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Gedanken jagen durch meinen Kopf

Gedanken jagen durch meinen Kopf, Krieg, Zerstörung, Leid, Religionen, die Abfahrt, wann kommt sie denn nun endlich? World Trade Center, Pentagon, Pennsylvania. Da ist was Großes im Gange, was ganz Großes. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Die Zeit scheint aufgehört haben zu laufen, so langsam läuft sie jetzt. Aber endlich in Sicht. Way out. Aber was ist das - immer weiter werde ich von der Rue Nationale weggeführt. No way to turn. Out, out, out, out. Das geht mir dann doch etwas zu weit. Ich habe einen dicken Brummi hinter mir, der drückt. Ich muss doch etwas heftig abbremsen, damit ich nicht von der Bahn abkomme. Ich denke an den Brummi hinter mir. Irgendwie muss ich jetzt zurück. Aber die Straßenführung ist nur nach way out organisiert. Jetzt muss ich etwas tun, um abzukürzen. Ich reiße das Steuer herum, über die weiße Linie, mir kommt nichts entgegen, Gott sei Dank, nur der Brummi hinter mir, bloß weg. Er hupt wie verrückt mit seiner überdimensionalen Doppelhupenhupe, irrsinnig laut, ich bin richtig zusammengefahren. Laut war es schon, aber diesmal habe ich keinen Blick in den Rückspiegel riskiert. Ich merke nur, wie ich das Genick ein wenig einziehe und ganz leicht gegen die Kopfstütze drücke, um den etwaigen Aufprall besser abfedern zu können. Jetzt, oh nein - ich habe richtig das Steuer herumgerissen und halte es ganz fest, versuche gleichzeitig, angemessen abzubremsen, um auch nicht ins Rutschen zu kommen. Mein rechter Vorderreifen pumpt auf die Bordsteinkante, bloß kein Plattfuß oder gar Schlimmeres, bitte jetzt nicht, nur jetzt nicht. Das hätte gerade noch gefehlt. Geschafft. Puh. Zumindest für den ersten Augenblick.

Zumindest bin ich jetzt wieder auf der Straße und kann die Richtung halten. Hähä - jedenfalls habe ich dem provisorischen Europa ein kleines, weißes Schnippchen geschlagen, indem ich über die weiße Linie gefahren bin, um mir den Weg etwas zu enteuropäisieren. Pas mal - oh, in Sicht die gute alte Rue Nationale - ohh man, geschafft, jetzt aber los, noch zehn Minuten. Jetzt nicht überreagieren, vorsichtig, ich höre das dumpfe Geräusch des Vorderrades an der Bordsteinkante. Langsam, bloß nicht rasen, runter mit der Geschwindigkeit. Alles bleibt ruhig. Ich kann also noch etwas beschleunigen. Gut. Alles bleibt ruhig. Ich verharre so noch etwas, reduziere meine Geschwindigkeit weiter, um sicherzugehen, dass auch wirklich nichts passiert ist. Rien du tout. Mais oui, q’est qui se passe? Wieder diese endlos erscheinenden Kilometer. Jedenfalls sind hier kaum Brummis unterwegs, über die ich mich ärgern könnte. Keinem kann ich jetzt die Schuld geben, an irgendetwas schuldig zu sein. Ojemine. Trotz allem – ein Blick in die Gegend, ein Blick auf den Tacho, ein Blick auf die Uhr. Alles noch im regelbaren Bereich, denke ich. Denn gesehen habe ich das Hotel ja schon. Der Blick in die Gegend will mir nicht recht gefallen, ich sehe nicht, was ich da sehe. Häuser, Wiesen, Felder, Wege, Bäume. Alles liegt in der untergehenden Abendsonne. Es schleicht sich eine heimliche, leise Angst und eine heimliche, leise Trauer in meine Gedanken. Was geschieht denn nur da draußen? Wer macht da so viel Tod?

Medeas Zorn ist vergleichsweise milde ausgefallen gegen diese Rache. Die junge und schöne Kreusa, Jasons neue Geliebte, verbrennt in ihrem neuen Hochzeitskleid, ein Geschenk Medeas. Auf ihrer Flucht zerstückelt sie ihre Kinder und verstreut die einzelnen Teile in der Landschaft, damit ihr Jason vor lauter Entsetzten nicht so schnell folgen kann.

Wer erlaubt sich das, über so etwas zu entscheiden? Wer ist der Totmacher? - Das darf nicht sein. Peer Gynt schießt mir in den Kopf - Quatsch. Vergiss es! Ich muss mich auf die Straße konzentrieren. Gedanken jagen durch den Kopf. Peer hatte ganz andere Probleme. Auf einer Planke musste er sich mit seinem Koch auseinandersetzten, der hat Kinder, Peer hat keine. Der hat sich ganz klar für sich entschieden. Peer aber ist im Kampf mit einem Koch auf einer Planke, um sein eigenes Leben zu retten. World Trade Center.

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