Читать книгу Geheime Kräfte - Roland E. Koch - Страница 15

LIEBESKUNST Für Frank Schulz

Оглавление

Während eines Urlaubs auf Kreta verirrte sich ein Mann bei einer Wanderung. Er stieß auf einen Berg, den er hätte überklettern müssen, um in die Schlucht zu gelangen, die zum Meer führte. Es war die Zeit der Mittagshitze, und er entdeckte dankbar eine Höhle, die er betrat, um auszuruhen. Diese Höhle musste noch einen anderen Eingang haben, denn er sah von weitem einen Schimmer Tageslicht. Er wollte sich setzen und ausruhen, trank von seinem Wasser und nahm einen eigentümlich scharfen Geruch wahr, nicht unangenehm, eher verlockend.

Dann schlief er ein, und als er wach wurde, war der Schimmer verschwunden, so als sei es draußen dunkel geworden, aber seine Uhr zeigte erst vier. Er sah von weitem eine Bewegung, ging auf eine erhöhte Fläche zu, auf der eine junge Frau zu liegen schien, nackt, die gleich aufstand und ihm etwas zu trinken anbot. Es war ein säuerliches, scharfes Getränk, wie von einer vergorenen Frucht. Er setzte sich zu der Frau, von der er nur die Umrisse erkennen konnte. Sie sprach nicht mit ihm, stattdessen berührte sie ihn sanft an der Schulter.

Was nun folgte, beschrieb der Mann sein ganzes Leben lang als das schönste, durchdringendste Erlebnis, das er jemals gehabt hatte, ein sanftes, kribbelndes, sich steigerndes Gefühl, wie schwerelos ausgeübt von der leichten Gestalt der Frau. Er schilderte nicht gern weitere Einzelheiten, um nicht als Angeber dazustehen, aber jeder Zuhörer spürte die Intensität des Augenblicks.

Das Ende der Geschichte erzählte er nur ein einziges Mal, nachdem er seine Hemmungen überwunden hatte. Er sei in der Höhle aufgewacht, sagte er, nie wieder habe er so tief geschlafen, sich so erlöst, so heiter und gelassen gefühlt. Rätselhaft sei nur gewesen, wo die junge Frau geblieben war, deren Duft er noch an seinen Fingerspitzen roch. In der Höhle hätten sich nur eine kleine, sehr dünne und ausgemergelte alte Frau und eine Ziege befunden.

Geheime Kräfte

Подняться наверх