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Asklepios’ untreue Mutter

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Nicht viel besser erging es Apollon mit Koronis, der Tochter des Ixion. Zwar gab sich die Schöne dem Gott bereitwillig hin, aber wandte sich ebenso schnell, als Apollon kurzzeitig in Delphi weilte, einem anderen Liebhaber zu. Ein Rabe überbrachte Apollon die Nachricht; und er selbst oder seine Schwester tötete das Liebespaar.

Doch als der Gott Koronis’ leblosen Körper sah, reute ihn die vorschnelle Tat. Er versuchte ihr Leben einzuhauchen, wärmte mit seinen Umarmungen ihre erkaltenden Glieder, wandte seine ganze medizinische Kunst an, doch vergebens. Er warf seinen Bogen von sich, schalt seine Hände, die der Geliebten den Tod gebracht hatten, und verwandelte das schneeweiße Gefieder des Vogels, dessen Unglücksbotschaft ihn übereilt handeln ließ, in das sprichwörtliche rabenschwarze, was seitdem alle Raben tragen.

Der Scheiterhaufen züngelte bereits, als Apollon sich seines ungeborenen Sprösslings besann. Er rettete den Knaben aus den Flammen und brachte ihn zum weisen Kentaur Cheiron, der ihn aufzog und in der Heilkunst unterwies. Asklepios wurde zum größten aller Ärzte. Wo immer er erschien, bewirkte er wahre Wunder, doch nirgends mehr als in Epidauros, wo später eines seiner bedeutendsten Heiligtümer errichtet wurde. Doch als er so vermessen wurde, den verstorbenen Hippolytos wieder zum Leben zu erwecken und damit neben einem Naturgesetz sogar Götterrecht brach, zürnte Zeus und erschlug den Zauberdoktor mit einem Blitz.

Apollon sann auf Rache; aber da er gegen Zeus nichts auszurichten vermochte, tötete er die Kyklopen, die dem Göttervater die Blitze schmiedeten. Als Zeus wütend Apollon in den Tartaros werfen wollte, beruhigte Leto den Alten und erreichte, dass Apollon zur Strafe nur ein Jahr bei den Sterblichen Laomedon oder Admet dienen musste. Durch diese Erfahrungen geläutert, wurde Apollon zum Sühnegott. Über heilende Fähigkeiten verfügte er bereits seit jeher als Pestgott; er vermochte wie den Griechen vor Troia mit seinen Pfeilen die Seuche zu senden oder sie dann wieder zu nehmen. Sein Leitspruch lautet: »Nichts im Übermaß!« oder »Erkenne dich selbst!«

Später erweckte Zeus Asklepios nicht nur wieder zum Leben, sondern schenkte ihm Göttlichkeit. Asklepios wurde zum Heilgott, den die Römer unter dem Namen Aesculap übernahmen. Das Bild des göttlichen Arztes mit der heilenden Schlange setzte Zeus unter die Sterne. Noch heute dient es in der Medizin als Symbol.

Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt

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