Читать книгу Coltreiter: Glorreiche Western Sammelband 9 Western - R. S. Stone - Страница 53

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Gegen Mittag erreichten Kane und Jed ein kleines Nest, das um eine alte spanische Kirche herum errichtet worden war. Die Häuser waren aus hellem Lehm, die neueren aus Holz. Sie lagen wie in einem hingeworfenen Haufen da. So etwas wie eine Main Street gab es hier nicht.

San Rafael - so stand es auf einem halbverwitterten Holzschild vor der Stadt.

An der ersten Bodega machten sie halt.

"Glaubst du, sie sind hier irgendwo untergekrochen?", fragte Jed an Kane gewandt.

Kane zuckte die Achseln.

"Warum nicht?" Der Sheriff deutete auf die Bodega, in der im Augenblick nichts los zu sein schien. Jedenfalls waren an der Querstange vor dem Eingang keine Pferde angebunden.

"Könnte doch sein, dass der Bodegero Bescheid weiß. Eine Kolonne von Blauröcken, die hier herumzieht, dürfte nicht unbemerkt geblieben sein!"

Sie machten die Pferde fest und traten durch die Schwingtüren.

Im Schankraum der Bodega saßen nur zwei Kartenspieler, deren spanischsprachige Stimmen sofort verstummten, als die beiden Fremden eintraten.

Der Bodegero war ein sehr kräftiger Mann, dessen unwahrscheinlich mächtige Pranken jeden abschrecken mussten, der hier über die Stränge schlagen wollte.

Aber sein Gesicht wirkte freundlich.

Kane und Jed ließen sich Whiskey geben.

"Eine hübsche Stadt haben Sie hier", meinte Kane. "Ist hier zufällig eine Kolonne von Blauröcken durchgeritten!"

Der Bodegero nickte.

"Die Soldaten sind sogar noch hier in San Rafael."

"Bei Juan Gomez. Der hat eine Pferdefarm und einen Mietstall am anderen Ende der Stadt."

Kane tauschte mit Jed einen kurzen Blick. Die Sache war klar. Walton und seine Leute brauchten frische Pferde für ihre weitere Flucht.

Jed trank seinen Drink aus.

Der Bodegero meinte indessen. "Endlich tut der Gouverneur mal was!" Und dabei ließ er seine mächtige Pranke auf den Schanktisch knallen. "Die ganze Gegend hier zittert vor diesem Chavarro und seinen Leuten - und kein Mensch unternimmt etwas. Wir müssen Schutzgelder an diese Bande zahlen, damit sie uns nicht umbringen! Schlimmer als die Indianer ist dieses Pack! Jetzt endlich schickt man Soldaten, aber ich frage mich, ob diese Handvoll es mit Chavarro aufnehmen kann!"

Kane sah den Bodegero erstaunt an und verzog dann das Gesicht. "Diese Soldaten sind nicht hier, um Chavarro zu jagen...", stellte er düster fest.

Aber der Bodegero fiel dem Sheriff ins Wort.

Davon wollte er nichts hören.

"Der Major ist ein netter Kerl. Er hat genau da gestanden, wo Sie jetzt stehen, Hombre! Und er hat mir sein Wort gegeben, dass seine Männer ihr bestes tun würden, um Chavarro und seiner Bande das Handwerk zu legen! Deswegen will Gomez ihm die Pferde auch umsonst überlassen..."

"Verstehe", murmelte Kane. "Sehen Sie den Stern an meiner Jacke?"

Der Bodegero nickte.

"Den sehe ich."

"Ich bin Sheriff von Brownwell, auf der anderen Seite des Rio Pecos. Wir sind hinter dieser Bande her. Diese Bande hat fast eine gesamte Ranch-Mannschaft niedergemacht, um die Herde zu bekommen..."

Der Bodegero schüttelte den Kopf.

"Da müssen Sie sich täuschen, Mister!", glaubte er.

Kane sah ihn an.

"Der Anführer heißt Walton und trägt eine Major-Uniform."

Den Bodegero schien das nachdenklich werden lassen. Der Sheriff hatte noch etwas hinzufügen wollen, aber in diesem Moment gingen die Schwingtüren der Bodega auseinander. Vier Männer waren eingetreten. Uniformierte. Zwei von ihnen hatten Gewehre in den Händen, deren Läufe sich sofort hoben. Bei den anderen gingen die Hände zu den Revolvern. Es waren Waltons Leute. Jed erkannte einige der rauen, sonnenverbrannten Gesichter sofort wieder. Und auch die Uniformierten erinnerten sich sofort an Jed.

"Sieh an, wen wir da haben!", zischte einer von ihnen. Er trug einen dunklen Vollbart. Seine Hand berührte das Army-Holster an seiner Seite und schien bereit, die Waffe jederzeit herauszureißen.

"Hey!", rief der Bodegero.

"Das sind Chavorros Leute!", erklärte der Schwarzbart.

"Der eine trägt einen Stern!", erwiderte der Bodegero.

Der Schwarzbart lachte hässlich. "Ich möchte nicht wissen, wem er den abgenommen hat!"

Indessen waren die Kartenspieler am Nebentisch aufgesprungen und hatten sich durch die Schwingtür davongemacht.

Der Bodegero verzog sich in eine Ecke.

"Die Revolvergürtel abschnallen!", sagte der Schwarzbart in Richtung von Kane und Jed.

"Damit ihr uns dann in aller Ruhe abknallen könnt?", versetzte Jed. "Nein Danke."

Aber es schien, als hätten sie kaum eine andere Wahl.

Immerhin zeigten zwei Winchester-Gewehre direkt in ihre Richtung.

Die Uniformierten kamen näher und verteilten sich seitwärts. Jed und Kane waren fast eingekreist.

"Knallen wir sie einfach ab!", knurrte einer der anderen Männer. "Kein Hahn wird nach diesen Männern krähen... Für die Leute hier sind das schließlich Chavarros Bluthunde..."

"Wir müssen erst noch wissen, ob sie allein gekommen sind...", murmelte der Schwarzbart.

Plötzlich wirbelten die Gesichter zu dem Bodegero herum, der plötzlich zwei Revolver hinter dem Schanktisch hervorgezogen und auf die Uniformierten gerichtet hatte.

"Ihr seid also tatsächlich Betrüger!", rief er. "Mir kam die Sache von Anfang an etwas seltsam vor... Aber es war einfach zu schön um wahr zu sein! Da glaubt man alles mögliche!"

Waltons Leute sahen starr in die Revolvermündungen.

Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen. Kein Laut war zu hören. Irgendwo im Hintergrund klapperte ein Fensterladen, den der Wind hin und her wehte.

"Seien Sie vernünftig!", zischte der Schwarzbart.

"Vernünftig? Wenn Sie tatsächlich Soldaten wären, dann würden Sie nicht einfach einen Sheriff über den Haufen schießen wollen..."

Einen Moment lang hing noch alles in der Schwebe, dann machte der Schwarzbart ein kaum merkliches Zeichen mit dem Kopf.

Doch ehe er seinen Revolver aus dem Holster geholt hatte, hatte der Bodegero seine beiden Colts abgefeuert. Der Schwarzbart sank getroffen nieder.

Indessen prasselte ein wahrer Geschosshagel in Richtung des Schanktisches nieder. Die Flaschen wurden aus den Regalen geholt und zersplitterten.

Jed warf sich zu Boden, feuerte einmal im Fallen und traf einen der Kerle am Arm. Dicht pfiffen die Kugeln über ihn hinweg und schlugen in den Schanktisch ein. Jed hechtete seitwärts, riss einen der massiven Holztische um und suchte dahinter Deckung.

Kane war zu anderen Seite und hatte sich hinter einem alten Piano verschanzt, dass dort aufgestellt war.

Blitzartig tauchte der Sheriff dann wieder hervor und schoss zweimal kurz hintereinander. Einer der Winchesterschützen wurde getroffen und nach hinten gerissen.

An der Holzwand der Bodega rutschte er zu Boden und blieb dort liegen.

Einer der Blauröcke taumelte verletzt durch die Schwingtüren, ein anderer brachte sich durch einen Sprung durchs Fenster in Sicherheit.

Dann war Ruhe in der Bodega. Nur noch die Schritte der flüchtenden Banditen waren zu hören.

Jed atmete tief durch und erhob sich. Sein Blick ging zu dem Bodegero, der hinter dem Schanktisch lag.

"Wenn er nicht gewesen wäre, dann hätten uns diese Kerle so über den Haufen geschossen", hörte er sich selber sagen.

"Komm Jed!", hörte der junge Mann indessen den Sheriff sagen, der inzwischen bei den Schwingtüren stand und hinaus ins Freie blickte. "Da draußen braut sich was zusammen! Wir sollten sehen, dass wir verschwinden!"

Jed löste sich von dem Anblick des erschossenen Bodegeros und trat mit weiten Schritten neben Kane.

Stimmen waren zu hören.

Männer mit Gewehren bewegten sich von mehreren Seiten auf die Bodega zu und Kane sagte: "Das sind die Leute aus San Rafael."

"Wenn man denen weisgemacht hat, wir seien Abgesandte von Chavarro, dann wird es jetzt ziemlich heiß hier für uns!", meinte Jed düster. Er griff zum Holster und lud mit schnellen, geschickten Bewegungen seinen Revolver nach.

Es war ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der da auf die Bodega zugelaufen kam. Die meisten waren wohl Farmer, die Hälfte von ihnen schien mexikanischer Abstammung zu sein.

Jedenfalls waren aus dem Stimmengewirr eine Menge spanischer Brocken herauszuhören.

Die Sache lag klar auf der Hand.

Sie hatten sich lange vor diesem mysteriösen Chavarro geduckt, Schutzgelder gezahlt und es hingenommen, dass jeder, der nicht spurte dafür mit dem Leben zahlen musste.

Aber jetzt war plötzlich ihr Mut zurückgekehrt.

Mit einer Kolonne von Soldaten in der Stadt fühlten sie sich stark. Vermutlich glaubten sie, dass Waltons Leute nur eine Vorhut waren.

Ein grausamer Irrtum.

"Verbarrikadieren wir uns hier!", schlug Kane vor. Aber Jed schüttelte entschieden den Kopf.

"Nein, Tom. Dann sitzen wir hier wie in einer Mausefalle, während sich dieser Walton und seine Männer mit frischen Pferden davonmachen! Davon halte ich nichts!"

"Was dann?"

"Auf die Pferde!"

"Und sich abknallen lassen?"

"Ich glaube nicht, dass diese altertümlichen Flinten, die da herumgeschwenkt werden, besonders treffsicher sind!"

Kane atmete tief durch.

"Also los!"

Sie ließen die Schwingtüren der Bodega auseinandefliegen und rannten ins Freie.

Der erste Schuss wurde in ihre Richtung abgegeben, fraß sich in das morsche Holz einer Schwingtür und ließ sie ein wenig pendeln. Ein zweiter Schuss donnerte los - abgefeuert aus irgendeiner Jagdflinte.

Indessen schwang sich Jed in den Sattel seines Pferdes, während Kane seinen Colt sprechen ließ. Aber der Sheriff von Brownwell feuerte nicht auf die Leute. Diese armen Farmer wussten nicht, was sie taten.

Kane brannte den Herannahenden einfach ein paar Bleikugeln vor die Füße. Gar nicht mal besonders dicht, aber das genügte schon, um sie gehörig zu erschrecken.

Sie wichen etwas zurück.

Kane schwang sich ebenfalls auf seinen Gaul, feuerte noch einmal und dann preschten die beiden Reiter zwischen hellen Steinhäusern entlang.

Es war ein Höllengalopp, den sie ritten, während von hinten auf sie geschossen wurde.

Zum Glück waren die Männer von San Rafael ziemlich lausige Schützen.

Jed und Kane trieben ihre Pferde voran und hatten es auch schon fast geschafft, aus diesem ungeordneten Haufen von Häusern herauszukommen, der sich San Rafael nannte.

Da sah Jed etwas von der Seite auf sich zukommen und duckte sich instinktiv.

Es war ein Wurfseil, das haarscharf über ihn hinwegglitt, ihm aber nur den Hut vom Kopf riss.

Einer der Männer von San Rafael hatte hinter einer Hausecke gelauert.

Neben sich hörte Jed einen Schrei.

Sein Blick ging zur Seite und er sah, dass Tom Kane weniger Glück gehabt hatte, als er selbst. Eine Lassoschlinge hatte sich um seinen Oberkörper gelegt. Kane wurde brutal aus dem Sattel gerissen und landete ziemlich unsanft im Staub.

Jed riss seinen Gaul herum und brannte dem Kerl, der das Lasso geworfen hatte, ein Geschoss vor die Füße, so dass er sich zurückzog.

Kane rappelte sich hoch, aber noch ehe der Sheriff wieder auf zwei Beinen stand, waren sie von allen Seiten umringt.

An die hundert Mann waren es, vermutlich die gesamte männliche Bevölkerung von San Rafael.

Ihre Waffen waren schlecht, aber sie waren viele.

Jed ließ den Blick schweifen und sah ihn hasserfüllte Gesichter.

Er hielt den Revolver in der Rechten, aber die Waffe nützte ihm im Moment nicht sehr viel. Er konnte jetzt anfangen herumzuballern. Dann gab es ein Blutbad. Vielleicht konnten Kane und Jed zehn oder zwanzig dieser Männer erwischen, bevor sie selbst von Kugeln zerfetzt wurden.

Eine Chance, zu entkommen hatten sie dadurch nicht.

Es vergingen ein paar Augenblicke, ohne, dass sich etwas regte und ohne dass ein Schuss fiel. Jed atmete tief durch, dann steckte er den Colt ins Holster.

Dann wechselte er einen kurzen Blick mit Kane.

Sie verstanden sich ohne Worte.

Kane nickte leicht.

"Absteigen und Revolvergurt ab!", zischte einer der Männer.

Es war ein graubärtiger Mann mit braungebrannter, wettergegerbter Haut. In seinen knochigen Händen hielt er eine Doppelläufige.

Der Graubart schien hier so etwas wie ein Anführer zu sein.

"Hört zu", versuchte Jed etwas zu sagen, aber der Graubart fiel ihm sofort ins Wort.

"Nein, du hörst zu, Hombre!", versetzte dieser wütend. "Wir haben uns lange genug von Chavarros Schergen herumkommandieren lassen müssen! Jetzt ist Schluss damit! Soldaten sind gekommen, um mit eurer Brut endlich aufzuräumen und dafür zu sorgen, dass auch hier wieder Gesetz und Ordnung einkehrt. Und nun steig schon endlich ab - wenn du nicht willst, dass ich dir mit meiner Doppelläufigen den Kopf von den Schultern blase!"

Der Mann schien es ernst zu meinen.

Außerdem hatte er Angst und das bedeutete, dass sein Finger vielleicht besonders nervös war.

Jed nickte also und stieg ganz langsam aus dem Sattel.

"Ich trage den Stern", meldete sich indessen Kane zu Wort. "Mein Name ist Tom Kane und ich bin der Sheriff von San Angelo!"

Der Graubart kniff die Augen zusammen.

"Brownwell ist weit. Und wer dort Sheriff ist wissen wir nicht. Und was den Blechstern da an deiner Weste angeht, den kannst du dir auf verschiedene Weise besorgt haben..."

Zustimmendes Gemurmel entstand unter den Leuten. Sie waren wütend. Jetzt endlich glaubten sie, zwei ihrer Peiniger in den Fingern zu haben und die sollten jetzt ihre Rache zu spüren bekommen.

Kane ließ sich nicht beirren.

"Die Männer, von denen ihr glaubt, sie seien Soldaten sind in Wahrheit eine Bande von Mördern und Viehdieben, die die Uniformen auf einem ihrer Raubzüge erbeutet haben!"

"Du lügst, Hombre!", sagte der Graubart. "Du lügst, weil du Angst hast. Und das mit recht!"

"Hängt sie auf!", rief jemand anderes.

"Jawohl!"

"Aufhängen!"

"Sie haben den Bodegero erschossen!"

"Das waren eure angeblichen Freunde!", widersprach Kane, ohne große Hoffnung darauf, dass ihm jemand zuhörte.

Jed hatte die Hand nahe am Revolvergriff, aber es hatte keinen Sinn, die Waffe herauszureißen. Die Männer von San Rafael mussten wissen, dass es viele von Ihnen das Leben kosten konnte, wenn jetzt geschossen wurde.

Es schien ihnen gleichgültig zu sein.

"Der Anführer dieser Männer heißt Barry Walton!", sagte Kane indessen und das Stimmengewirr wurde leiser. "Und bevor ihr euch blutige Nasen dabei holt, uns die Waffen abzunehmen oder uns aufzuhängen, solltet ihr euch mal ansehen, wie er ohne seine gestohlene Major-Uniform aussieht!"

"Gerede!", versetzte der Graubart.

Kane streifte die Lassoschlinge ab und wollte in die Innentasche seiner Lederweste greifen.

Die Gewehre der Umstehenden hoben sich und eine der Büchsen krachte sogar los. Der Schuss ging dicht über Kanes Kopf hinweg, aber der Sheriff von Brownwell blieb eiskalt.

"Ich habe hier einen Steckbrief!", erläuterte Kane düster und zog dann ganz langsam und vorsichtig ein Stück Papier hervor.

Er faltete es unter den misstrauischen Augen der Männer von San Rafael auseinander und hielt es dann hoch.

Ein Raunen ging durch ihre Reihen.

Walton war auf dem Bild ganz gut getroffen. Jedenfalls gut genug, um ihn zweifelsfrei wiedererkennen zu können.

"Holt ihn doch her, euren sauberen Major und hört euch mal an, was er dazu zu sagen hat!", rief Kane. "Wir sind hinter ihm her, weil er und seine Bande den Vater meines Freundes hier und dessen Cowboys erschossen hat."

Der Graubart schien nachdenklich geworden zu sein. Seine Doppelläufige senkte sich um ein paar Handbreit.

"Wo sind die Blauröcke?", fragte er.

"Sie sind schon aufgebrochen!", antwortete einer der anderen Männer. "Mit frischen Pferden!"

Der Graubart ließ den Blick nachdenklich von Kane zu Jed schweifen und atmete dann tief durch.

"Ich weiß nicht, was ich davon halten soll!", zischte er.

Und dann rief plötzlich jemand: "Dahinten kommen Reiter! Es sind Chavarros Leute!"


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