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24. JANUAR
ОглавлениеVon Herzen angenommen?!
Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob!
RÖMER 15, 7
Wer kennt sie nicht, Menschen, in deren Nähe man sich grundsätzlich wohlfühlt? Menschen, die uns das Gefühl geben, einfach angenommen und geliebt zu sein? Meine Tante Charlotte war so ein Mensch. Impulsiv, herzlich, engagiert, manchmal laut, aber auf jeden Fall fröhlich und zugewandt. Sie war jemand, die mit ihrem ganzen Leben ausdrückte, wovon unser Vers spricht.
Wie kommt es eigentlich, dass der eine Mensch Herzlichkeit und Annahme ausstrahlt und ein anderer eher Kritik und Kontrolle? Dieser Satz von Paulus enthält eine Antwort auf diese Frage. Er zeigt auch, wie wir von der einen zur anderen Einstellung wechseln können: Die Erfahrung, selbst angenommen zu sein, befähigt uns dazu, andere annehmen zu können.
Das war bei meiner Tante der Fall. Schon ihr Vater war ein zutiefst annehmender Mensch. Dabei war sein Leben nicht einfach. Als Zweitgeborener ging die väterliche Mühle nicht an ihn. Seine Frau, Erbin eines Bauernhofs, starb in jungen Jahren an Tuberkulose. Er blieb mit zwei kleinen Kindern zurück. Den Hof konnte er nicht allein bewirtschaften und verkaufte ihn auf Anraten von Verwandten, um in der Stadt ein neues Leben aufzubauen. Die Inflation der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts fraß alles Geld auf. Als ungelernter Arbeiter fand er eine Anstellung in Duisburg bei Thyssen. Dort lernte er seine zweite Frau kennen, meine Großmutter. Seine Kinder aus der ersten Ehe starben beide, als sie Mitte zwanzig waren. Auch das trug und ertrug mein Großvater und blieb ein positiver Mensch. Die Kraft dafür fand er im Glauben an Jesus Christus.
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zum Lob Gottes!“ Die Gewissheit, von Gott angenommen zu sein, war für meine Tante, meinen Onkel, meine Großeltern und Eltern die tragende Grundlage ihres Lebens. Auf dieser Grundlage kann auch ich immer wieder einüben, mich selbst und andere anzunehmen.