Читать книгу Geheime Kräfte - Roland E. Koch - Страница 20

Ein Mann aus einer rheinischen Großstadt fuhr in den Sommerwochen an warmen Tagen abends oder am Wochenende gern an einen Natursee, weit draußen, nur mit dem Auto erreichbar, aber dafür mit ungechlortem, sauberem Wasser. Das Seewasser wurde regelmäßig geprüft und erwies sich als eines der saubersten in der Gegend. Es hatte eine rotbraune Farbe wegen der darin gelösten Eisenverbindungen, färbte auf die Dauer auch Hände, Füße und Handtücher rötlich.

Oft war es sehr voll an diesem See, doch der Mann liebte es, wenn der Himmel einmal bedeckter war, fast allein auf dem Badesteg oder dem Rasen zu liegen, zu schwimmen oder auf der hölzernen Insel zu rasten, die weit vom Ufer entfernt befestigt war. Meistens schlief er kurz ein und wachte erholt und zufrieden wieder auf. An einem Sonntag Nachmittag fuhr er trotz des dunklen Himmel los, denn es war warm, und das Wasser seit Wochen aufgeheizt. Es waren höchstens zehn bis zwölf Besucher da. Er schwamm lange, zur Insel und zurück, legte sich auf sein Handtuch und schlief ein. Als er wach wurde, war niemand von den Leuten mehr da, auch der Kiosk war geschlossen. Er trank aus einer mitgebrachten Flasche und beschloss, bald nach Hause zu fahren, als aus dem Wasser eine Frau auftauchte, die er vorher hier noch nie gesehen hatte. Es war so üblich, dass alle sich an diesem See duzten, und er wunderte sich nicht, als sie ihn ansprach.

Du liegst hier so ganz allein, sagte sie. Kann ich mich zu dir setzen?

Der Mann lächelte, antwortete aber nicht.

Ich war lange da drin, begann die Frau wieder, nachdem sie sich neben ihn auf sein Handtuch gesetzt hatte.

Sie trug einen verblichenen roten Badeanzug, war schlank, der Mann fand sie zu dünn, mit kurzen Haaren und herben, strengen Gesichtszügen, so dass der Mann kurz dachte, dass sie vielleicht lesbisch war. Ihre Haut war von dem eisenhaltigen Wasser rotbraun verfärbt.

Willst du nicht mit mir ins Wasser kommen?, fragte sie. Ich kann dir da eine Menge zeigen.

Der Mann bereute es später tausendmal, dass er seine Sachen gepackt hatte und gegangen war.