Читать книгу Mein Leben als Schneekönig - Reinhard Lutz - Страница 7
Der meistgesuchte Kokainhändler der Schweiz
ОглавлениеIn meiner Biografie lasse ich bewusst meine Kindheit weg, denn diese wäre viel zu langweilig, würde zu viel «Bünzliges» beinhalten und was das Wichtigste ist, es würde nichts mit dem späteren Mann zu tun haben, der ich die letzten Jahrzehnte hindurch war. Einer der die unteren und die oberen Etagen in der Gesellschaft erleben durfte, mal als armer Schlucker, als Knasti, mal als König, eben als Schneekönig, was mir heute eher peinlich ist. Als Liegenschaften Händler war ich viel erfolgreicher, darauf bin ich stolz.
Das Buchmanuskript zu diesem Werk habe ich während meiner letzten Gefängnisstrafe verfasst. Es war ein mühsamer Weg, denn ich musste mich mit einem einfachen Kugelschreiber zufriedengeben. Diesen musste ich mir zuerst noch erbetteln, später sogar jede einzelne Seite Papier, denn die Gefängnisaufseher mit ihren grimmigen Gesichtern gönnten mir jeweils gerademal zwei bis drei Seiten. Um das Ganze dann doch voranzutreiben, machte ich eine Anstaltsrunde, besuchte die Mitinsassen und bat alle darum, ebenfalls für mich um Papier zu bitten, sodass ich danach jeden Morgen die Runde machen konnte und so doch noch ein anständiges Quantum an Schreibzeug zusammenbekam. Ohne diese Taktik hätte meine sonst schon überhöhte letzte Haftstrafe wohl kaum ausgereicht, um das Manuskript zu vervollständigen. Zugegeben, das Verfassen der eigenen Biografie hatte ich mir leichter vorgestellt. Schnell musste ich erkennen, spätestens am Verbrauch meines Papiervorrates, dass es einen sehr grossen Aufwand braucht, besonders dann, wenn man es richtigmachen will. In der Haft zu schreiben hat den Vorteil, dass man isoliert ist und ohne Einflüsse von der Aussenwelt arbeiten kann.
Das Ziel meines Buches ist aufzuklären, wie aus mir, Reinhard Lutz, der Schneekönig wurde, aber auch eine Dokumentation zu liefern, über die Entstehung der Zürcher Kokainszene, wie ich sie selbst miterlebt habe und an der ich rege beteiligt war.
Bei der Auslese der Anekdoten aus meinem Leben habe ich mich für die wichtigsten, lustigsten und spektakulärsten entschieden, damit das Lesen auch Spass macht. Da es immer scharfe Kritiker gibt, die gerne darauf verweisen, dass Einzelnes nicht klar bestätigt sei, habe ich am Ende eine Art Informationsnachlese angehängt, damit sämtliche in diesem Buch genannten Schilderungen nachgeprüft werden können.
Da ich kein Bücherwurm bin, weiss ich nicht, ob mein Schaffen inhaltlich dem Stil entspricht, den man normal liest, doch hoffe ich, damit einen möglichst authentischen Bericht zu bieten.
In meiner Geschichte sind mehrere Milieugrössen und Milieugestalten erwähnt, die bereits verstorben sind, die ich jedoch unbedingt miteinbeziehen wollte, da sie das Zürcher Milieu massgeblich mitgeprägt haben.