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VERLORENES KORN

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Ein Mann träumte, er sei ein trockener Getreidehalm in einem Gerstenfeld, kurz vor der Ernte, rau und ruppig anzufassen, ein gebeugter Halm, dessen Körner schon reif waren. Er sah sich am Ende seines beruflichen Wegs. Er war fast fünfzig und hatte zwanzig Jahre in die falsche Richtung gekämpft oder gegen das Schicksal angearbeitet und wusste nun, dass er verloren hatte. Er hatte nicht mit den richtigen Leuten getrunken oder bis spät in die Nacht ausgeharrt. Er war nicht gesellig genug gewesen, nicht vernetzt genug, nicht angepasst genug.

Nun musste er sein Büro räumen, seinen Firmenwagen zurückgeben. Er würde von zu Hause aus als freier Mitarbeiter beschäftigt werden, wenn es genug zu tun gab. Abgesehen davon würde er nur von seinen Ersparnissen leben, und er musste sich einen 400-Euro-Job suchen, denn arbeitslos werden, Empfänger werden, das wollte er auf keinen Fall. Doch war seine Kraft fast erschöpft, seine Energie aufgebraucht durch das lange Stemmen gegen die Kündigung, durch seine Bemühungen, besser zu arbeiten, auf die es gar nicht angekommen war.

Es war Juli, er ging abends auf den Feldwegen in der Nähe seiner Wohnung spazieren und hoffte, niemanden zu treffen, der ihn nach seiner Firma fragen konnte. Er ging, als könne er den Klumpen, der in ihm festsaß, durch die Erschütterung lösen und zertrümmern. Dann hockte er sich auf einen Grenzstein, sah über die Wiesen und Felder, machte sich klein und dachte daran, einfach hier zu bleiben, sich nicht mehr zu rühren, nur vom Wind bewegt zu werden und zu warten, dass jemand ihn auflas.

Geheime Kräfte

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