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30. JANUAR
ОглавлениеDas Geschenk der Beichte
Bekennt einander eure Sünden!
JAKOBUS 5, 16
Zum Leben im Licht, zum Leben des Christen in der Gemeinschaft, gehört die Beichte grundlegend dazu. Beichte bedeutet, dass ich ins Licht trete und Gott alles sage und benenne, was in mir ist. Mit Beichte ist kein Ritual gemeint, sondern, dass ich endlich schonungslos offen und ehrlich werden kann.
Beichte heißt, dass ich meine Sünden Gott in Anwesenheit eines anderen Christen bekenne. Und dass dieser Mitchrist mir die Vergebung zuspricht, die Gott uns in Jesus schenkt. Wichtig ist dabei: Nicht der andere vergibt die Sünden, sondern Gott hat sie schon vergeben. Aber der andere spricht mir zu, dass das auch für mich gilt. Der Zuspruch der Vergebung durch einen anderen kann in uns die Gewissheit der Vergebung stärken. So betont es Dietrich Bonhoeffer in seinem Buch „Gemeinsames Leben“: „Wie das Bekenntnis meiner Sünde dort vor dem Selbstbetrug entzogen wird, wo es vor dem Bruder geschieht, so ist auch die Zusage der Vergebung mir erst dort ganz gewiss, wo sie der Bruder mir im Auftrag und im Namen Gottes zuspricht.“
In der Beichte begegnen sich Sünder. Der, der die Beichte hört, steht nicht über dem, der seine Sünden bekennt. Aber er spricht dem anderen zu, dass Gott gern Sünden vergibt – aufgrund dessen, was Jesus getan hat. Gemeinsam mit dem, der seine Schuld bekennt, kommt er zum Kreuz und spricht ihm zu, was Johannes der Täufer über Jesus sagte: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ (Johannes 1, 29). Er zeigt dem anderen das Kreuz.
Die Erfahrung der Beichte ermöglicht neue, echte, tiefe Gemeinschaft. Wer es wagt, sich vor einem anderen zu öffnen und seine Schuld offen auszusprechen, geht einen Schritt in Richtung Freiheit.
„Bekennt einander eure Sünden!“ Wenn wir das tun, erfahren wir in der Tiefe, was das Kreuz bedeutet. Die ausgebreiteten Arme des angenagelten Jesus schaffen den weiten Raum, in dem wir Vergebung, Heilung und Versöhnung finden.