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STAUB

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In Australien war es einigen abtrünnigen und mit der staatlichen Förderung unzufriedenen Forschern gelungen, in einem versteckten Labor aus geringen Mengen abgezweigter Zellen, Abfällen anderer Labore und Erde, die von einen trockenen, heißen Wind durch das gekippte Fenster hereingeblasen worden war, einen künstlichen Menschen zu züchten. Dieser war ein bisschen klein geraten und hatte ein altes Gesicht. Einige sagten, er ähnele dem ehemaligen amerikanischen Präsidenten Bush senior. Er stand jedoch munter auf, schaufelte mit seinen kurzen Armen herum und lachte. Dieses Lachen habe sie noch jahrelang verfolgt, gaben einige der Beteiligten später an.

Der neue Mensch, der Robbie genannt wurde, schlurfte zunächst in der Nähe des Labors herum, untersuchte die Umgebung, grub ein bisschen in der Erde, immer unter Aufsicht eines der Forscher, und entwickelte großen Appetit, besonders auf Grünes, Salat, Spinat, ja sogar Löwenzahn und frische Kräuter. Er hatte eine bräunliche Hautfarbe, war motorisch ungeschickt, wurde jedoch fast nie müde und schlief wenig. Auch versuchte er seinen Erzeugern immerfort etwas zu erklären, war jedoch nie aggressiv, nicht einmal schlecht gelaunt, sondern brach am Ende jeweils in sein lautes Lachen aus. Die Forscher gingen auch mit ihm schwimmen, doch da erwies er sich als ängstlich und unsicher. Er fror, obwohl das Wasser nicht kalt war.

Robbie aß fröhlich große Mengen Grünzeug, während er Fleisch und Milch, Käse und Tofu eher skeptisch beäugte, nur daran knabberte, um dann weiter seine Gräser zu mampfen. Er hatte Blähungen, und seine Verdauung war zu flüssig, aber er wollte nicht viel trinken. Die Forscher wussten nicht recht weiter. Über die Züchtung des neuen Menschen hatten sie nicht hinausgedacht, sie wollten ihn natürlich im Fernsehen präsentieren, überlegten aber, ihn vorher noch ein wenig zu erziehen. Sein Lallen verstand man nämlich überhaupt nicht, doch reagierte er seinerseits auf jedes Wort und schien auch zufrieden damit, nicht verstanden zu werden.

Später existierte nur eine einzige Filmaufnahme, in dürftiger Auflösung, im letzten Moment mit einem Handy aufgeschnappt. Niemand hatte Robbie bisher gefilmt oder fotografiert, niemand hatte mit einem so schnellen Ende gerechnet. Einige der Forscher waren nachher froh darüber, weil ihnen Robbie ein bisschen peinlich gewesen war, in seinem Eifer, zu essen, zu gehorchen, zu gefallen.

Als einer aus der Gruppe die Handykamera auf ihn richtete, brach er in wildes Lachen aus. So heftig hatte er vorher noch nie gelacht, er bekam kaum Luft, winkte schaufelnd in die Kamera, auf seiner Haut bildeten sich Risse. Es staubte, und er zerbröckelte in kleine Krumen. Er hatte wohl doch zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen. Die Gruppe zerstritt sich später, denn trotz unzähliger neuer Versuche bekam sie nie wieder etwas Vergleichbares hin.

Geheime Kräfte

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