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22. FEBRUAR
ОглавлениеGnade vor Recht
Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
RÖMER 5, 8
In diesem einen Satz findet sich das ganze Evangelium. Vier Hauptworte stecken da drin: Gott. Liebe. Christus. Sünder. Vier Worte voller Power, voller Aussagekraft.
Und auch ihre Reihenfolge ist voller Bedeutung: Gott steht auf der einen Seite des Satzes, die Sünder auf der anderen Seite. Noch genauer müsste es wohl heißen: Gott steht auf der einen Seite der Kluft, wir Sünder auf der anderen. Denn es geht nicht um Worte oder Konzepte, sondern um unsere Lebenswirklichkeit.
Dass wir Menschen schuldig geworden sind und immer wieder schuldig werden, aneinander und vor Gott, das hat Paulus am Anfang seines programmatischen Briefs ausführlich dargelegt. In dieser Schuldverfallenheit sind alle Menschen gefangen, die Juden und die übrigen Völker, die Religiösen und die Gottesleugner. Kein Mensch kann aus seiner Kraft oder Frömmigkeit vor Gott bestehen.
So klafft eine schier unüberbrückbare Kluft zwischen den beiden Polen: Gott auf der einen, wir Sünder auf der anderen Seite. Und doch: Mitten in dieser Spannung finden sich zwei weitere Begriffe: Liebe und Christus. Und auch hier geht es nicht um Worte oder Theorien, sondern um Realitäten. Zwischen uns und Gott gibt es einen Vermittler. Der ist Jesus Christus selbst. Sein Kommen, sein Leben und sein Sterben sind Ausdruck der alle Grenzen überwindenden Liebe Gottes.
Gott. Liebe. Christus. Sünder. Gott sendet aus Liebe Jesus Christus zu uns, den Sündern. Und so dreht sich die Reihenfolge um: Wir Sünder erfahren durch Jesus Christus die Liebe Gottes. Gott kommt in Jesus zu uns, damit wir durch Jesus zu ihm kommen können. Jetzt lautet die Reihenfolge: Sünder. Christus. Liebe. Gott.
Das ist das Wesen der Gnade. Alles wird umgedreht. Es ist Gottes vorauslaufende Gnade, die all das schenkt und all das tut, was wir selbst nicht tun oder uns erarbeiten können.