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Zustimmung als Verteidigungsstrategie
Betrachtung für den heutigen Tag
Wir wissen jetzt, dass der innere Kritiker eine Stimme in unserem Kopf ist, die uns beurteilt und bewertet. Zwar widmen wir uns in diesem Buch hauptsächlich den negativen Urteilen des Über-Ichs, doch manchmal heißt es unser Verhalten auch gut. So gratuliert es uns zum Beispiel, wenn wir brav waren und seinen Maßstäben entsprochen haben. Und sogar die Maßstäbe für unser „gutes“ Verhalten beruhen, wie schon gesagt, auf der Vergangenheit, das heißt auf dem, was wir einmal waren, und nicht auf dem, was wir jetzt sind.
Wir genießen es oft, von unserem inneren Kritiker „gut“ gefunden zu werden, doch sollten wir nie vergessen, dass Dinge, die „gut“ für uns waren, als wir klein waren und die Führung des Über-Ichs benötigten, jetzt, im Erwachsenenalter, nicht unbedingt gut sind. Wenn uns das Über-Ich gratuliert, weil wir genauso hart arbeiten wie unser Vater oder weil wir genauso verständnisvoll sind wie unsere Mutter, handeln wir vielleicht weiterhin auf eine Art und Weise, die uns heute nicht mehr gut tut. Obwohl wir in diesem Buch nicht viel Zeit darauf verwenden, uns die Auswirkungen der positiven Urteile des Über-Ichs anzusehen, möchte ich daran erinnern, dass Zustimmung und Ablehnung zwei Seiten derselben Münze sind. Wir sind nicht gut oder schlecht. Wir sind einfach nur.
Es ist ziemlich knifflig, den inneren Kritiker mithilfe deiner Zustimmung schachmatt zu setzen. Eine solche Strategie funktioniert nur, wenn du nicht auf die Negativität hereinfällst, die mit den Beurteilungen des Kritikers einhergeht. Wir alle entwickeln uns, und es gibt Bereiche, in denen wir uns gerne anders verhalten würden, als wir es tun. Das gilt für jeden von uns. Der innere Kritiker ist der Meinung, dass unser Verhalten uns zu „schlechten“ oder „guten“ Menschen macht. Das ist nicht wahr. Unser Verhalten ist einfach unser Verhalten. Vielleicht wird es sich verändern, wenn wir bewusster werden, und vielleicht auch nicht. Tja, so ist das.
Die Übung:
Wenn du dich selbst objektiv betrachten und so, wie du bist, anerkennen kannst, ohne gleich zu denken: „Deshalb bin ich ein schlechter oder unvollkommener Mensch“, dann bist du auch fähig, dich gegen den inneren Kritiker zu wehren, indem du ihm zustimmst. Wenn du ehrlich von dir sagen kannst: „Ja, manchmal bin ich etwas knickerig“ und das völlig in Ordnung findest („Na, und?“), dann wird jeder diesbezügliche Angriff sofort zerstreut. Ist dein „Na, und?“ allerdings defensiv gemeint, dann ist es zur Verteidigung nicht geeignet.
Achte heute auf innere oder äußere Angriffe und schau, ob sie irgendeine objektive Wahrheit enthalten. Wenn ja, arbeite an deiner Einstellung, bis es dir gelingt, die Macht des Angriffs aufzulösen, indem du ihm zustimmst. Zur Erinnerung: Der innere Kritiker versieht jede objektive Wahrheit immer mit einem Schuss Negativität – falle nicht darauf herein! Vielleicht bist du manchmal wirklich faul. Aber diese Wahrheit tut deinem Wert als menschliches Wesen keinen Abbruch.