Milo nach. "Deine Verletzung?"
"Nein, der Kaffee. Er schmeckt irgendwie nicht wie sonst."
"Kein Wunder."
"Wieso? Ich hoffe nicht, dass Mandy vergessen hat, wie sie ihren berühmten Kaffee aufbrühen muss!"
Milo schüttelte den Kopf. "Die Sekretärin unseres Chefs macht ein paar Tage Urlaub in Vermont." Mein Partner blickte auf die Uhr und erhob sich dann. "Mit der Vertretung habe ich mich zum Mittagessen verabredet."
"Ach, jetzt verstehe ich!"
"Was?"
"Dass du erstens so unwahrscheinlich eilfertig warst, als es darum ging Kaffee zu holen..."
"Reiner Freundschaftsdienst, Jesse!"
"...und das du zweitens dir selbst keinen mitgebracht hast! Du wusstest schon vorher, was los war und wolltest dich ungestört an die Vertretung heranmachen."
Milo sah mich grinsend an. "So wie du das ausdrückst, klingt das irgendwie..."
Er kam, nicht mehr dazu, den Satz zu vollenden.
Die Tür flog auf und Orry trat ein.
"Ihr sollt so schnell wie möglich zum Büro des District Attorneys fahren..."
"Jetzt?", fragte Milo.
"Der Staatsanwalt bereitet gerade die Anklageschrift gegen Ernesto Menendez vor. Er denkt, dass er ihn wenigstens wegen illegalem Waffenhandel, Hehlerei und Angriff auf Polizeibeamten drankriegt. Schließlich haben seine Leute ja auf euch gefeuert!"
"Na, dann nichts wie los!", meinte ich mit einem Grinsen an Milo gewandt. "Den District Attorney lässt man nicht warten."
Milo hob die Augenbrauen. "Und die Mittagspause?"
"Musst du wohl verschieben", grinste ich.
ENDE