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Milo fuhr mit drei Kollegen zum La Guardia Airport, ich mit den anderen dreien zum JFK-Airport. Auf den Autodächern saßen die Blinklichter, die Sirenen kreischten wie 99 heulende Derwische. Ich saß wie auf Kohlen.

Während der Fahrt informierte ich den Chef. Er sagte: „Schnappen Sie den Gangster, Jesse. Setzen Sie alles ein, was Ihnen zur Verfügung steht. Er hat zu viel verbrochen, als dass wir es uns leisten könnten, ihn laufen zu lassen.“

„Ich werde mein Möglichstes tun, Sir. Und Milo ebenfalls. Es ist uns beiden ein ähnliches inneres Bedürfnis wie Ihnen, den Mister der Gerechtigkeit zuzuführen.“

Der Morgenverkehr war natürlich katastrophal für uns. Dass uns Blinklicht und Sirene als Einsatzfahrzeuge kennzeichnete, störte so manchen Zeitgenossen einfach nicht, andere konnten einfach nicht ausweichen, weil es schlicht und einfach keinen Platz gab.

Ich fuhr selbst. Mein Trost war, dass es dem Taxi, in dem Moretti und seine Frau saßen, sicherlich nicht viel besser ging als uns.

Und außerdem waren die Flughafencops entsprechend geimpft. Nach menschlichem Ermessen hatte Sergio Moretti keine Chance, uns zu entkommen. Vorausgesetzt, er fuhr überhaupt zu einem der Flughäfen. Ich unterdrückte die jäh aufkommende Besorgnis, dass es dem nicht so war.

Aber meine Sorge war unbegründet.

Sergio Moretti auf dem Weg zum JFK-Airport. Er und seine Gattin waren mit falschen Reisepässen und Ausweisen ausgestattet. Er hatte sie sich schon vor längerer Zeit anfertigen lassen, vorbeugend, penibel wie er war, für den Fall des Falles; den Fall, wie er jetzt eingetreten war. Vom Taxi aus buchte er zwei Tickets für die nächste Maschine nach Italien. Er hatte Glück. In zwei Stunden flog ein Jumbo ab. Plätze waren noch frei.

Es war seine einzige Chance. Er war überzeugt davon, dass seine Flucht aus der Wohnung durch das Nachbarhaus eventuellen Beobachtern verborgen geblieben war. Selbst wenn sie ihn in den Laden hatten gehen sehen. Das Gros der Bullen war in der Nacht abgezogen. Das hatte er mit eigenen Augen gesehen. Falls das Haus überhaupt observiert wurde, dann allenfalls von zwei Polizisten. Und die würden Verstärkung anfordern, nachdem sie ihn ja noch in der Wohnung vermuten mussten.

Das Taxi quälte sich durch den Verkehr. Es ging über den East River. In Queens war es etwas ruhiger. Schließlich fuhr das Taxi vor das Terminal. Moretti bezahlte, dann stiegen er und seine Frau aus. Sie hatten nur etwas Handgepäck dabei. Sie begaben sich sofort zum Schalter der Pan American. Die Tickets wurden ihnen ausgehändigt. Moretti zahlte mit seiner American Express Card. Er und seine Gattin wollten sofort einchecken.

Das ertönte es scharf und klirrend hinter Morettis Rücken: „Mister Sergio Moretti!“

Er versteifte, zeigte aber sonst keine Reaktion.

Mrs. Moretti hingegen zuckte zusammen wie unter einem Peitschenschlag. Sie drehte, als sie ihren Schreck überwunden hatte, den Kopf und schaute über ihre Schulter.

Sie sah zwei Uniformierte mit Holstern an den Hüften. Flughafenpolizei! Sie hatten die Waffen nicht gezogen. Ihre Hände hingen aber neben den Griffen.

Sergio Moretti schüttelte seine Lähmung ab, griff nach dem Oberarm seiner Frau und ging weiter. Sie blickte wieder nach vorn. In ihren Mundwinkeln zuckte es heftig.

Die beiden Cops holten das Paar ein. „Sind Sie Sergio Moretti?“, schnappte einer von ihnen.

Moretti und seine Frau hatten angehalten. „Ich?“, tat er erstaunt und tippte sich mit dem Daumen gegen die Brust. „Wie sagen Sie? Moretti? Mein Name ist Roselli.“ Er wies auf seine Gattin. „Meine Frau Felicitas.“

„Können Sie sich ausweisen?“

„Natürlich.“ Der Gangster holte seinen gefälschten Pass hervor und überließ ihn dem Cop. Der studierte ihn eingehend, schaute noch einmal prüfend in Morettis Gesicht, nickte und meinte: „Zeigen Sie mir Ihr Ticket.“

Moretti gab ihm beide. Er trug sie in der Manteltasche. Sie waren auf die falschen Namen ausgestellt.

„Okay“, sagte der Polizist und reichte Ausweis und Tickets zurück. „Ist in Ordnung. Entschuldigen Sie, Mr. Roselli.“

Es gab noch kein Fahndungsfoto von Sergio Moretti, nur eine Personenbeschreibung, die die Flughafenpolizei erhalten hatte, und darum konnte der Gangster die beiden Polizisten täuschen.

Ungehindert passierten Moretti und seine Frau den Zoll. Noch etwas über eine Stunde bis zum Abflug.

Wir kamen an. Ich sah die Polizisten bei den Auskunftsschaltern der verschiedenen Fluggesellschaften patrouillieren, wies mich ihnen gegenüber aus und fragte: „Ist Moretti aufgetaucht?“

„Nein. Wir führten einige Überprüfungen durch. Auf einen Mann und eine Frau passte die Beschreibung, die wir erhielten. Sie hatten auch Tickets für die Maschine nach Rom. Die beiden konnten sich jedoch ausweisen. Es waren nicht die Gesuchten ...“

„Hölle“, entfuhr es mir, „sitzen Sie schon im Flieger?“

„Ja. Gate zwölf ...“

Wir waren schon unterwegs. Leute, die uns im Weg standen, schoben wir mit einer Entschuldigung auf den Lippen einfach beiseite. Ich hielt den Beamten an der Abfertigung meinen Ausweis unter die Nase. Der Metalldetektor, durch den wir hetzten, gab Alarm. Natürlich, denn an unseren Gürteln hingen ja die Waffen.

Der Jumbo stand da, die Gangway war noch angedockt. Wir kamen im Laufschritt. Im Laufschritt rannten wir auch durch die Röhre zum Einstieg in den Jumbo. Der Stewardess, die am Eingang stand, zeigte ich im Vorbeihasten die ID-Card, und ehe sie zum Denken kam, waren wir vorbei.

Da noch einige Zeit war bis zum Abflug, befanden sich noch nicht alle Passagiere in der Maschine.

Mit gezogenen Pistolen gingen wir zwischen den Sitzreihen hindurch. Ängstliche Augen musterten uns. In einigen glaubte ich sogar Panik zu erkennen. Kein Wunder nach den Vorfällen der vergangenen Monate, in denen gekaperte Flugzeuge sogar als fliegende Bomben benutzt wurden.

Um Missverständnissen vorzubeugen rief ich: „Wir sind vom FBI! Ihnen geschieht nichts. Es ist ein Einsatz. Bleiben Sie auf Ihren Plätzen.“ Ich hielt, während ich sprach, mit der Linken meinen Ausweis in die Höhe.

Als einer meiner Kollegen Moretti entdeckte, saß der Mafioso zusammengekauert hinter der Lehne des Sessels vor ihm. Ich hörte den Kollegen sprechen: „Mister Moretti, stehen Sie auf. Sie sind verhaftet ...“

Bei Moretti knallte eine Sicherung durch.

Er federte von seinem Sitz in die Höhe und stürzte sich auf den Kollegen. Beide gingen zu Boden. Mrs. Moretti schrie gellend auf. Der Beamte war von dieser unvermuteten Aktion total überrumpelt worden.

Moretti kam hoch. In seiner Faust lag die SIG des Agenten. Ein irres Flackern in den Augen zielte er auf – mich. Mein Verstand und auch der der beiden anderen Kollegen war für die Spanne zweier Lidschläge blockiert. Aber dann reagierten wir.

Ich tauchte blitzartig ab. „Waffe weg!“, brüllte ich. Meine Stimme kippte.

Moretti feuerte. Die Kugel zerschlug eines der Fenster. Er war nicht mehr Herr seiner Sinne. Er warf sich halb herum und zielte auf einen der anderen Kollegen.

Doch jetzt wurde der Beamte aktiv, den Moretti niedergerissen und dem er die Waffe entwunden hatte. Sein Bein säbelte herum und schlug dem Gangster die Füße vom Boden weg. Moretti kam nicht zu einem zweiten Schuss. Er hing einen Sekundenbruchteil quer in der Luft, ruderte mit den Armen und krachte dann der Länge nach auf den Boden des Flugzeugs.

Der Beamte kam hoch.

Aber da war ich auch schon zur Stelle. Ich trat Moretti die Pistole aus der Hand. Sie schlitterte über den Mittelgang, drehte sich einige Male und blieb liegen.

Mrs. Moretti schrie wie am Spieß. Es war ein hysterischer Ausbruch, der unsere Ohren schmerzen ließ, den wir aber ansonsten ignorierten.

Zwei meiner Kollegen zerrten Moretti auf die Beine. Handschellen klickten. Dann betete ich Moretti den Verhaftungsspruch vor. Er wurde zum Ausgang bugsiert. Seine Frau nahmen wir auch mit. Schließlich war sie mit gefälschten Papieren unterwegs.

Ehe ich das Flugzeug verließ, griff ich nach dem Mikrofon und sagte: „Entschuldigen Sie die Störung, Ladys and Gentlemen, aber dieser Einsatz war für das Wohl der Allgemeinheit und die Durchsetzung von Recht und Ordnung sehr wichtig.“

Dann nickte ich der bleichen Stewardess freundlich zu und folgte den Kollegen, dem gefesselten Gangster und seiner hysterischen Gattin in die Gangway.

Wegen des zerschossenen Fensters würde die Pan American wohl ein Ersatzflugzeug zur Verfügung stellen müssen. Das bedeutete für die Passagiere einen stark verspäteten Abflug.

Im Terminal rief ich erst Milo an und klärte ihn auf, dann wählte ich die Nummer Mr. McKees.

Er beglückwünschte uns zu dem Erfolg, den wir zu verzeichnen hatten. Dann sagte er: „Ich habe in Mexiko City angerufen. Man hat einige Beamte zu der Agentur geschickt, die aber meldeten Fehlanzeige. Es waren keinerlei illegale Machenschaften der Vermittler festzustellen.“

„Und jetzt gedenkt man da unten den Fall zu den Akten zu legen?“

„So sieht es aus, Jesse. Sie wissen, was das bedeutet?“

„Sie haben es uns bereits in der Nacht angedeutet, Sir. Gibt‘s was Neues aus Galveston?“

„Montamerre schweigt. – Okay, Jesse, ich werde mich um die Formalitäten kümmern, damit Sie und Milo ungestört in Mexiko agieren können.“

„Wann fliegen wir, Sir?“

„Morgen, spätestens übermorgen. Sie werden den Weg nach Mexiko über Galveston nehmen.“

Nur der Killer kennt den Trick: 3 Strand Krimis

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