Читать книгу Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt - Reiner Tetzner - Страница 35

Der Kampf mit dem Weltfeind Typhon

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Diese Niederlage der Giganten erzürnte Gaia noch heftiger. So ließ sie sich von Tartaros umarmen und gebar in Kilikien den Typhon. Dieser Riese, bis zu den Lenden in menschlicher Gestalt, übertraf alle bisherigen Kinder der Gaia an Stärke. Er war so groß, dass er die Berge überragte und sein Kopf die Sterne berührte. Seine Hände sollen ausgestreckt vom Aufgang der Sonne bis zu deren Untergange gereicht haben. Aus ihnen wimmelten hundert Drachenköpfe. Von den Lenden abwärts schlängelten sich Knäuel von Vipern. Sein struppiges Haar flatterte im Winde, sein Körper war gefiedert. Mit funkensprühenden Augen schleuderte er Felsen gegen die Götter.

Als die Unsterblichen ihn feuerschnaubend gegen den Himmel heranstürmen sahen, flüchteten sie in Tiergestalt nach Ägypten. Hera verwandelte sich in einen Pfau, Aphrodite in eine Taube, in eine Hirschkuh Artemis, und Apollon floh in Rabengestalt. Nur Zeus schleuderte Typhon Blitze entgegen, wurde aber in dem folgenden Handgemenge überwältigt. Das Ungeheuer schnitt ihm mit der erbeuteten Kronossichel die Sehnen heraus, so dass Zeus bewegungslos in der korykischen Höhle in Kilikien verharrte, wo auch seine sezierten Sehnen verwahrt wurden.

Hermes’ Diebeskunst gelang es, die Wächterin, einen jungen weiblichen Drachen, zu überlisten und die Sehnen zu stehlen. Zeus, wieder im Vollbesitz seiner Kräfte, besiegte in einer gewaltigen Schlacht das Untier auf Sizilien und warf über ihn den Ätna. Unter dem Berg tobt Typhon weiter. Rüttelt er an der steinernen Last, erbebt die Erde; und wenn das begrabene Monster Feuer speit, bricht der Vulkan aus.

In dieser Art ist Typhon dem germanischen Loki verwandt. Nach dessen Untaten fesselten die Götter ihn in den Tiefen der Erde an Steinplatten. Bricht er in Wut aus, rüttelt er an den Wurzeln der Berge, und Lava kann hervorbrechen. Ähnlich Typhon kämpft Loki als Vater der Weltfeinde auf deren Seite beim Götteruntergang, dem Ragnarök.

Nach hurritischer Überlieferung43 bediente sich der von seinem Sohn unterworfene Gott Kumarbi des aus Felsen erzeugten Monsters Ullikummi, um seine Herrschaft wiederzuerobern. Dem herrschenden Wettergott Tešup gelingt es schließlich, den in den Himmel ragenden Steinriesen mit der Blitzwaffe zu besiegen. Bei einer anderen Schlacht gegen die Schlange Illujankas wurden Tešup ebenfalls die Sehnen herausgeschnitten.

Dieser Kampf der Olympier war der letzte gegen Weltfeinde. Aufstände der eigenen Götterfamilie gegen Zeus werden allerdings noch zu erwähnen sein.

Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt

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