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27. FEBRUAR
ОглавлениеJesus und …?
Als sie ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein.
MATTHÄUS 17, 8
Es ist seltsam: Die Bewegung, die mit Jesus ihren Ursprung nahm, die christliche Kirche, hatte oft nichts Besseres zu tun, als genau diesen Jesus aus dem Zentrum an den Rand zu rücken. Viele andere Dinge wurden im Lauf der Kirchengeschichte wichtig und immer wichtiger. Das war häufig etwas ganz anderes als das, wozu der Meister seine Jünger berufen hatte. So ging es mehr um die Kirche selbst anstatt um Jesus. Es ging um die Vernunft, um Tradition, um Dogmen und Liturgien, um die Heiligen, um Feiertage und Fastenregeln und oft um den eigenen Machterhalt. Und das alles anstelle von Jesus.
Bereits in der Frühgeschichte des Christentums versuchte man, Jesus in ein System einzuordnen und so aus dem Zentrum zu rücken. Die Christen, an die sich der Hebräerbrief richtet, wollten in Jesus eine Art „hohen Engel“ sehen, zwar besonders, aber nicht einzigartig. Dagegen unterstreicht der Verfasser die Einzigartigkeit von Jesus: „Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.“ (Hebräer 12, 2)
Die Frage steht bis heute im Raum: Wer ist Jesus? Welchen Platz räumen wir ihm ein? In den Glaubensbekenntnissen wird es festgehalten: Jesus ist der, auf den es ankommt. Er allein ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. (Johannes 14, 6) Er allein ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Jede Generation muss neu für sich die Frage beantworten, wer Jesus für sie ist. Folgen wir dem Zeugnis des Neuen Testaments, das Jesus als ewigen Gottessohn, als Menschensohn, also als Weltenrichter, als Messias und Erlöser, als Herrn der Herrn und König der Könige beschreibt? Oder sehen wir in Jesus nur einen Menschen, der zwar besonders gut, weise und liebevoll war, aber eben auch nur ein Mensch?
Wie wir diese Frage beantworten, hat Auswirkungen auf unser Leben. Neue Prioritäten, neue Ziele rücken ins Zentrum unseres Denkens, Handelns und Redens, wenn dort, im Zentrum, Jesus allein zu sehen ist.