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Schüsse pfiffen wie Peitschenschläge durch die Luft.

Kurz bevor die Verfolger auf Schussweite herangekommen waren, hatten Jed, Kane und und Dolores die ersten Ausläufer des zerklüfteten Hochlandes erreicht, dass sich zwischen den Guadeloupe Mountains im Norden und den Davis Mountains im Süden erstreckte.

Es war ein einziges zerklüftetes Labyrinth.

Chavarro und seine Leute waren natürlich im Vorteil, denn sie kannten sich hier aus wie in ihrer Westentasche.

Dies war schließlich ihr Land - und nicht einmal die Army hatte sich bislang getraut, sich hier mit ihnen anzulegen.

Ein halbes Dutzend von Chavarros Reitern kam in wildem Galopp herangeprescht. Die Männer hatten ihre Winchester-Gerwehre aus den Sätteln gezogen und sandten einen Schuss nach dem anderen auf die drei Flüchtenden.

"Ihr Leben scheint den Kerlen doch weniger Wert zu sein, als ich dachte!", knurrte Jed an Dolores gerichtet und feuerte dann zurück in Richtung der Verfolger.

Einen von ihnen holte er aus dem Sattel. Er wurde mitten in der Brust getroffen, nach hinten gerissen und kam dann hart auf den Boden, wo er reglos liegenblieb.

Tom Kane deutete indessen voraus.

"Dorthin, Jed!", rief er.

Eine lange, schlauchförmige Schlucht eröffnete sich auf der einen Seite vor ihnen.

Dort würden sie fürs erste aus dem Schussfeld kommen.

"Okay!", zischte Jed zwischen den Zähnen hindurch während er mit seiner Winchester zwei Schüsse in Richtung der Verfolger sandte. Er erwischte zwar keinen von ihnen, aber immerhin brachte er sie dazu, die Gäule zu zügeln und einen kleinen Bogen zu reiten. Sie feuerten wütend zurück, während Jed und Kane ihre Pferde vorantrieben. Dolores klammerte sich wortlos an Jeds breiten Rücken, während sie in einem wahnwitzigen Tempo dem Eingang der Schlucht zustrebten.

In diesen zerklüfteten Bergen konnten sie sich vielleicht irgendwo verstecken. Und das mussten sie auch, denn die Pferde würden den Höllenritt nicht ewig mitmachen. Die Schüsse wurden zahlreicher und waren genauer gezielt, je näher Chavarros Männer herankamen. Die Flüchtenden hatten unterdessen den Eingang der Schlucht erreicht.

Hinter der nächsten Biegung würde erst einmal eine Verschnaufpause geben. Zumindest waren sie dann nicht mehr dem Dauerfeuer ausgesetzt. Sie holten das letzte aus ihren Pferden heraus. Die scharfen Hufe wirbelten den trockenen Boden zu Staubfontänen auf. Nur ein paar Pferdelängen lagen noch zwischen ihnen und der Biegung.

Kane wandte sich im Sattel herum und feuerte wild drauflos, um die Verfolger auf Distanz zu halten, so gut es ging.

Dann ging auf einmal ein unterdrückter Schrei über die Lippen des Sheriffs von Brownwell. Es war halb Schmerzensschrei halb Fluch. Seine Rechte krampfte sich um die Winchester, aber der Arm hing schlaff herunter. Kane hing vorn über gebeugt auf seinem Gaul, während das Tier langsamer wurde.

"Verdammt, es hat mich erwischt! Reite weiter, Jed!"

Aber Jed dachte gar nicht daran.

Er zügelte sein Pferd, riss es herum und feuerte seine Winchester ab.

Den ersten der heranpreschenden Verfolger erwischte er am Arm, so dass ihm mit einem wütenden Schrei auf den Lippen die Waffe aus der Hand fiel. Der zweite bekam eine Kugel in die Schulter. Indessen hatte Dolores nach dem Revolver ins Jeds Holster gegriffen und ebenfalls gefeuert. Drei der Verfolger waren noch kampffähig. Aber sie schienen keine Lust zu haben, ins offene Messer zu rennen oder ein größeres Risiko einzugehen, als unbedingt nötig. Sie glitten aus den Sätteln und suchten sich Deckung. Vielleicht wollten sie auch abwarten, bis der Rest von Chavarros Horde anrückte.

Bevor sie aus der Deckung heraus feuerten, hatte Jed die Zügel von Tom Kanes Pferd ergriffen. Er zog den Gaul mit dem verletzten Sheriff mit sich, während Dolores noch die Revolvertrommel in Richtung der Chavarro-Leute leerschoss.

Dann war es plötzlich ruhig.

Sie hatten die Biegung passiert und das Echo der Schüsse verebbte einige Sekunden später. Dolores steckte Jed den Revolver wieder ins Holster und fragte: "Wie schwer hat es Ihren Freund erwischt?"

Inzwischen war Tom Kane wieder soweit beieinander, dass er sich im Sattel aufrichten konnte.

Er steckte die Winchester in den Sattelschuh und fasste sich dann mit schmerzverzerrtem Gesicht seitlich an den Rücken, wo sich seine Kleider rot gefärbt hatten.

Es sah schlimm aus.

Kane schwankte im Sattel.

"Tom, du musst durchhalten!"

"Jed! Ich schaffe es nicht...", flüsterte der Sheriff.

Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Röcheln.

"Natürlich schaffst du es!", erwiderte Jed.

Er ließ den Blick über die umliegenden Felsen schweifen, während sie in mittlerem Tempo voranritten. Es ging nicht schneller.

Kane sollte schließlich nicht aus dem Sattel rutschen. Und wie es schien hatte er auch so schon alle Mühe, sich oben zu halten.

"Chavarros Bluthunde werden gleich um die Biegung kommen!", hörte Jed indessen die Stimme von Dolores.

Sie klang verzweifelt.

Und sie hatte allen Grund dazu, sich so zu fühlen. Sie alle drei waren in einer schier ausweglosen Situation, aus der es keinen Ausweg zu geben schien.

"Glücklicherweise sind unsere Verfolger nicht besonders mutig", erwiderte Jed gallig. "Sonst wären sie längst schon hier!"

"Was sollen wir tun?"

Jed blieb ihr zunächst die Antwort schuldig. Dann deutete er mit dem Lauf der Winchester plötzlich auf einen geröllhaltigen Hang.

"Wir gehen dort hinüber."

"Was?"

Dolores fragte ihn das in einem Tonfall, als glaubte sie, sich verhört zu haben.

Jed kümmerte sich nicht darum. Sein Entschluss war längst gefasst.

"Sie wollen mit den Pferden da hinauf?"

"Ganz recht, Ma'am!"

"Das sind keine Maultiere! Ein bisschen verstehe ich auch davon!"

Jed zuckte die Achseln, während er die Winchester in den Sattelschuh steckte. Er schwang das rechte Bein über den Sattelknauf und sprang hinunter.

Dann gab er Dolores die Zügel und sagte: "Steigen Sie auch ab!"

Jed wartete ihre Antwort nicht ab.

Er nahm die Zügel des anderen Pferdes, auf dem Kane ziemlich schlaff und mit aschfahlem Gesicht saß.

Jed packte die Zügel und zog den Gaul hinter sich her, während er den rutschigen Hang hinaufhastete. Dolores versuchte mit Jeds Pferd dasselbe und tat ihr bestes.

Aber es war nicht leicht den Hang hinaufzukommen.

Die Pferde sträubten sich, wieherten, rutschten ein Stück abwärts...

Dolores hatte es mit Jeds Braunem besonders schwer, denn das Tier stellte sich plötzlich sogar auf die Hinterhand.

Eine volle Pferdelänge rutschten sie zusammen zurück, dann endlich konnte die junge Frau das Tier wieder unter Kontrolle bringen.

Sie fasste dem Braunen an die Nüstern und dann ging es einen Moment später wieder hinauf.

Jed war unterdessen oben auf dem Kamm angelangt. Dahinter ging es wieder abwärts bis zu einer Art Plateau. Jed gab dem Gaul mit dem halb besinnungslosen Kane darauf einen Klaps und jagte ihn hinunter.

Dann wandte er sich Dolores zu und half ihr bei dem Braunen. Gemeinsam zogen sie das Tier hinauf und jagten es auf der anderen Seite hinunter. Es strauchelte, fing sich aber wieder.

Und dann ließ das Echo herannahender Reiter Jed und Dolores herumfahren.

"Runter!", zischte Jed.

Sie warfen sich nieder und pressten sich zu Boden, während die Reiter herankamen.

Jeds Hand ging zum Colt an seiner Seite. Mit einer lautlosen Bewegung hatte er die Waffe aus dem Holster gezogen und lud sie nach. Sechs Schuss passten in die Trommel.

Sechs Schuss gegen mehr als dreimal so viele Gegner, denn zum Nachladen würde kaum Zeit bleiben...

"Ist das alles, was Sie sich überlegt haben, wenn Chavarros Leute uns finden?", fragte Dolores mit einem spöttischen Blick auf den Revolver.

"Ich setze darauf, dass sie uns links liegen lassen!", knurrte Jed O'Malley zurück.

Und dann war Chavarros Bande heran. In wildem Galopp preschten die Reiter an ihnen vorbei. Keiner von ihnen schien auch nur einen einzigen Gedanken an die Möglichkeit zu verschwenden, dass die Flüchtenden den Hang hinaufgekommen waren.

Dolores atmete hörbar auf, während die Echos der galoppierenden Pferde langsam verklangen.

Jed hob den Kopf und ließ aufmerksam den Blick schweifen.

"Ich schätze, wir sind die Bande erst einmal los!", meinte er und steckte den Revolver ein.

"Aber nicht für lange!", gab Dolores zu bedenken. "Chavarro ist niemand, der so leicht aufgibt!"

Jed bedachte sie mit einem nachdenklichen Blick und meinte dann: "Sie scheinen ihn ja gut zu kennen."

"Auf dem Ritt bis San Rafael habe ich ihn ein bisschen kennengelernt...", murmelte sie mit belegter Stimme. Sie schluckte. Sie schien nicht darüber reden zu wollen.

Stattdessen strich sie sich ihre dicken schwarzen Haare aus dem Gesicht und deutete auf Tom Kane, der in einiger Entfernung schlaff im Sattel seines Pferdes hing.

"Ihrem Freund geht es nicht gut, Mister", stellte sie fest.

"Nennen Sie mich Jed."

"Okay, Jed."


Coltreiter: Glorreiche Western Sammelband 9 Western

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