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Aggression als Verteidigungsstrategie
Betrachtung für den heutigen Tag
Die jungen Anteile unserer Psyche finden es oft gefährlich, sich gegen die Stimme des inneren Kritikers zur Wehr zu setzen. Schließlich gehörte seine Stimme ursprünglich einem Menschen, von dem wir abhängig waren. Als Mitglieder der Tierfamilie haben wir unsere Überlebensinstinkte in Jahrtausenden der Evolution immer mehr geschärft. Wir Menschen sind lange Zeit nach unserer Geburt völlig hilflos. Solange wir Babys sind, liegt unser Überleben voll und ganz in den Händen der Menschen, die für uns sorgen, und wir lernen schon sehr früh, dass es in unserem ureigensten Interesse ist, es denen, die für uns sorgen, recht zu machen.
Wenn wir beginnen, uns gegen die verinnerlichte Stimme unserer frühen Versorger zur Wehr zu setzen, kann sich das – besonders für die kindlichen Anteile unserer Psyche – extrem bedrohlich anfühlen. Es kann uns vorkommen, als setzten wir unser Überleben aufs Spiel. Dem kindlichen Teil unserer Psyche ist es völlig gleichgültig, ob der innere Kritiker unseren Überschwang, unsere Spontaneität oder unsere Expansion einschränkt – er will einfach nur überleben und glaubt, dafür der verinnerlichten Stimme eines Menschen gehorchen zu müssen, der einst unser Leben in der Hand hielt. Sich gegen diese Stimme zu verteidigen, kann sich anfühlen, als müsste man sterben oder würde in die Verdammnis geschickt.
Heute werden wir üben, uns auf aggressive Weise gegen das Über-Ich zu verteidigen. Wenn du zu denen gehörst, die von ihren Eltern angeschrieen oder geschlagen wurden, wenn sie „Widerworte“ gaben, wird diese Übung eine besondere Herausforderung für dich sein. Dein Körper fürchtet sich vielleicht immer noch davor, geschlagen zu werden.
Die Übung:
Übe mit denselben vier Angriffen des inneren Kritikers wie gestern. Heute geht es darum, sich auf aggressive Weise gegen diese Angriffe zu verteidigen. Wenn du einen Angriff hörst, sage dem inneren Kritiker innerlich und leise, aber mit Nachdruck: „Hau ab“ oder „Halt die Klappe“. Du kannst auch „Stopp!“ sagen. Wähle so kraftvolle Ausdrücke, wie du brauchst, um den Angriff aufzuhalten. Hierbei geht es nicht um einen Gegenangriff, sondern nur darum, die Energie des Angriffs zu stoppen. Das ist der Karate-Weg zur Verteidigung gegen den inneren Kritiker.
Achte im Laufe des Tages auf die Stimme des inneren Kritikers, und wenn du hörst, wie sie dich angreift, reagiere auf aggressive Weise. Nimm wahr, was passiert, wenn du dich verteidigst – und wenn du dich erfolgreich gegen die Stimme des inneren Kritikers zur Wehr gesetzt hast, schreibe deine Beobachtungen in dein Tagebuch.