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Tom Kane hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als er das nächste Mal erwachte.

Manchmal war er für kurze Zeit aus seinem unruhigen, fiebrigen Schlaf aufgewacht und hatte bemerkt, wie der Indianer ihm Wasser einflößte. Aber kurz darauf war er stets wieder in tiefen Schlaf gefallen, der nahe an der Bewusstlosigkeit lag.

Kane öffnete die Augen.

Er lag noch immer auf dem weichen Felllager in dem halbdunklen Raum. Das Feuer prasselte im Hintergrund und Kane glaubte, dass ein Teil seiner Kraft inzwischen zurückgekehrt war. Er versuchte, sich aufzurichten und obwohl seine Seite höllisch wehtat. Die Wunde war jetzt von einem Verband bedeckt und Kane nahm ihn vorsichtig ab, um darunterblicken zu können.

Kane war kein Doc, aber das war nicht die erste Schusswunde, die er sah. Und nach allem was er über diese Dinge wusste, hatte der Indianer gute Arbeit geleistet.

Kane erhob sich und fühlte, wie seine Beine vor Schwäche etwas zitterten. Aber es gelang ihm schließlich, sich vollends aufzurichten. Er fühlte einen kühlen Luftzug an seinem bloßen Oberkörper und blickte sich um. Er befand sich in einer Art Höhle.

Von dem Indianer war nichts zu sehen.

Neben dem Feuer fand er seine Sachen auf einem Haufen. Das Hemd war kaum mehr als ein Fetzen, aber besser als nichts.

Darüber zog er die Lederweste.

Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er eine Bewegung und drehte sich herum.

Der Indianer hatte das Fell, das den Eingang zur Höhle bedeckte, zur Seite geschlagen und war eingetreten. Sein Blick musterte Kane erstaunt.

Einige Augenblicke lang geschah gar nichts.

Dann deutete Kane auf seine Brust und sagte: "Meine Name ist Kane!"

Der Indianer kam etwas näher und nickte leicht und deutete dann auf sich. "Der-allein-lebt!", murmelte eine tiefe, sonore Stimme akzentschwer.

"Wo sind deine Leute?", fragte Kane und hoffte, dass sein Gegenüber gut genug Englisch sprach, um ihn zu verstehen.

Anscheinend war das der Fall.

"Leute tot", sagte er. "Einige Sommer her. Männer kommen und bringen sie um. Anführer war ein roter Mann mit Narbe hier!", und dabei deutete er sich auf die Wange.

"Chavarro", flüsterte Kane.

Der-allein-lebt nickte leicht.

Dann sagte er: "Er war ein Teufel! Aber Der-allein-lebt ist zu alt, um Rache nehmen zu können... Und für Chavarro reiten viele Männer. Männer mit guten Gewehren, die oft schießen, ohne nachzuladen."

Ein grimmiger Ausdruck stand jetzt im Gesicht des Indianers. Seine Hand hatte sich unwillkürlich zur Faust geballt und mit einem Mal bedachte er Kane mit einem wilden Blick.

Seine Augen funkelten.

"Woher Chavarro kennen?", fragte Der-allein-lebt dann.

Kane deutete auf seine Wunde.

"Das hat mir einer seiner Leute verpasst. Außerdem hat die Bande meine Gefährten gefangengenommen. Vielleicht sind sie auch schon tot... Sie haben mir meine Waffen und mein Pferd abgenommen und mich zurückgelassen..." Er musterte den Indianer und fragte dann: "Hat Der-allein-lebt ein Pferd?"

"Nein."

"Ich brauche ein Pferd und eine Waffe!", sagte Kane. "Sonst sind meine Freunde verloren..."

Der-allein-lebt deutete auf Kanes Seite und meinte: "Der-sich-Kane-nennt sollte froh sein, dass er noch einmal die Augen aufgeschlagen hat... Zweimal wurde es dunkel und wieder hell. So lange hat Der-allein-lebt um dein Leben gekämpft!"

Kane atmete tief durch. Er machte zwei Schritte in Richtung des Höhlenausgangs und spürte, wie schwach er noch auf den Beinen stand. Er musste sich abstützen und Der-allein-lebt fasste ihn bei den Schultern. Dann deutete der Indianer in Richtung Feuer.

"Wir werden essen", sagte er.

Und Kane nickte.

Vielleicht würde das einen Teil seiner Lebensgeister wiedererwecken. Aber seine Gedanken waren bei Jed und Dolores.

Der Frau würden die Banditen nicht allzu übel mitspielen, solange noch eine Chance bestand, von ihrem Vater das Lösegeld einzutreiben. Aber bei Jed O'Mally sah die Sache anders aus.

Zwei Tage, zwei Nächte...

Vielleicht war er gar nicht mehr am Leben...

Kane sah dem Indianer zu, wie er über dem Lagerfeuer etwas Fleisch zubereitete.

"Wo würde Chavarro Gefangene hinbringen?", fragte der Sheriff von Brownwell dann in die Stille hinein.

Der-allein-lebt wandte sich zu Kane herum. Er schien einen Augenblick nachzudenken, dann meinte er: "Nicht weit von hier... Einen halben Tag, nicht mehr."

"Für einen Mann mit Pferd", knurrte Kane.

Der-allein-lebt schüttelte den Kopf.

"Für einen Mann, der zu Fuß geht", erwiderte er. "Aber nicht für dich. Du wirst nie ankommen."

"Warum nicht?"

"Du bist noch nicht soweit."

"Ich werde es schon schaffen...", brummte Kane grimmig.

Sie aßen.

Kane hatte keine Ahnung, was es für Fleisch war, das ihm Der-allein-lebt anbot. Aber es schmeckte gut und so fragte er nicht weiter danach. Kane hatte einen Bärenhunger und schlang Bissen um Bissen in sich hinein.

Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, wie lange es schon her war, dass er etwas zu sich genommen hatte.

Als er fertig war, wischte er sich mit dem Ärmel seines zerfetzten und blutbeschmierten Hemdes den Mund ab. Er sah sich etwas in der Höhle um. Sein Blick blieb bei einem Haufen Fellen haften, auf dem ein Bogen und ein Köcher mit Pfeilen lag.

Und darunter ragte noch etwas anderes ein paar Zentimeter hervor.

Ein Gewehrlauf.

Kane erhob sich. Die Seite schmerzte noch, aber er war überrascht, wie gut es ging. Er ging zu den Fellen hin und zog das Gewehr darunter hervor.

Es war ein Repetiergewehr und offensichtlich schon ziemlich in die Jahre gekommen.

Der Indianer war indessen aufgestanden. Seine Hand befand sich an dem dünnen Ledergürtel, den er um die Hüften trug und an dem er ein langes Messer hängen hatte.

Trotz seines Alters wirkte Der-allein-lebt in jeder seiner Bewegungen geschmeidig wie eine Katze.

"Hast du auch Munition für das Gewehr?"

"Ja."

"Was willst dafür haben?"

"Es gibt nichts, was du mir geben könntest, Kane!"

Kane legte das Gewehr wieder auf den Stapel Felle und setzte sich. Dann zog er einen Stiefel aus und holte einen Moment später ein kleines Bündel Dollar-Noten heraus. Es war sein Notgroschen und die alte Büchse war damit sicher gut bezahlt.

"Hier!", sagte er. "Mehr würdest du nie für das Ding bekommen!"

Kane hielt ihm das Geld hin, aber Der-allein-lebt schüttelte den Kopf.

Er wollte das Geld nicht.

Vielleicht misstraute dieser Einsiedler grundsätzlich dem Wert dieser Papierscheine.

"Du kannst nach San Rafael gehen und dir für dieses Geld ein Gewehr kaufen, das viel besser ist, als dein Schießprügel!", versuchte Kane es noch einmal.

Der Indianer kam näher und setzte sich neben Kane auf die Felle. Er hielt das Gewehr mit beiden Händen umklammert und meinte dann: "Einer wie Der-allein-lebt würde in San Rafael für dein Geld nichts bekommen!", erklärte er. "Kein weißer Mann würde ihm ein Gewehr verkaufen..."

Das stimmte wahrscheinlich sogar.

Kane sah ein, dass seine Dollars hier nichts bewirken konnten und so steckte er sie wieder ein.

Der Indianer sah Kane nachdenklich an.

Überraschenderweise hielt er Kane das Gewehr dann doch hin.

"Hier!", sagte er.

Kane nahm zögernd die Waffe.

"Einfach so?"

"Gehen zusammen."

"Okay."


Coltreiter: Glorreiche Western Sammelband 9 Western

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