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Unsere Gefühle machen aus, wer wir sind

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Es ist genau dieser sechste Sinn, der uns zu der Persönlichkeit macht, die wir sind. Je weniger Verbindung zu unseren Gefühlen wir zulassen, desto stärker nehmen wir als Menschen Schaden und desto stärker ringen wir damit, zu der Persönlichkeit zu werden, die wir gerne sein wollen. In sich ruhende Menschen sind vor allem auch mit ihren Gefühlen im Reinen. Sie genießen die guten und schönen und verstehen die Botschaft der schwierigen – die uns zeigen wollen, dass wir an einem bestimmten Punkt an uns arbeiten müssen.

Solange wir nicht auf unsere eigenen Gefühle hören und uns stattdessen von den Gefühlen anderer abhängig machen, entfernen wir uns von unserer eigenen Persönlichkeit und verhindern Veränderung am einzig geeigneten Ort – in uns selbst. Wir sind dann in der Passivität und nicht mehr Herr unserer selbst. Aus dieser Passivität können wir nur entkommen, wenn wir lernen, die Gefühle in uns zu verstehen und gut mit ihnen umzugehen – vor allem auch mit den schwierigen. So können wir unser Leben aktiv selbst in die Hand nehmen.

Genau das ist auch die Botschaft schwieriger Gefühle: Während gute Gefühle die Botschaft in sich tragen, dass alles in Ordnung ist, wie es ist und auch gerne so bleiben kann, erzeugen schwierige Gefühle genau das Unbehagen, das in uns Abwehr- und Gegenkräfte aktiviert, die auf Veränderung drängen. In diesem Sinne will dieses Buch auch zu einem – bisweilen durchaus unangenehmen –»Neustart« aufrufen. Es möchte deutlich machen, warum die mit schwierigen Gefühlen oft einhergehenden Enttäuschungen notwendigerweise zu unserem Leben dazugehören – was im Grunde schon deutlich wird, wenn wir dieses Wort in seine Bestandteile zerlegen: Ent-Täuschung. Enttäuschung ist also die Aufhebung einer Täuschung: Haben wir uns zuvor über bestimmte Tatsachen und Dinge hinweggetäuscht, so sagt uns ein schwieriges Gefühl, dass wir dringend eine Ent-Täuschung brauchen.

»Wir brauchen mehr Ent-Täuschungen in unserem

Leben, denn sie machen es besser.«

Wenn wir das verstanden haben, bedeutet Enttäuschung auch keine Niederlage mehr, sondern im Gegenteil eine Verkürzung von Leid. Denn je länger wir uns täuschen lassen und dem schwierigen Gefühl in unserer Wahrnehmung keinen Raum geben, desto länger leiden wir. Die Ent-Täuschung führt dazu, dass wir aktiv an der Heilung unserer Gefühle arbeiten und gewissermaßen in uns selbst kooperativ sind. Wir lassen zu, an uns zu arbeiten. Die Verhinderung dieser Selbstarbeit führt dagegen dazu, dass es uns schlecht geht.

Gesundheit ist auch Gefühlssache

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