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Unser sechster Sinn

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Hören, riechen, schmecken, sehen, tasten – unsere fünf Sinne kennen wir alle. Ohne sie wären wir im täglichen Leben erheblich eingeschränkt. Vor allem nicht sehen oder hören zu können, sind Handicaps, die das Leben sehr stark verändern – auch wenn es sicher einen großen Unterschied macht, ob sie von Geburt an bestehen oder erst im Laufe des Lebens durch äußere Umstände neu hinzugekommen sind.

Haben Sie sich schon einmal überlegt, was all unseren Sinnen gemeinsam ist? Nun, sie alle beziehen sich auf die Gegenwart. Wir sind mit allen Sinnen immer in der Wahrnehmung des Jetzt. Dieser Gedanke ist wichtig, weil er in Verbindung mit unserem Thema steht. Wenn wir über Gefühle nachdenken, kommen wir ihnen nämlich am nächsten, wenn wir sie als unseren sechsten Sinn verstehen. Auch wenn diese Sichtweise nicht offiziell anerkannt ist: Mit dem sechsten Sinn bezeichnen wir in der Regel die Fähigkeit, Dinge spüren zu können, die nicht offensichtlich sind und die man vor allem mit den üblichen fünf Sinnen nicht erfassen kann: Man kann sie nicht sehen, nicht hören, nicht ertasten, sie sind nicht zu riechen und nicht zu schmecken. Trotzdem »fühlen« wir, dass sie vorhanden sind. Und auch dieser sechste Sinn ist eine Wahrnehmung des Jetzt. Gefühle schlagen eine Brücke zu unserer Gegenwart, sie lassen uns unsere aktuelle Situation erleben – oft viel besser, als der Verstand es jemals könnte.

Dabei ist der sechste Sinn durchaus eine ebenso körperliche Wahrnehmung wie die der anderen Sinne. Im allgemeinen Bewusstsein ist das auch so verankert: Wir beneiden beispielsweise Menschen mit einem guten Bauchgefühl, reden also von einer ganz konkreten körperlichen Verortung von »Gefühl«. Darüber hinaus wissen wir alle, dass starke Gefühle immer auch starke körperliche Reaktionen hervorrufen. Gefühle können uns im wahrsten Sinne des Wortes umhauen, vor Glück schreien lassen, uns den Boden unter den Füßen wegziehen oder in Gefahrenmomenten eine blitzschnelle Flucht auslösen.

»Unser Körper reagiert:

Da sind diese Gefühle, die uns umhauen,

schreien oder einfach nur weglaufen lassen.«

Sogar im Schlaf haben wir in intensiven Träumen Gefühle, die uns zum Beispiel auflachen oder in Schweiß baden lassen – ohne dass wir davon aufwachen. Ja, oft wissen wir am nächsten Morgen nicht einmal, dass diese Dinge passiert sind. Wenn uns unsere Partnerin oder unser Partner erzählt, wie laut wir in der Nacht gelacht oder gestöhnt haben, können wir es nicht glauben.

Was aber bedeutet das? Nun, Gefühle brauchen für ihr Auftreten und ihre Wirksamkeit offenbar kein (Wach)Bewusstsein. Tatsächlich ist es so, dass uns etwa 90 Prozent unserer Gefühle gar nicht bewusst werden. Das ist mit der Grund, warum zum Beispiel unangenehme Gefühle noch im Schlaf so viele unserer Erholungskräfte binden, dass wir am Morgen vollkommen gerädert und erschöpft aufwachen. Es sind solche Gefühle, die Albträume entstehen lassen – und die auf Dauer den Körper angreifen und uns krank machen.

Gesundheit ist auch Gefühlssache

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