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Von guten und schlechten Gefühlen

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Die größte Schwierigkeit, wenn wir über Gefühle sprechen, besteht darin, dass wir alle genau zu wissen glauben, worüber wir reden. Doch wenn wir einmal genauer in uns hineinhorchen, merken wir schnell, wie oft wir Probleme haben, unsere eigenen Gefühle (und erst recht die der anderen) richtig zu deuten und entsprechende Handlungen aus ihnen abzuleiten. Wir halten uns zwar alle für Fachleute, wissen aber in den meisten Fällen nicht, warum genau wir unter einer unangenehmen Situation leiden. Das liegt daran, dass wir nie konkret über Gefühle sprechen, sondern immer nur sehr allgemein. Ein schöner Tag verschafft uns gute Gefühle. Das spüren wir, doch wir wissen auch nicht, was das genau für gute Gefühle sind. Es reicht uns, wenn wir eine angenehme Leichtigkeit verspüren, keinen akuten Druck und keinen Anflug schlechter Laune. Auf der anderen Seite kennen wir alle den Zustand, in dem sich genau diese schlechte Laune, dieses beginnende Unwohlsein in unser Leben schleicht und wir manchmal nicht mal genau sagen können, was der Grund für dieses Gefühl sein könnte.

»Wir müssen aufhören, gute Gefühle zu suchen

und schwierige zu meiden – beide sind wichtig.«

Gute Gefühle suchen wir, denn sie sind gleichbedeutend mit Genuss und Entspannung. Gute Gefühle, das sind Sex, gutes Essen, ein Sieg unserer Lieblingsmannschaft, ein Lob vom Vorgesetzten ... Von ihnen können wir eigentlich nicht genug bekommen. Schlechte Gefühle hingegen versuchen wir zu vermeiden oder zu übergehen, weil sie uns runterziehen, so wie die dauernde Kritik des Partners oder des Chefs, die Ohnmacht gegenüber Belastungen oder das schlechte Gewissen, jemandem Unrecht getan zu haben. Damit wollen wir möglichst nichts zu tun haben. Wenn wir verstehen wollen, was unsere Gefühle uns zu sagen haben, sollten wir uns jedoch von der Einteilung in gute und schlechte Gefühle verabschieden. Nur dann nämlich können wir verstehen, was unsere Gefühle uns zu sagen haben. Die Vorstellung »schlechter« Gefühle führt dazu, dass wir uns nicht mit ihnen beschäftigen mögen und in Verdrängungsprozesse geraten. Die »guten« Gefühle hingegen nehmen wir ohne großes Nachdenken hin, denn das Angenehme stört ja nicht.

Gesundheit ist auch Gefühlssache

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