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Fritz und Alfred spielen in den Folgejahren oft und gern den irischen Autor George Bernard Shaw, der im November 1914 schreibt: „Und ich sehe, wie Junker und Militärpartei in England und in Deutschland die Gelegenheit, auf die sie viele Jahre vergeblich gewartet haben, wahrnehmen, einander zu vernichten und ihre eigene Oligarchie als die beherrschende Militärmacht der Welt aufzurichten. Das heldenhafteste Mittel gegen dieses tragische Missverständnis wäre zweifellos gewesen, wenn beide Armeen ihre Offiziere niedergeschossen hätten und heimgegangen wären, um in den Dörfern die Ernte einzubringen und in den Städten Revolution zu machen.“52

Am 25. November 1915 wird Alfred „eröffnet, dass er beschuldigt werde, nach eingetretener Mobilmachung einer Einberufung zum Dienste keine Folge geleistet zu haben“ – ein „Vergehen gegen § 68 Militärstrafgesetzbuch“. Es wird Haftbefehl erlassen. Alfred, der sich inzwischen wieder gefasst hat, legt „Rechtsbeschwerde“ ein. Kriegsgerichtsrat Wagner lässt den Hilfs-Gerichtsschreiber wörtlich mitschreiben, nach „Diktat des Beschuldigten“:53 „Ich erhebe deshalb Beschwerde, weil ich der Überzeugung bin, dass […] ein Irrtum“ vorliegt, da der Haftbefehl von einem „ungedienten Landsturmmann“ spreche. „Im Gegensatz“ dazu „bin ich aber Rekrut […].“ Alfred, nun Jurist in eigener Sache, fährt fort: Als er in Berlin eine Vorladung „zur Musterung“ erhalten hat, habe er „geantwortet […], dass ich in Leipzig beim Train als Kriegsfreiwilliger angenommen sei“. Auch aus Leipzig habe er „Gestellungsbefehle“ erhalten, zwei sogar, „denen ich beiden Folge leistete“: „Beide Male wurde ich als überzählig zurückgeschickt.“ Im „Geschäftszimmer“ des Train-Regiments 19 in Leipzig sei ihm beschieden worden, „es würde vom Regiment nach Berlin geschrieben werden, dass ich in Leipzig noch nicht eingetreten sei, ich würde nun entweder vom Bezirkskommando in Berlin eingezogen werden oder vom Train-Bataillon in Leipzig“. Und Alfred versichert: „Ich habe bis zum heutigen Tage weder vom Train-Bataillon noch vom Bezirkskommando Berlin eine Zustellung erhalten.“

Während Alfred in Haft bleibt, erhält der dienstverpflichtete Fritz Schaie wenigstens ab und zu Ausgang. So spricht er eines Tages bei Direktor Adolf Edgar Licho vom Albert-Theater in Dresden vor. Der damals neununddreißigjährige Licho sagt am 11. Dezember 1915 vor dem Kriegsgericht aus, er

„kenne die Brüder Schaie unter ihrem wirklichen Namen schon seit mehreren Jahren […]. Sie veranstalteten damals literarische Vorstellungen, hatten auch, und zwar unter einem fremden Namen, ein Theater gepachtet und müssen über Geld verfügen, was höchstwahrscheinlich der Vater hat. […] Vor mehreren Wochen erschien unerwartet der kleinere von ihnen [Fritz] in Uniform des Train-Bataillons und frug mich direkt, ob ich ihn wohl reklamieren würde. Ich frug ihn ganz verwundert, was er damit meine. Er [Fritz] sprach sich weiter dahin aus, ich möchte ihn etwas inszenieren lassen, ihn als Regisseur einstellen und dabei beklagte er sich unter offensichtlicher Abspannung über die Anstrengung des Dienstes. Ich habe ihm das rundherweg abgeschlagen und er ist gegangen. Etwa 14 Tage später darauf kam er wieder in Uniform und bat mich, ich möchte unter meiner Direktion im Zirkus Sarrasani ein Gastspiel der [Adele] Sandrock stattfinden lassen. Ich frug ihn darüber natürlich aus und da ergab sich, dass das ein ganz schwindelhaftes Unternehmen war. Es war 4 Tage vor der durch die Zeitung in großen Annoncen und durch große Plakate an den Litfaßsäulen angekündigten Vorstellung, und dabei hatte Schaie weder eine Bühne noch Konzession noch Schauspieler. Er bat mich, dass meine Schauspieler auftreten sollten, als ich aber von ihm eine Kaution von 20 000 Mark verlangte, lehnte er ab und dabei [damit] war für mich die Sache erledigt. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.“54

Fritz und Alfred Rotter

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