Читать книгу Geheime Kräfte - Roland E. Koch - Страница 12
EINSCHLAG
ОглавлениеIm östlichen Westfalen wäre ein Spaziergänger beinahe von einem kleinen Meteoriten oder einem Stück Weltraumschrott erschlagen worden. Das Geschoss schlug direkt neben dem Mann ein, als er seinen Abendspaziergang machte und darüber nachdachte, dass ihm gerade noch zwölf Jahre bis zur Pensionierung blieben, zwölf Jahre, in denen sich nichts Entscheidendes mehr ändern würde. Er hatte einen sicheren Job, dafür langweilte er sich aber auch, und es gab keine Aufstiegsmöglichkeiten mehr. Er hatte eine Kollegin, die ihn tyrannisierte und lächerlich zu machen suchte, die Familie war zerbrochen.
Er war sicher, dass er zuerst den Geruch nach etwas Verbranntem wahrgenommen hatte, dann ein pfeifendes Geräusch, dann den Einschlag auf seinem Weg, wie einen Hinweis, umzukehren oder etwas zu ändern. Er dachte, dass er hätte tot sein können. Aber er hatte sich auch schon vorher tot gefühlt, sagte er sich anschließend. Das Geschoss war nicht in den Boden eingedrungen, sondern auf dem Gras liegengeblieben, als sei es wie geplant gelandet.
Es war heiß, und der Mann untersuchte es vorsichtig. Er blieb über eine Stunde bei dem Ding stehen, wartete, dass es abkühlte, überlegte, ob er es anfassen sollte. Es sah aus wie vergoldet und glänzte. Als er es aufhob, war es überraschend leicht. Er steckte es in seine Jackentasche und spürte die Wärme, die es abgab, am ganzen Körper. Erstaunlicherweise ließ das Ding sich formen, war elastisch wie aus Kaugummi, allerdings nicht klebrig.
Es war niemand da, der ihn hätte auslachen können, also nahm er das Ding mit ins Bett, wärmte sich daran oder knetete es und wurde morgens wach mit dem Gefühl, es habe ihn berührt, gestreichelt, sich angeschmiegt. Er wusste, dass das Ding möglicherweise radioaktiv war und gefährlich, ihn krank machen konnte. Aber im Grunde wollte er genau das, dachte er, er wollte es nie mehr loslassen.