Читать книгу entre dos tierras - Peter Geipel - Страница 29

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Es sind grazienhafte, fulminante, manchmal 12-tönige, dissonante, schräg abgehackte, lückenhafte, löchrige und wieder flächigbunte, gedeckte, brausende Bilder

Es sind grazienhafte, fulminante, manchmal 12-tönige, dissonante, schräg abgehackte, lückenhafte, löchrige und wieder flächig bunte, gedeckte, brausende Bilder.

Angelus Domini nuntiavit Marie.

Et concepit de Spiritu Sancto.

Ecce ancilla Domini,

fiat mihi secundum verbum tuum.

Et Verbum caro factum est.

Et habitavit in nobis.

Ohne Rücksicht auf irgendetwas. Irgendwo muss der Essenskorb stehen. Der Käse will nicht mehr so richtig schmecken, auch das Baguette ist nicht mehr in allerbester Form. So mümmele ich daran herum, stochere in Mitgebrachtem. Der Geschmack des Weines, er hat sich nicht verändert. Nur mein Zustand hat sich etwas verändert.

Arrière, Satan, arrièrre!

Donne-moi les couleurs.

Ich tippe und tippe auf diesem kleinen, provisorischen, europäischen Ding da herum, inmitten von Paray-le-Monial, liege auf meinem viel zu großen französischen Bett mit einer dicken, bunt gemusterten Steppdecke da herum und kriege die Bilder nicht mehr aus meinem Kopf. Sie wollen einfach nicht mehr aufhören, diese ständigen Wiederholungen. Alles ist unterbrochen in meinem Kopf. Eben sehe ich noch hinter Paray-le-Monial einen bezaubernden, freudig leuchtenden, melancholischen Sonnenuntergang verglühen, jetzt brennt die ganze Landschaft glutrot und orange. Die ganze Landschaft brennt. Götterdämmerung, glutrot und tot und rot und tot.

Jetzt versuche ich einen richtigen klassischen französischen Krimi zu erwischen. Es ist alles zu viel, von allem zu viel. Tipp, tipp, tipp.

Qu’est-il arrivé? Je ne le comprends pas.

Ich glaube, ich bin wirklich betrunken, habe zu viel europäische Vorfreude getrunken, zu wenig gegessen. Die Bilder beginnen sich zu wiederholen, ständig und ständig, immer die gleichen Bilder, wieder und wieder. Ich habe den Eindruck, als gäbe es nur noch einen Sender, einen Absender. Aber was ist das für ein Sender, der die schnell gemixten, lange geplanten Bilder absendet. Was ist das für ein Science-Fiction? Ich kriege den Ton nicht leiser. Tippe und tippe, tippe, quelle peur, ce n’est pas vrai. Oui, je connais ce film. Ce n’est pas vrai. Alle, aber wirklich alle tanzen nach seiner Pfeife. Des Senders Pfeife, tanzen sie auf der ganzen Welt, jeder nach seiner Façon. Welcher Gott hat sich das ausgedacht? In der Schlichtheit eines Rond-Point. Ohne Ampel. Rot, halten, gelb, Achtung, Grün, fahren. Nichts von alldem. Einfach nur den Rond-Point, benutzen, aufpassen, rein und wieder raus. Ein Rond-Point ist wesentlich energiegünstiger, weil er keine Energieressourcen verbraucht. Er passt sich einfach den schneller gewordenen Systemen an. Rein und raus. Er verbraucht keine gigantischen Summen an Etats und Energie. Er braucht keine logistischen Produktionsfabriken und Produktionsmaschinen und Produktionsbewegungsmaschinen, um den Umsatz zu erhöhen, um den Absatz zu erhöhen.

Der Rond-Point ist sich selbst genug. Natürlich ist sich auch der europäische Euro-Rond-Point genug. Weil viele davon genügend profitieren. Aber das ist auch mit gigantischem Elend und Leid verbunden, unter uns, mitten unter uns. Weil der Rond-Point unzählige Arbeitsplätze vernichtet. Der Bildersender besorgt unendlich viel Leid und viel, viel, viel Tod. Ein Totmacher. Ein Rond-Point vernichtet Arbeitsplätze und beschleunigt den Verkehr, aber er tötet nicht.

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