Читать книгу Nur der Killer kennt den Trick: 3 Strand Krimis - Pete Hackett - Страница 7

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Carl Snyder hatte die drei mexikanischen Girls am Hals. Sie waren für Patrick Fletcher bestimmt. Sie sollten in dessen Club in der 124th Straße als Prostituierte arbeiten.

Es waren drei blutjunge Mädchen, die mit falschen Versprechungen in die Staaten gelockt worden waren. In Galveston gingen sie durch die Hände Allan Baldwins. Der Gangster hatte sie in die Drogensucht getrieben. Sie wurden geschlagen, vergewaltigt und eingesperrt wie Tiere. Jetzt waren sie „fertig“ für ihren Einsatz, dazu ausersehen, die perversesten Wünsche zahlungskräftiger, handverlesener Kunden im Club „66“ zu befriedigen.

Das Problem war, dass die Polizei den Club dicht gemacht hatte. Patrick Fletcher, der Clubchef, war von den FBI-Agenten Trevellian und Tucker hops genommen worden. Er würde nie mehr freie Luft atmen ...

Carl Snyder sollte die Girls auf Weisung Pat Fletchers ins nächste Flugzeug setzen und nach Galveston zurückschicken. Aber die Mädchen weigerten sich. Ihre Körper verlangten nach Heroin. Außerdem hatten sie nicht einen Dime einstecken. Snyder wollte das Geld für die Tickets auch nicht locker machen. Weshalb auch? Niemand würde es ihm erstatten.

Er fuhr mit den Mädchen zum Club. Vorder- und Hintertür waren verschlossen und mit dem Siegel des Police Departement versehen.

Snyder chauffierte die Girls in die 119th Straße. Das abbruchreife Haus, in dem die mexikanischen Huren untergebracht waren und in dem sie mehr oder weniger vor sich hin vegetierten, war nur noch eine von der Gasexplosion zerstörte, ausgebrannte Ruine. Fletcher selbst hatte die Explosion ausgelöst, nachdem er drei illegale Prostituierte und zwei ihrer Bewacher erschossen hatte.

In dem Gebäude waren noch Polizei und Feuerwehr zugange. Snyder verabschiedete sich zusammen mit den Mädchen sehr schnell wieder aus der 119th Street, bevor die Cops auf ihn und seine heiße Fracht aufmerksam wurden.

Wohin mit den verdammten Weibern?, fragte er sich. Sie sind schon total unruhig. Sie brauchen einen Schuss. Aber woher einen nehmen?

Plötzlich hatte Carl Snyder eine Idee. Eine hervorragende Idee, wie er selbst fand.

Er lenkte seinen Wagen nach Little Italy. Sergio Moretti war einem guten Geschäft nie abgeneigt. Moretti fühlte sich als Boss in Little Italy. Er lebte von einigen Bars, die Strohmänner betrieben, vom Rauschgifthandel, von der Schutzgelderpressung und von der Hehlerei. Warum sollte er nicht auch in die illegale Prostitution einsteigen?

Offiziell war der Italoamerikaner Betreiber eines Spezialitätenladens. Italienische Spezialitäten!

In den Hof des Gebäudes in der Mulberry Street, dessen Erdgeschoss das Spezialitätengeschäft einnahm, steuerte Snyder seinen Chevy. Er stellte den Motor ab und schaute über die Schulter.

Zusammengepfercht saßen die drei hübschen Mädchen auf dem Rücksitz. Ihre dunklen Augen flackerten. Ihre Pupillen hatten nur noch die Größe von Stecknadelköpfen. In den rassigen Gesichtern zuckten die Nerven.

„Ihr bleibt sitzen. Rührt euch nicht aus dem Auto. Verstanden – comprende – klar?“

Eine der Mexikanerinnen nickte. Die Qualen, die ihr der momentan einsetzende Entzug bereitete, sprachen aus jedem Zug ihres unruhigen Gesichts.

Snyder stieg aus, schlug die Autotüre zu und verließ den Hof. Wenig später betrat er den Spezialitätenladen. Einige Kunden standen oder bewegten sich zwischen den Regalen. Andere warteten an der Kasse, die von einer Frau mittleren Alters bedient wurde. Eine andere Verkäuferin schlichtete Ware in ein Regal. An sie wandte sich Snyder.

„Ich möchte mit Mr. Moretti sprechen. Ist er da?“

„Oben, in seiner Wohnung. Haben Sie eine Beschwerde, Sir? Ich ...“

„Nein.“ Snyder lachte gekünstelt auf. Er fühlte sich nicht so richtig wohl in seiner Haut. Er wollte die Mexikanerinnen loswerden, und er wollte Geld verdienen. Geld, das ihm Moretti für die Girls zahlen sollte. Moretti jedoch war ein mit allen schmutzigen Wassern gewaschener, skrupelloser Mafioso. Snyder hatte keine Ahnung, wie Moretti auf sein Ansinnen reagieren würde. Das sorgte für Beklemmung in seiner Brust.

„Soll ich ihn holen?“, fragte die Verkäuferin.

„Das wäre sehr liebenswürdig von Ihnen“, nickte Snyder und lächelte starr.

Die Angestellte verschwand. Snyder schaute sich desinteressiert die Waren an, die der Italiener in seinem Sortiment anbot.

Dann kam Sergio Moretti. Er war ein mittelgroßer, grauhaariger Mann von etwa 50 Jahren, sehr gepflegt, mit hellwachen Augen, die ein hohes Maß an Intelligenz verrieten, und einem scharf geschnittenen Gesicht. Das kantige Kinn verriet Energie und Durchsetzungsvermögen. Bekleidet war Moretti mit einer dunkelblauen Hose und einem weißen Hemd, das am Hals geöffnet war.

„Sie möchten mich sprechen, Mister?“, fragte Moretti und fixierte Snyder dabei eingehend, fast prüfend.

Snyder schaute in die Runde. In ihrer unmittelbaren Nähe war niemand. Er trat näher an den Italoamerikaner heran. Mit gesenkter Stimme gab er zu verstehen. „Es ist ein Geschäft, Moretti, das ich Ihnen vorschlagen will. Ein lukratives Geschäft. Sie können sehr viel Geld verdienen.“

Moretti kniff die Augen eng. Er trat einen halben Schritt zurück, um die alte Distanz wieder herzustellen. Sein Blick drückte Misstrauen aus. „Was ist das für ein Geschäft?“, fragte er gedehnt.

„Wir sollten nicht hier darüber reden“, raunte Snyder verschwörerisch. „Haben Sie keinen Raum, in dem wir ungestört sind, Moretti?“

„Natürlich“, murmelte der Mafioso. „Folgen Sie mir.“

Er verließ den Laden und führte Snyder in einen Raum, der eingerichtet war wie ein Büro. Erwartungsvoll starrte er Snyder an.

Carl Snyder fühlte sich aufgefordert, sein Anliegen zu äußern. „Ich habe meinen Wagen in Ihrem Hof abgestellt, Moretti“, begann er. „Auf dem Rücksitz befördere ich heiße Fracht. Den Mann, für den sie bestimmt war, hat heute das FBI hochgenommen.“

„Heiße Fracht?“

„Der Girls aus Mexiko. Alle unter zwanzig. Prostituierte ...“

Die Brauen Morettis zuckten in die Höhe. „Wie kommen Sie darauf, dass ich mich für derartige Ware interessiere?“, fragte Moretti lauernd.

Snyder straffte seine Schultern. „Ich habe für Fletcher gearbeitet. Den hat heute das FBI aus dem Verkehr gezogen. Die Mexikanerinnen wurden ihm von Galveston geschickt. Erstklassige Girls, Moretti. Zahlen Sie mir für jede zweitausend Dollar. Das ist sozusagen geschenkt. Normalerweise kosten sie das Zehnfache. Das Geld haben die Ladys in einer halben Woche wieder hereingearbeitet.“

„Wofür halten Sie mich, Mister ...“

„Snyder.“ Ein lahmes Grinsen spielte um Snyders Lippen. „In Insiderkreisen weiß man, Moretti, dass der Feinkostladen nur Alibifunktion hat. Sie sind Chef der Mafia, die Little Italy kontrolliert. Also stellen Sie sich nicht an.“

„Na schön“, murmelte Moretti und bedachte Snyder mit einem kalten Blick. „Kommen wir also ins Geschäft. Bringen Sie die drei Mädchen in die Lower Eastside, zweihunderteinunddreißig Clinton Street. Ich werde Sie telefonisch ankündigen. Dort wird man Ihnen die Girls abnehmen und Sie auszahlen.“

Carl Snyder atmete aus. „Ich wusste doch, dass Sie einem derart guten Deal nicht abgeneigt sind, Moretti. Also zweihunderteinunddreißig Clinton Street, Lower Eastside.“

Der Italiener nickte und deutete ein Grinsen an. Seine Augen nahmen daran nicht teil. Es war ein hintergründiges, nicht zu deutendes Grinsen.

Snyder rannte zurück zu seinem Chevy.

Die drei Mexikanerinnen auf dem Rücksitz verfielen immer mehr. Ihre Körper erbebten wie unter einem inneren Krampf. Ihre Augen blickten fiebrig, ihre Hände zuckten unkontrolliert.

Snyder dachte sich nichts dabei, dass Moretti die „Ware“ nicht einmal sehen wollte. Snyder dachte nur an die 6000 Dollar, die ihm die Mädchen bringen würden, und in seiner Habgier ließ er Dinge außer Acht, die in seinem Milieu überlebenswichtig waren.

Nur der Killer kennt den Trick: 3 Strand Krimis

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