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SEELENHÄUSCHEN

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Eine Frau war unzufrieden mit der Gestaltung ihres Gartens und begann an einer bestimmten Stelle, zu graben und zu formen, bis sie eine kleine Sandbahn geschaffen hatte, mit Kies eingesäumt und ein paar Wiesenkräutern am Rand. Sie legte das Stück eines Baumstamms hinein und bohrte ein Loch. Dann fand sie, dass sie etwas reproduziert hatte, dass das Ganze aussah, wie ihr Inneres, wie ein Abbild ihrer Struktur, ihrer Seele. Sie baute ein schützendes Dach darüber und nannte es vor ihren Freundinnen das Seelenhäuschen.

Die begannen nun auch damit, solche Seelenhäuschen anzulegen, kleine innere Landschaften, karstige Stellen mit Steinen und Dornbüschen, üppige Töpfe mit Kletterpflanzen, einen winzigen Teich mit herausragendem Gestrüpp. Manche schaufelten in ihren Gärten, auf ihren Terrassen, im Keller, auf dem Balkon oder im Wohnzimmer, und die Idee verbreitete sich schnell. Es gab schwarze, verkohlte Landschaften und rötliche Wüsten. Jede Frau erklärte die Strukturen, die sie beim Bau in sich erkannt hatte, Geschwindigkeit, Enge, Luftigkeit.

Das Ausdeuten des Gebauten war für viele das Interessanteste, sie besuchten sich gegenseitig und ihre neu hinzukommenden Bekannten, die die Mode ebenfalls mitmachten. Die Erfinderin hatte ihre Idee nicht schützen lassen, das wäre ihr nie eingefallen, aber sie war so klug, einen Vertrag mit einem Verlag über das erste Buch zu diesem Thema zu schließen. Die anderen Medien folgten. Das Bedürfnis musste groß sein, sein Inneres nachzubauen, und das Schöne an den Seelenhäuschen war, dass sie nie fertig wurden, sondern immer weiter gebaut und verändert werden konnten.

Sein Bewusstsein so dargestellt zu sehen, sich so zu erkennen, in einer Anhäufung von Sand und Blättern, war für die meisten Menschen faszinierend. Auch Männer begannen mit der Arbeit. Da die Häuschen oft im Freien standen und lebende Pflanzen enthielten, wuchsen sie manchmal über die Grenzen eines kleinen Gartens hinaus. Es gab Firmen, die Zubehör anboten, kleine Becken, Brunnen und Fontänen, Holzstücke, die im Wasser untergingen, Glaskammern, die luftdicht verschließbar waren, doch sollte ursprünglich alles nur aus der Natur genommen werden.

Manche der Frauen saßen tagelang vor ihren Werken, atmeten ein und aus, sahen ihr Leben, das beinahe in einem dürren Haufen Blätter geendet hätte, jetzt aber durch ein paar Knochen, ein Stück Bernstein, Tierhaare und eine Eierkohle verändert war. Die gepflegten und gesunden Frauen über 50 dachten an ihre Mädchenzeit. Eine bepflanzte eine rostige Stahlschlange mit Gras.

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