Читать книгу Deep Dream - Rüdiger Marmulla - Страница 22
Operationsplanung
Оглавление„John, sag den anderen in deinem Team, dass du ab nächstem Mittwoch für zwei Wochen in den Urlaub gehst.“ – Michael schließt die Tür zu seinem Büro, um mit mir allein über die anstehende Operation zu sprechen. Er bietet mir einen Platz vor seinem Schreibtisch an. Er fährt fort: „Wir wollen die Implantation des XEQ-Chips nächste Woche ohne Druck durch die Kollegen durchführen. Nach der Operation wollen wir dann alle mit der guten Nachricht überraschen. Die werden Augen machen. Und dann geben wir eine Pressekonferenz. Doch bis dahin halte den Operationstermin vertraulich.“
„Wann ist der Termin?“, hake ich nach und nehme auf dem Bürostuhl Platz.
„Freitag nächste Woche. Am 8. Mai. Der beste Neurochirurg der Staaten wird den Eingriff durchführen: Dr. Stephen Mueller vom New York University Medical Center.“ Michael schaut mich zufrieden an und setzt sich auf der anderen Seite des Schreibtisches.
„OK. Ich nehme in der Personalabteilung offiziell Urlaub. Kein Problem. Ich werde mich still verhalten. Und dann kommt nach der Implantation der große Paukenschlag.“ – Ich lächele Michael an.
Beim Radiologen führen im Augenblick alle Fäden des Projekts zusammen. Er nickt. – „Ein Luftkissenboot wird dich am Mittwoch an einem geheimen Ort abholen. Es wäre gut, wenn dich deine Frau zur Operation begleiten würde. Es wird dir ein Hilfe sein, sie dabei zu haben.“
„Ich werde mit Laura sprechen.“ – Ich verabschiede mich.
Ich fahre mit der Fähre zum Fisherman’s Wharf. Meinen Chrysler programmiere ich auf die Route zur Filbert Street. In einem der kleinen Häuser, die sich zum Coit Tower hin entlang der steilen Straße aneinanderreihen, wohnt Peter. Es ist erstaunlich, dass er mich nicht über seine Kündigung informiert hat. Ich werde ihn zur Rede stellen. Ich habe es nicht verdient, dass er mich so zurücklässt, ohne ein Wort zu sagen. Ich klingele. Nichts geschieht. Da sehe ich plötzlich, dass das Namensschild an der Klingel leer ist. Peters Name findet sich nicht mehr daran. Ich läute beim Nachbarn: „Wo ist Peter?“
Mir wird die Tür geöffnet: „Vor einer Woche wurden seine Möbel abgeholt. Er ist nach Seattle gezogen.“
„Haben sie eine neue Adresse von ihm?“, bohre ich nach.
„Nein. Gar nichts. Tut mir leid.“ – Der Nachbar schließt wieder die Tür.
Ich bin verwirrt. Ich rufe nochmals Peters Mobiltelefon an. Keine Reaktion. Niemand geht ran. Die Spur verliert sich an dieser Stelle. Vielleicht hat er von einer anderen Firma ein Angebot bekommen, das er nicht ausschlagen konnte? Aber er hätte sich schon von mir und Laura verabschieden können. – Ich fahre zurück nach Sausalito.
Laura empfängt mich zuhause mit einem richtigen Menü: es gibt Antipasti, dann Pasta mit Sauce Bolognese, dazu einen ganz vorzüglichen Barolo. Laura trinkt allerdings nur Mineralwasser. Sie hat Kerzen angezündet. Wir setzen uns an den vorbereiteten Esstisch in der Küche. Ich kann es einfach nicht für mich behalten: „Peter ist weg. Seine Wohnung ist aufgelöst. Er ist nach Seattle gezogen. Ich habe mit Peters Nachbarn gesprochen. Ich bin richtig sauer auf Peter. Er hat mir gesagt, er gehe in Urlaub. Doch in Wirklichkeit hat er gekündigt.“ – Ich fühle mich gekränkt.
Laura spürt das sofort, das merke ich. – „Manchmal lernt man Menschen ganz neu kennen. Vielleicht ist er zu einem anderen Technologiekonzern gegangen und bringt dort sein Wissen ein, das er bei Biophysical Implants erworben hat.“
„Irgendwie passt das gar nicht zu ihm. Peter stand immer fest zu unserem Team. Peter war immer ein Musterbeispiel für Loyalität.“ – Ich schüttele den Kopf.
„Ja, dann weiß ich auch nicht weiter, John.“
„Ab Mittwoch nächster Woche nehme ich Urlaub. Michael hat gesagt, dass Freitag nächste Woche die Operation ansteht. Dr. Stephen Mueller vom New York University Medical Center wird mich operieren. Er ist der beste Neurochirurg, den das Land zu bieten hat. Wir wollen den Eingriff vertraulich behandeln. Wir wollen das Team gemeinsam mit der Öffentlichkeit gleich nach der Implantation des XEQ-Chips informieren. Das wird ein Fest, sage ich dir.“
Laura schweigt. Dann fragt sie nach: „Warum solche Heimlichkeiten?“
„Nun, es soll ein Paukenschlag bei Biophysical Implants und in der Öffentlichkeit werden, wenn die Sache durch ist. Unser Aktienwert wird durch die Decke steigen. Biophysical Implants wird das meistbegehrte Label der Welt werden.“ – Stolz lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und lege meine Hände auf den Esstisch.
„Ich verstehe das trotzdem nicht“, sagt Laura sehr leise zu mir. Sie schenkt mir Wein nach. Dann schaut sie mich an: „Liebster, willst du noch etwas Pasta?“
„Nein. Es war sehr gut. Danke.“ Ich lege die Serviette neben dem Teller auf den Tisch.
Laura schaut besorgt. Ich habe sie offensichtlich immer noch nicht von dem Projekt überzeugt. Etwas begeisterter dürfte sie schon sein.