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Der Sohn entmannt den Vater5

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Der Schmerz der bedrängten Mutter Erde wuchs von Tag zu Tag. Ihr schien es unmöglich, auch nur ein einziges neues Kind zu fassen. Und was wäre, bescherte ihr der unerbittliche Gatte noch blutigere Geburten? Derart verbittert ersann sie eine böse List, bildete eilends aus hellem Stahl eine scharfzahnige Sichel und zeigte sie ermunternd ihren Söhnen:

»Euer frevelnder Vater brachte als erster das Unrecht auf die Welt, wollt ihr mir gehorchen, so rächt seine Schandtat!«

Alle Söhne flohen schaudernd. Nur der hinterlistige Kronos erwiderte der besorgten Mutter:

»Ich verspreche die Rache, denn ich verachte einen Vater, der seine eigenen Kinder einkerkert.«

Gaia weihte den Jüngsten in ihren Plan ein, wies ihm sein Versteck zu und gab ihm die verderbliche Waffe.

Als Uranos, die Nacht herbeiführend, liebeslüstern stöhnte und Gaia umschlang, packte6 Kronos mit der linken Hand das Geschlecht des Vaters, zückte mit der rechten die riesige Sichel und mähte dessen Männlichkeit ab.7

Kronos schleuderte das Gemächt im hohen Bogen samt der Sichel bei Kap Drepanon, dem Kap der Sichel, ins Meer. All das verflossene Blut nahm Gaia in ihrem fruchtbaren Leib auf und zeugte im Lauf der Jahre wilde Erinyen, weibliche Rachegeister, die erbarmungslos Recht erzwingen. Die Römer kannten sie unter dem Namen Furien. Auch die melischen Nymphen entstanden aus diesen Blutstropfen, wie die im Glanz ihrer Waffen strahlenden Giganten. Statt auf Beinen zu gehen, krochen die auf Schlangenschwänzen. Doch davon wird später zu berichten sein.

Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt

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