Читать книгу Nur der Killer kennt den Trick: 3 Strand Krimis - Pete Hackett - Страница 23
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Es war Nacht, als wir Mexiko City anflogen. Ein Meer von Lichtern empfing uns. Der Nachthimmel über der riesigen Stadt war hell. Ein Taxi brachte uns zum Hotel „Krystal Zona Rosa“. Wir beschlossen, zuerst mal eine Mütze voll Schlaf zu nehmen.
Am folgenden Tag trafen wir Miguel Santiago. Wir hatten uns bei ihm telefonisch angemeldet und ließen uns per Taxi zum Präsidium befördern. Unsere Waffen hatten wir im Hotelzimmer in den Safe eingeschlossen. Zuerst mal wollten wir unsere Fühler in der mexikanischen Metropole ausstrecken.
Miguel Santiago war ein mittelgroßer, schlanker Mann in einem eleganten Anzug und einem sauber getrimmten Schnurrbart unter der Nase. Er sprach erstklassiges Englisch, so dass wir von daher schon mal kein Problem hatten.
Wir berichteten ihm von Patrick Fletcher und seiner Bande in New York, von unserem Einsatz in Galveston und setzten ihn von der Aussage Giovanni Carlones in Kenntnis.
Er schaute nachdenklich. Dann fragte er: „Und dieser Allan Baldwin soll sich hier in Mexiko City verkrochen haben?“
Milo gab Antwort. „Ja, Capitan. Wahrscheinlich gewähren ihm Pablo Santez und Carlos Mendoza Unterschlupf.“
„Die Vermittlungsagentur befindet sich in der Calle Lord Byron“, erklärte Santiago. „Das zuständige Polizeirevier hat sie unter die Lupe genommen, nachdem Ihr Señor McKee mit uns Verbindung aufnahm. Es wurde nicht der geringste Beweis für Ihre Behauptung gefunden.“
„Sind die Aussagen Carl Snyders und Giovanni Carlones nicht ausreichend, um einen noch intensiveren Blick in die Agentur zu werfen?“, fragte ich. „Was Allan Baldwin anbetrifft, ist er überführt. Wir müssen seiner Person nur noch habhaft werden.“
„Wir sind nicht so begeistert, wenn in unserem Land amerikanische Polizei agiert“, gab er unumwunden zu verstehen. „Es liegt uns viel daran, unsere Angelegenheit selbst zu ordnen. Aber man hat Ihnen vom Secretaria de Seguridad Pública – vom Ministerium für öffentliche Sicherheit also –, Sondervollmacht erteilt. Daran bin ich gebunden. Sie haben also freie Hand, G-men. Aber verlangen Sie nicht von mir, dass ich mit Ihnen durch die Straßen ziehe, um Leute zu beobachten, die von unserer Polizei schon überprüft wurden.“
Dagegen hatten wir nun wiederum gar nichts einzuwenden. So unverhohlen brachte ich das natürlich nicht zum Ausdruck. Lächelnd erwiderte ich: „Wir kommen schon zurecht, Capitan.“
„Bueno“, nickte er. „Sollte es allerdings zu Verhaftungen kommen, dann nur in meiner Anwesenheit. Sie können ungehindert Ihre Ermittlungen betreiben, Sie können Details zusammentragen – was auch immer. Wenn Sie jedoch der Meinung sind, dass das Material, das Sie haben, für die Verhaftung der Männer, hinter denen Sie her sind, ausreicht, dann bin ich einzuschalten. Und ich werde Ihnen dann sagen, was weiter zu geschehen hat.“
Das allerdings gefiel uns gar nicht. Er konnte es von unseren Mienen ablesen. In seinen Augen glaubte ich so etwas wie grimmigen Hohn wahrzunehmen.
Er klatschte die flache Hand auf den Tisch. Scharf stieß er hervor: „Ich sehe es Ihren Mienen an, dass Sie sich damit nicht anfreunden können, G-men. Ich warne Sie. Sie sind hier nicht in den Staaten. Also halten Sie sich an die Spielregeln.“
Wir standen auf. Kalt sagte ich: „Wir haben verstanden, Capitan. Doch sollten Sie nicht vergessen, dass wir über Sondervollmachten verfügen. Sie haben es selbst angesprochen. Das Secretaria de Seguridad Pública hat uns legitimiert, in Mexiko als FBI-Agenten tätig zu sein. Und dazu gehört es auch, die Verbrecher, auf die wir angesetzt sind, dingfest zu machen. Also sparen Sie es sich, uns zu warnen oder zu drohen.“
Er lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Meine Worte beeindruckten ihn scheinbar nicht im Geringsten. Lässig winkte er ab. „Sie vergessen dabei allerdings eines, G-man“, sagte er zu mir. „Ich gehöre zur Policia Judicial Federal und unterstehe der PGR, der Generalstaatsanwaltschaft also. Das Secretaria de Seguridad Pública hat mir keine Weisungen zu erteilen. Wenn Sie also vom Ministerium für öffentliche Sicherheit ermächtigt sind, hier zu agieren, so interessiert mich das nicht. Wir verstehen uns?“
Er avancierte langsam zum Brechmittel für mich. Ich spürte, wie sich ein Adrenalinschub aufbaute und wie schließlich das Adrenalin in mir in die Höhe drängte.
„Wir werden uns an das Ministerium wenden“, versprach Milo wütend, was seine Stimme kehlig klingen ließ. „Sicher wird man Ihnen dann über die Generalstaatsanwaltschaft erklären, Capitan, was wir in Mexiko City dürfen und was nicht.“
Wir gingen grußlos.
Die Arroganz des Capitan jagte Wellen des Zorns durch mein Gemüt. Eine dumpfe Glut der Wut wütete in meinen Eingeweiden.
Milo setzte, als wir auf der Straße waren, an, um etwas zu sagen. Er ließ es aber. Er war zu wütend, um auch nur ein Wort hervorzubringen.
Wir wollten keine Zeit vergeuden. Milo winkte einem Taxi. Als wir im Fond saßen, sagte ich nur: „Zur Calle Lord Byron.“
Als das Taxi anfuhr, schien auch Milo seine Sprache wieder gefunden zu haben: „Die Arroganz dieses Capitan wird wahrscheinlich nur von seiner Dummheit übertroffen. Bei dieser Polizei wird es für mich leicht erklärbar, dass Mexiko City über die größte Verbrechensrate der Welt verfügt. Die Gauner können sich hier ja im Sumpf des Verbrechens suhlen wie Wildschweine.“
„Reg dich ab, Milo“, versetzte ich. „An unserer Legitimation kann auch dieser Schnösel nicht rütteln. Wir werden ihn also nicht fragen, wenn wir unseren Job machen.“
„Wie gehen wir vor?“, fragte Milo.
„Ich gehe nachher in den Laden und gebe mich als Interessent für hübsche Girls aus“, verlieh ich meiner Idee Ausdruck. „Denn die Schufte rechnen vielleicht mit allem möglichen, nicht aber damit, dass zwei Special Agents des FBI New York vor Ort operieren.“
„Es sei denn, man hat sie schon vor uns gewarnt“, wandte Milo mit Bitterkeit im Tonfall ein. „Vielleicht verdient sogar der eine oder andere unserer mexikanischen Kollegen mit am illegalen Mädchenhandel.“
Als Milo grimmig schwieg, spürte ich einen seltsamen Druck in der Magengegend. „Mal den Teufel nicht an die Wand, Milo“, knurrte ich.
Es ging durch die unterschiedlichsten Viertel. Mexiko City präsentierte sich uns als eine faszinierende Mischung von Erster und Dritter Welt, als kulturellen Schmelztiegel, supermodern und althergebracht, sehr reich und sehr arm. Wir sahen Wolkenkratzer und auch kleine Adobehäuser, breite Prachtstraßen und enge, verschlungene Gassen.
Dann hielt das Taxi in einer verkehrsreichen Straße. „Calle Lord Byron!“, tönte der Taxifahrer.
Milo entlohnte ihn, wir stiegen aus und standen auf dem Gehsteig. Die Agentur war in einem Wohn- und Geschäftshaus älterer Bauart untergebracht.
Milo begab sich auf die andere Straßenseite.
Ich betrat das Gebäude.