Читать книгу Geheime Kräfte - Roland E. Koch - Страница 11

Ein Mann ärgerte sich, wenn es klingelte, während er gerade die Sauce unter den Salat mischte. Er ärgerte sich, wenn Autos schnell durch die Seitenstraße an seinem Haus entlangrasten, obwohl dort Tempo 30 war. Er ärgerte sich, wenn beim Discounter draußen in dem Leergutanbau beide Automaten voll waren, und er seine Plastikflaschen nicht loswurde. Er ärgerte sich, wenn er bei Unterrichtsschluss mit dem Fahrrad an der Gesamtschule vorbeikam. Dann parkten die Autos der Eltern auf dem Fahrradweg, und die Jugendlichen pöbelten ihn an oder machten den Weg nicht frei. Er ärgerte sich, wenn es draußen 20 oder 21 Grad waren, seine Frau aber alle Fenster geschlossen hielt und, mit der Behauptung, es sei kalt, die Heizung laufen ließ. Er ärgerte sich, wenn Schuhcremedosen nicht richtig geschlossen worden waren und der Inhalt austrocknete.

Morgens ärgerte er sich, dass er zu früh wach geworden war und es nicht mehr im Bett aushielt. Er ärgerte sich über den schlechten Geschmack in seinem Mund und darüber, dass er abends zu viel schweren Käse gegessen hatte.

Einmal kam er nachmittags früher nach Hause, niemand war da, es erschien ihm wunderbar still, und er ging in den Keller, um etwas aus der Kühltruhe zu holen. Da sah er vor dem Tresor eine Gestalt, die schon sehr lange tot sein musste, wie eine Mumie, fast nur ein Gerippe mit lederner Haut. Er begriff nicht. Es musste eine Frau gewesen sein, die etwas gesucht hatte, während sie starb. Der Mann blieb lange im Keller, staunend, ohne etwas zu unternehmen oder sich zu ärgern.