Читать книгу Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt - Reiner Tetzner - Страница 40

Prometheus wird angeschmiedet

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Zeus sandte Hephaistos mit zwei Knechten, Ohnmacht und Zwang, Prometheus in der öden Berglandschaft des Kaukasos an einer Felsenwand anzuschmieden. Hephaistos stand im Schurzfell mit Handwerkszeug, legte Prometheus Ketten und Fußschellen an und trieb ihm einen stählernen Keil durch die Brust.

»Hart ist, wer die Macht erst kürzlich errang«, meinte Prometheus über Zeus, »er herrscht und duldet nicht den geringsten Widerspruch.« Aber Prometheus verzweifelte nicht. Trotz unermesslicher Schmerzen verlor er weder Hoffnung noch Gewissheit. »Ich weiß, wenn der Tyrann – obwohl hart wie Eisen – zu stürzen droht, wird er einst willig in den Bund mit mir zurückkehren.«

Als die in eine Kuh verwandelte Io den Prometheus aufsuchte, prophezeite ihr der Titan nicht nur, dass sie nach endlosen Wanderungen endlich in Ägypten eine neue Heimat finden, sondern dass Zeus’ Herrschaft enden werde. Eine Geliebte werde dem Zeus einen Sohn gebären, dessen Waffe wäre mächtiger als dessen Blitze und Poseidons Dreizack. So werde sich Kronos’ Vaterfluch erfüllen, den er ausstieß, als Zeus ihn stürzte.

Von dieser Prophezeiung erfuhr Zeus und sandte Hermes zur Erkundung aus.

»Dieb des Feuers, der Vater verlangt von dir zu wissen, um welche Liebschaft es sich handelt, die ihm die Macht kosten solle?«, fragte der Götterbote.

»Ich sah bereits zwei Herrscher stürzen, den Uranos und den Kronos, bald ist Zeus dran«, erwiderte Prometheus. »Mein Leben voller Qualen tauschte ich nicht gegen deine schmierige Dienstbarkeit.«

»Du genießt deine Lage?«

»Meine Feinde möchte ich solche Lust genießen sehen. Zu meinen Feinden zähl ich dich. Ich hasse die Götter, die mir wider Recht Böses antun. Aber keine Misshandlung, keine List bringen mich dazu, etwas zu offenbaren, ehe diese Ketten nicht gelöst sind. Und nie werde ich nach Weiberart die Hände heben und flehen, mir die Fesseln zu lösen.«

»So wird ein blutig-brauner Adler dir Tag für Tag die Leber abnagen, die nachts dir nachwächst«, eröffnete ihm Hermes.

Der Freund der Menschen widerstand den Drohungen und Qualen. Davon würde ihn erst Herakles befreien. Dies war die Strafe für Prometheus. Aber an den Menschen rächte sich Zeus mit einem Übel, das sie lieben, dessen Schaden aber den Nutzen des Feuers noch übertreffen sollte.

Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt

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