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Die Künstlerkolonie
ОглавлениеBegonnen hatte die Entwicklung einer Künstlerkolonie Fischerhude mit dem Genre- und Historiennmaler Heinrich Breling.[107] Breling war 1849 geboren worden und in Fischerhude aufgewachsen. Nach einem Kunststudium in München avancierte er zum Hofmaler des bayerischen Königs Ludwig II. und wurde zum Professor an der Kunstakademie der bayerischen Landeshauptstadt ernannt. Nach dem Tod seines königlichen Förderers kehrte er mit seiner Frau Amalie und den gemeinsamen sechs Töchtern 1908 nach Fischerhude zurück und baute dort sein sich bis heute im Familienbesitz befindliches Haus an der Adresse »In der Bredenau«. Ins Haus integriert war sein Atelier, ein nach Norden ausgerichteter Raum mit großen Sprossenfenstern.
Als Künstler war er in diesem kleinen Flecken nicht ganz allein, seit 1904 lebte und arbeitete hier bereits der Maler und Graphiker Wilhelm Heinrich Rohmeyer.[108] Mit Brelings Zuzug konnte sich der Ort noch vor dem Ersten Weltkrieg zu einer zunächst kleinen, aber anwachsenden Künstlerkolonie entwickeln. Die Namen Heinrich Breling und Wilhelm Heinrich Rohmeyer werden jedoch bis heute im Zusammenhang mit der Gründung dieser Kolonie genannt. Zwar gab es kein gemeinsames Programm, die Liebe zu der Landschaft und ihren Motiven kann aber als ein wichtiges Bindeglied der hier tätigen Kunstschaffenden gelten.
In den dreißiger Jahren hatten bekannte Künstler wie Otto Modersohn, die Maler Hans Buch und Hermann Angermeyer, die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff und deren Bruder und Maler Helmuth Westhoff hier residiert.[109] Hinzu kamen die sechs Töchter der Brelings, die alle unterschiedlich künstlerisch tätig waren. 1909 hatte Louise, die zweitälteste Breling-Tochter, den zweifach verwitweten Otto Modersohn geheiratet und begründete damit die Verwandtschaft der beiden Künstlerfamilien. Auch der Ehemann von Olga, Jan Bontjes van Beek, entwickelte sich nach einer vorübergehenden Karriere als Tänzer zu einem renommierten bildenden Künstler. 1922 gründete er mit seiner Schwägerin Amelie Breling eine Keramikwerkstatt und schuf das Markenzeichen »Fischerhuder Kunst-Keramik«.