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Die Suche nach der fehlenden Verbindung

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Was ich gerade geschildert habe, sind nur zwei Beispiele aus meiner Tätigkeit als Kardiologe, die mich nie wieder losließen. Je länger ich nachdachte, desto mehr ähnliche Episoden fielen mir ein, und irgendwann fand ich dieses offensichtliche Missverhältnis zwischen innerem Erleben und äußerem Handeln so auffällig, dass ich mich gezielt auf die Suche nach Hintergründen und Lösungsansätzen machte.

Wonach ich suchte, war gewissermaßen der »Missing Link«, das Wissen darüber, welche Funktion und welche Folgen Emotionen wie zum Beispiel Wut, Empörung, Verachtung, aber auch Hoffnung, Zuversicht, Freude und natürlich Liebe für die Frage nach Krankheit und Gesundheit haben. Können sie uns wirklich krank machen? Und wenn ja, müssten sie dann im umgekehrten Fall nicht auch die Heilung unterstützen können?

Gefühle, so lernte ich mit der Zeit immer besser, sind nicht das Ungefähre, das nicht richtig Fassbare, mit dem sich aus Sicht eines »richtigen« Arztes besser die Psychologen befassen sollten und die in unserer auf Verstand ausgerichteten Gesellschaft häufig keinen guten Ruf haben – weil man sich nicht auf sie verlassen kann, weil sie zu wenig konkret sind, weil jeder einfach anders fühlt. Unsere Gefühle, davon bin ich mittlerweile überzeugt und davon handelt auch dieses Buch, sind vielmehr die wichtigste Verbindung zwischen Verstand und Körper.

Wieso aber konnte dann der Verstand weder den Infarktpatienten davon abhalten, sich weiterhin Zigaretten anzustecken, noch dafür sorgen, dass der ausgesprochen gesund lebende Familienvater tatsächlich auch körperlich gesund blieb? In beiden Fällen hätte man in einem wissenschaftlichen Versuchsaufbau andere Ergebnisse erwarten müssen. Für mich kristallisierte sich in beiden Fällen immer deutlicher heraus, dass die nicht stimmigen Gefühle die gesuchte Verbindung waren. Sie erklärten letztendlich, warum die Patienten trotz medizinischen Erfolgs keine echte Gesundheit erlangen konnten.

Eine weitere wichtige Erkenntnis liefern diese beiden Beispiele gleich mit: Es spielt überhaupt keine Rolle, ob wir uns über ein negatives Gefühl wie die Todesangst unterhalten, die den Raucher nicht vom Rauchen abhält, oder über ein positives Gefühl wie das Mitempfinden des anderen Patienten, das die Angina pectoris trotzdem nicht verhinderte. Letzteres ist für uns allerdings sehr viel schwerer zu akzeptieren, da es uns vor die Frage stellt, ob auch Mitgefühl Grenzen haben sollte und vielleicht manchmal einfach Feierabend und Urlaub braucht.

Gesundheit ist auch Gefühlssache

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