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Hesekiel

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Pünktlich um 15.00 Uhr läute ich bei Pastor Tim. Freundlich öffnet mir seine Frau Kim. Sie trägt ein schlichtes dunkles Kleid, ihre Haare sind hellblond, leicht gelockt und schulterlang um ein Gesicht mit dunklem Teint. An ihrem rechten Handgelenk ist ein goldener Armreifen. Sie streckt mir ihre Hand mit den rosa lackierten Fingernägeln entgegen. Einladend bittet sie mich, in Tims Arbeitszimmer im Untergeschoss zu gehen. Ich kenne den Weg.

Als ich bei Pastor Tim anklopfe und er mich hereinbittet, ist er gerade über seinen Computer mit Pastor Wayne in Kontakt. Die beiden kennen sich noch aus dem Theologiestudium.

„Ich melde mich wieder, Wayne“, sagt Tim und schließt den Videomessenger. – „Hallo Laura“, begrüßt er mich.

„Hallo, Pastor Tim“, gebe ich zurück.

Ohne Umschweife bietet mir Tim einen Sitzplatz an und kommt gleich auf meinen Traum zu sprechen: „Laura, kennst du die Prophetie von Hesekiel 47?“

„Naja, ich habe die Bibel schon einmal komplett durchgelesen. Aber im Moment weiß ich nicht, worauf du hinaus willst.“ – Ich nehme auf dem gemütlichen grünen Sessel Platz.

„Lass uns das einmal zusammen lesen. Hier ist meine Bibel.“ – Tim reicht mir das Buch.

Ich nehme seine Bibel in die Hand. Ich blättere ein wenig. Viele verschiedenfarbige Unterstreichungen finden sich auf allen Seiten des Buches. Die Bibel ist für meinen Pastor ein echtes Arbeitsbuch. Schließlich finde ich Hesekiel, den Propheten im Alten Testament. Ich schlage das 47. Kapitel auf.

Der Prophet Hesekiel wird von einem Mann zur Tür des Tempels geführt. Unter der Türschwelle fließt Wasser aus dem Tempel heraus. Das Wasser entspringt aus der südlichen Seitenwand des Tempels. Der Mann lässt Hesekiel durch den Strom gehen. Das Wasser geht ihm bis zu den Knöcheln seiner Füße. Der Mann lässt Hesekiel weiter im Strom laufen, bis ihm das Wasser bis zu den Knien geht. Er geht weiter, und das Wasser geht ihm bis zur Hüfte. – Ich höre auf zu lesen und schaue ganz überrascht auf: „Wie bei mir! Das ist ja unglaublich - genau wie in meinem Traum!“

„Lies weiter“, weist Pastor Tim mich an.

Und ich fahre fort. Der Strom wird so tief, dass Hesekiel schwimmen muss. Der Mann führt Hesekiel zum Ufer des Stroms. Dort wachsen auf dem fruchtbaren Boden Bäume. Am Ende fließt das Wasser ins Tote Meer, und das Tote Meer wird wieder gesund. Fische leben dort wieder. Fischer haben ihre Netze am Ufer zum Trocknen aufgespannt. Die Früchte der Bäume am Ufer dienen zur Speise. Die Blätter der Bäume dienen als Arznei. – „Was soll mir das sagen? Kannst du mir das erklären, Tim?“, frage ich zögerlich und blicke ihn fragend an.

„Laura, ich glaube Gott hat dir diesen Traum geschenkt, um dir etwas zu sagen. Er möchte dich ermutigen – du bist nicht allein. Der Strom trägt auch dich im Traum. Zuvor geht der Strom immer tiefer – solange, bis du nicht mehr stehen kannst. Doch das Wasser trägt dich und führt dich fort, wohin es will.“

„Was bedeutet das für mich?“. Ich beuge mich zu Tim.

„Lass dich auch tragen von Gott in dieser Zeit. Du verlierst gerade total die Kontrolle über dein Leben, doch nur dazu, damit Gott die volle Kontrolle über dich gewinnt. Er liebt dich und will dich durch diese schwere Zeit tragen. Habe Mut.“

„Und was passiert mit John? Wir beide kommen im Moment überhaupt nicht an ihn ran.“

„Wir stehen in der Fürbitte für John zusammen. Und wir überlassen jetzt alles Gott. Ja, wir tun alles, was in unserer Kraft steht. Und zugleich trägt uns Gott auch mit seiner Kraft. Fürchte dich nicht! Die Geschichte endet gut. Mit Bäumen, die Früchte tragen, und mit einem gesunden Meer, in dem wieder Fische leben, die die Menschen nähren“, ermutigt mich Tim.

„Ich hoffe so sehr, dass du recht behältst“, wünsche ich mir und John.

„Lass dich fallen, lass dich vom Strom tragen. Gott trägt dich. Und John wird er auch tragen.“ – Tim ist mir ein guter Seelsorger.

Deep Dream

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