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3.4 VORWÜRFE SIND MASKIERTE BEDÜRFNISSE

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„Schatz, du nervst!“ Wir urteilen und verurteilen, weil wir wollen, dass der andere unsere Wünsche erfüllt. Vorwürfe und Urteile sind nichts anderes als ein Hilfeschrei! Das, was uns wichtig ist, ist nicht erfüllt.

Vorwürfesind nichtsanderesals einHilfeschrei! Sie winseln, „Nie räumst du den Geschirrspüler aus!“ oder brüllen lautstark um Hilfe, „Kannst du denn nicht ordentlich einparken!“ Wahrscheinlich werden alle diese Vorwürfe nicht helfen, dass sich etwas ändert und sich unsere Wünsche oder Forderungen erfüllen.

Wie kommen wir aus dieser Sackgasse heraus? Wie können wir eine Änderung erreichen? Unsere Bedürfnisse helfen uns dabei: Bedürfnisse kennt jeder Mensch. Angefangen bei den Grundbedürfnissen unseres Körpers nach Nahrung, Sexualität und Schlaf bis zu den Bedürfnissen nach Autonomie und Selbstverwirklichung. Folgende Bedürfnisse sind Ihnen sicherlich gut bekannt: Zum Beispiel Trost, Verständnis, Respekt, Geborgenheit, Schutz, Unterstützung, Rücksicht. Bedürfniswörter sind alle abstrakt und positiv und beinhalten Wünsche und Wertvorstellungen. Die Bedürfnisse sind bei allen Menschen vorhanden, aber ganz unterschiedlich in Ausprägung und Bedeutung. Sie sind abhängig zum Beispiel vom Alter, vom Geschlecht und von den individuellen Erfahrungen.

Ein Bedürfnis unterscheidet sich von der Bedürfnisbefriedigung oder Strategie zur Erfüllung unserer Bedürfnisse.

Stellen Sie sich folgendes vor: Sie kommen an einem wunderbaren Sommertag von der Arbeit nach Hause. Sie sind geschafft vom turbulenten und stressigen Tag und brauchen nun unbedingt Entspannung. Wie erfüllen Sie sich diese? Mit einem Schläfchen, einem Bier vor dem Fernseher, mit einem Telefonat mit Ihrer besten Freundin, bei einem Stück klassischer Musik, bei einem Song von AC/DC bei dem Sie kräftig mitsingen, oder im Fitnesscenter beim Spinning? Stellen Sie sich nun vor, ein Paar sucht Entspannung nach einem aufreibenden Arbeitstag. Der eine möchte sich auf der Terrasse bei einem Schläfchen ausruhen und der andere mit AC/DC auspowern. (Für alle diejenigen, die diese Gruppe nicht kennen: Es handelt sich um eine Hard-Rock-Band aus den 80ern). Da ist Zoff vorprogrammiert. Und dabei geht es nicht um richtig oder falsch. Es gibt viele unterschiedliche Strategien mit denen wir unsere Bedürfnisse befriedigen.

DieBedürfnissprachehilft uns aus derSackgasse Wie würde Ihre Strategie zur Entspannung aussehen? Da die Bedürfnisse unabhängig von Person und Verhalten sind, eignen sie sich gut, um mit dem Partner in Kontakt zu kommen. Die Bedürfnissprache, also das Gespräch über unsere Bedürfnisse, hilft uns aus der Sackgasse. Eine Verständigung mit Hilfe der Bedürfnisse hilft die Wünsche so zu formulieren, dass unser Partner diese auch hören kann. Der Partner fühlt sich nicht angegriffen, da er die Bedürfnisse selbst kennt und nachvollziehen kann. So hilft uns diese Sprache aus der Vorwurfsfalle.

Was meinen Sie, was sich für Bedürfnisse hinter folgenden Sätzen verbergen? „Nie bist du da.“ oder „Du bist so abweisend“. Schauen wir uns zunächst den Satz „Nie bist du da“ an. Dahinter könnte sich zum Beispiel das Bedürfnis nach Gleichberechtigung verbergen. Es könnte bedeuten: „Ich möchte auch mehr Freiheit“. Es könnte aber auch den Wunsch nach mehr Nähe beinhalten: „Ich möchte mehr Zeit mit dir gemeinsam verbringen“.

Im Satz „Du bist so abweisend“, könnte das Bedürfnis nach Zärtlichkeit stecken. Es könnte zum Beispiel gemeint sein: „Nimm mich doch öfters in den Arm“. Es könnte aber auch der Wunsch nach mehr Sexualität verborgen sein.

Manchmal ist es gar nicht so leicht den eigenen Bedürfnissen auf die Spur zu kommen. Schauen wir uns einen weiteren Vorwurf an: „Deine Schuhe liegen schon wieder im Wohnzimmer auf dem Boden“. Hier könnte sich das Bedürfnis nach Ordnung oder auch nach mehr Verlässlichkeit verbergen.

Wie kann ich nun meine Bedürfnisse ansprechen damit meine Botschaft richtig ankommt?

Am hilfreichsten ist die Formulierung: „Mir ist wichtig“, verbunden mit einer Bitte.

Zum Beispiel: „Mir ist Klarheit und Sicherheit wichtig, bitte informiere mich daher rechtzeitig“.

„Mir ist Ordnung sehr wichtig, bitte räume deine Schuhe beim Heimkommen gleich in den Schrank“.

Probieren Sie es doch mal aus! Starten Sie einen Versuch. Es gibt sicherlich wiederkehrende Auslöser für Streit in Ihrer Beziehung. Welcher Vorwurf liegt Ihnen auf den Lippen? Formulieren Sie diesen schon jetzt und heute um. Und dann testen Sie die Wirkung bei Ihrem Schatz. Denn die nächste Gelegenheit kommt bestimmt. Und am besten formulieren Sie gleich noch Ihren Wunsch. Zum Beispiel könnten Sie statt des Vorwurfs: „Immer sitzen wir vor dem Fernseher“ viel besser ankommen mit der Frage: „Mir ist Bewegung wichtig, wollen wir morgen Abend eine Runde spazieren gehen?“

Statt: „Nie fragst du mich, was ich will“ sagen Sie: „Mir ist gemeinsame Absprache sehr wichtig, ich möchte gerne unser nächstes Wochenende gemeinsam mit dir planen.“ Die weiteren Details, wie wir das Bedürfnis gut verpacken, erfahren Sie im Kapitel 7: So bringen Sie Ihre Botschaft rüber.

Schatz du nervst!

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