Читать книгу Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt - Reiner Tetzner - Страница 41

Pandora bringt das Übel auf die Welt

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Nach Zeus’ Ratschlägen mengte Hephaistos Erde und Wasser, gab eine menschliche Stimme, Lebens- und Liebeskraft hinein und machte ein hübsches, verlockendes Mädchen, so schön wie Göttinnen. Athena lehrte sie Handarbeit und kunstvollen Stoff zu weben. Sie schmückte das schöne Übel mit einem silberweißen Gewand, einem kunstvollen Schleier, einem Kranz aus frischen Wiesenblumen und legte ihr ein goldenes Stirnband um. Zeus befahl Aphrodite, die künstliche Jungfrau mit Liebreiz auszustatten, ihr quälende Sehnsucht, die Gabe zur Betörung und Sinnlichkeit einzupflanzen und sie mit Goldketten zu behängen. Ihr hündischen und verschlagenen Sinn, Wortgewandtheit sowie Schmeichelreden zu geben, war Hermes’ Aufgabe. Als der Göttervater das Kunstwerk vorführen ließ, staunten die Götter und die Sterblichen. Von dieser »Urfrau« stammt nach Hesiod das unheilvolle Geschlecht der irdischen Frauen ab, die sich wie Drohnen gebärden, zum Verhängnis der Männer werden, weil sie nicht an deren Not, wohl aber am Überfluss teilhaben wollen.

Pandora hieß das wunderbare Mädchen, »die alles Gebende«. Zeus hatte ihr eine Büchse mitgegeben, voll von Unglück für die Menschen. Der Göttervater sandte nun Hermes, Pandora den Menschen als Geschenk und dem Epimetheus als Frau anzubieten. Der ließ sich von ihrer Schönheit, ihren Reizen und ihrem reichen Schmuck blenden und bedachte nicht Prometheus’ Rat, von den Göttern nie ein Geschenk anzunehmen, sondern es umgehend zurückzusenden, denn sonst geschehe Schlimmes. Epimetheus glaubte sich wohl geehrt und beglückt und nahm Pandora zur Frau. Sie öffnete daraufhin ihre Büchse, und heraus kamen alle Leiden, Mühen und Krankheiten dieser Welt. Da Zeus ihnen die Stimme genommen hatte, kamen die Übel nun lautlos über die Leidgeprüften. Pandora schlug den Deckel schnell wieder zu, damit die Menschen mit der Hoffnung nicht noch das einzig Gute erhielten.

Doch nach ihrer Ansicht, es sei das Beste, gar nicht erst geboren zu werden und wenn schon geboren, möglichst bald zu sterben, begriffen einige Griechen wohl die Hoffnung ebenfalls als etwas Schlechtes, das ihnen vorgaukele, im irdischen Jammertal bessere sich etwas.

In der germanischen Überlieferung ist der Pandora die Gullveig verwandt, ein zauberkundiges Mädchen, das Gold an die bisher schuldlosen Menschen verteilt und so Übel und Feindschaft über sie bringt.48

Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt

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