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Hephaistos’ und Athenas widernatürliche Zeugung

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Auch außergewöhnliche Klugheit hatte bekanntlich Metis nicht vor Zeus’ Nachstellungen bewahrt. Erst Gaia wies ihren Enkel auf die Gefahr in Metis’ Bauch hin. Mit der glanzäugigen Athena bekäme er zwar eine weitsichtige Tochter, aber danach einen klugen Sohn, der den Götterthron besteigen würde.

Zeus hatte von seinem Vater gelernt, die Geburt derartiger Kinder nicht abzuwarten. Da sie aber als Götter unsterblich sind, sah auch er den einzigen Ausweg darin, sie zu verschlingen, und zwar mitsamt der Mutter. Nun erst soll er jene Weisheit erlangt haben, in der ihm auch Athena, die in seinem Schädel wuchs und heftigste Kopfschmerzen bereitete, gleichkommen sollte.

Hera erzürnte und zeugte ganz ohne männliche Hilfe einen kunstgewandten Gott, Hephaistos, der Waffen und die großartigsten Kunststücke zu schmieden verstand, jedoch bucklig und lahm war. Einige meinen jedoch, er beging die Torheit, sich in einen Ehestreit zwischen Zeus und Hera einzumischen, worauf er, vom Olymp geschleudert, nach neun Tage und neun Nächte lang währendem freiem Fall auf der Insel Lemnos aufschlug, sich ein Bein brach und so zum Krüppel wurde.

Hephaistos ist Gott des Erdfeuers und des Handwerks, vor allem der Schmiede. Er baute die Paläste der Olympischen Götter und fertigte zahlreiche Kostbarkeiten und Waffen wie später Achilleus’ Rüstung und galt als der Kunstfertigste der Götter. Die Griechen glaubten ihn mit dem ägyptischen Schöpfergott und universalen Handwerker Ptah verwandt. Die Römer nannten ihn Vulcanus. Der Hinkefuß mit dem rußigen Gesicht gewann als Gattin die schöne Aphrodite, die ihn allerdings mit dem Kriegsgott Ares betrog, wie wir noch berichten werden.

Hephaistos erlöste Zeus von jenen Qualen, die ihm die ausgewachsene Jungfrau in seinem Kopf bereitete.

»Nimm deine Axt und spalte mir den Schädel!«, befahl Zeus.

»Was?«, glaubte Hephaistos seinen Ohren nicht zu trauen. »Ich erschlag’ doch nicht den Göttervater! Wie kannst du das von mir verlangen?«

Doch Zeus stand nicht der Sinn nach Widerspruch und donnerte:

»Ich bitte nicht, sondern befehle! Wenn du nicht augenblicklich das Beil schwingst, wirst du erfahren, was es heißt, sich mir zu widersetzen!«

So tat der Schmiedegott, wie ihm geheißen. Aus dem gespaltenen Schädel sprang die im Waffenglanz strahlende Athena.29 Rasch heilte die Wunde. Der ungeborene Sohn nebst seiner weisen Mutter Metis aber verblieb auf ewig in Zeus’ Leib.

Athena wurde Göttin der Handwerker, der Künste und des Krieges. Die Schutzgöttin von Athen wurde oft mit Lanze und Schild dargestellt.30 Sie half vielen Helden wie Herakles und den Griechen im Krieg gegen Troia, schützte schließlich Odysseus während seiner Heimfahrt. Die Römer setzten Minerva mit ihr gleich.

Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt

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