Читать книгу Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer, Fred McMason - Страница 29
4.
ОглавлениеIbrahim Salih bebte vor Wut.
„Bringt den Kerl her!“ schrie er. „Und wehe ihm, wenn er geschlafen hat!“ Seine dunklen, stechenden Augen funkelten vor Zorn, die Züge um seinen schmalen, zusammengekniffenen Mund waren noch härter geworden. Nichts an ihm erinnerte in diesem Augenblick an das Oberhaupt, den Scheich einer mystischen Bruderschaft, deren Bestreben die innere Begegnung mit Allah ist. Er glich eher einer gereizten Raubkatze, die jederzeit bereit war, die tödlichen Pranken in ihr Opfer zu schlagen.
Während die Männer auseinanderstoben, um Belaj, den überrumpelten Wächter, zu holen, ging Ibrahim Salih mit langen Schritten im Innenhof der Felsenmoschee auf und ab. Mit ohnmächtiger Wut hatte er unten am Strand festgestellt, daß Sobocan ihn und seine Männer wie blutige Anfänger aufs Kreuz gelegt hatte. Der Hund hatte ganz einfach die Riemen sämtlicher Boote mitgehenlassen und ihnen somit die Möglichkeit genommen, ihn aufs Meer hinaus zu verfolgen.
Längst hatte Ibrahim Salih erraten, was Sobocan beabsichtigte. War er erst außer Sichtweite, würde er seine Flucht in westlicher oder östlicher Richtung fortsetzen und später irgendwo an Land gehen. Und genau das mußte er vereiteln. Seine Leute waren bereits in beiden Richtungen unterwegs, um die Küste zu überwachen, und – bei Allah! – der Bursche würde ihm nicht entgehen. Er, Ibrahim Salih, würde sein gutes Verhältnis zu Barabin nicht durch diesen Verräter aufs Spiel setzen. Er mußte ihn ganz einfach zur Strecke bringen.
Zunächst galt jedoch Salihs Zorn Belaj, der als Wachtposten vor das Verlies abkommandiert worden war. Der Kerl hatte sich übertölpeln lassen, denn das Gewölbe galt als ausbruchssicher. Bisher war es jedenfalls noch niemandem gelungen, aus eigener Kraft dort auszubrechen.
Das Oberhaupt der Derwische stoppte seine Schritte, als zwei seiner Männer mit einer zerknirschten Gestalt in ihrer Mitte den Innenhof betraten.
„Was war mit ihm?“ herrschte Ibrahim Salih seine Leute an. „Hat er immer noch geschlafen?“
„Er befand sich im Verlies“, erwiderte Osman, einer der beiden Derwische, die Belaj herbeigeholt hatten. „Und der Riegel war vorgeschoben“, setzte er dann noch mit betretener Stimme hinzu.
Salih fuhr herum, seine stechenden Augen hefteten sich mit einem wütenden Funkeln auf Belaj.
„Man hat dich eingesperrt?“ brüllte er. „Eingesperrt wie einen Hund? Beim Teufel, sag mir sofort, wie das geschehen ist!“
Belaj stand mit gesenktem Kopf da.
„Ich – ich habe nicht geschlafen“, stotterte er, „aber der Hund hat eine List angewandt …“
„Ach – eine List!“ unterbrach Ibrahim Salih, und sein Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimasse. „Er war eingeschlossen und dazu noch an Händen und Füßen gefesselt. Und du hattest die Aufgabe, die verriegelte Tür zu bewachen. Es muß schon mit sehr merkwürdigen Dingen zugehen, wenn es einem Gefangenen bei solchen Sicherheitsvorkehrungen gelingt, zu entfliehen!“
„Aber – er muß es irgendwie geschafft haben, seine Fesseln loszuwerden“, verteidigte sich Belaj. „Die Stricke liegen jetzt noch im Verlies. Er muß sie an einer Steinkante durchgescheuert haben.“
„Nun gut“, zischte Salih, „da hat er sie eben durchgescheuert. Aber die schwere Tür war immer noch verriegelt. Oder ist dieser Sobocan vielleicht ein Geist, der durch verschlossene Türen und dicke Mauern gehen kann? Los, sag schon was, du Unglückseliger!“
Belaj zog unwillkürlich den Kopf etwas weiter zwischen die Schultern.
„Er hat ständig gegen die Tür geklopft“, rechtfertigte er sich. „Da habe ich beschlossen, ihn zur Ruhe zu bringen. Ich dachte, er hätte sich bis an die Tür geschleppt, um Krach zu schlagen. Daß er sich von seinen Fessein befreit hatte, konnte ich nicht wissen. Ich habe jedenfalls die Tür geöffnet und in den Raum geleuchtet – da griff er mich sofort an. Ich konnte mich zwar noch kurz wehren, aber dann erwischte er mich mit einem großen Steinbrocken am Kopf …“
„Den Rest kennen wir“, schloß Ibrahim Salih sein Verhör, „aber glaube ja nicht, du Dummkopf, daß das ungestraft bleibt. Warum hast du diese Ratte nicht einfach klopfen lassen? Dabei wäre er ganz bestimmt nicht entwischt. Aber wahrscheinlich hast du geschlafen, und das Klopfen hat dich in deiner unerlaubten Nachtruhe gestört. Ja, so wird es gewesen sein! Und damit du lernst, die Aufgaben, die man dir überträgt, gewissenhaft auszuführen, wirst du sofort bestraft werden.“
Belaj blickte seinen Scheich entsetzt an, als der mit einem kalten Grinsen in seinem hageren Gesicht fortfuhr: „Da du ein Mitglied unserer Bruderschaft bist, werden wir natürlich Milde walten lassen und dich lediglich mit zwölf Peitschenhieben an deine Pflichten erinnern.“
Belaj wurde bleich im Gesicht.
„Bei Allah und seinem Propheten“, stammelte er, „diese Strafe ist zu hart. Ich kann doch nichts dafür, daß der Hund geflohen ist. Habt Erbarmen mit mir, bitte, ich – ich …“
Winselnd ließ sich der Derwisch auf den Boden sinken und versuchte die Knie Salihs zu umfassen. Doch dieser stieß ihn brutal zurück.
„Faß mich nicht an!“ schrie er. „Deine Hände sind beschmutzt. Möge dich Allah zuerst reinigen von deinen Verfehlungen. Holt die Peitsche!“
Das Jammern Belajs stieß auf taube Ohren. Erbarmungslos wurden ihm die Kleider vom Leib gerissen, dann band man ihn mit den Handgelenken an zwei Eisenringen fest, die ins Mauerwerk eingelassen waren. Wenige Augenblicke später begann bereits Naci, der kleine, rundliche Bursche, kraftvoll die Peitsche zu schwingen. Und offensichtlich verstand er es, damit ebensogut umzugehen wie mit dem Koran.
Die Schmerzensschreie Belajs hallten über den Innenhof der Moschee, und auf seinem nackten Rükken reihten sich die Striemen aneinander. Bereits nach dem achten Hieb sank er in sich zusammen, sein Schreien ging in ein leises Wimmern über.
Trotzdem hatte niemand Mitleid mit ihm. Die Gesichter der Derwische, die einen Halbkreis gebildet hatten, glichen Masken aus kaltem Stein.
Philip und Hasard, die Zwillingssöhne des Seewolfs, bereitete es riesigen Spaß, ihre türkischen Sprachkenntnisse wieder einmal auszuprobieren. Sie hatten nichts von dem verlernt, was sie bei den Gauklern, mit denen sie einst durch die Lande gezogen waren, aufgeschnappt hatten. So plauderten sie munter mit Sobocan, während die „Isabella VIII.“ ihren Weg auf östlichem Kurs fortsetzte.
„Was sind das denn für Derwische, denen du entwischt bist?“ fragte Hasard junior. „Solche, die tanzen und heulen?“
Sobocan nickte. „Es sind Mewlewija-Derwische. Sie tanzen, heulen und veranstalten viel Geschrei, wenn sie zu Allah beten. Und manchmal stechen sie sich auch mit Dolchen und Säbeln ins Fleisch oder ritzen sich die Haut.“
„Und für was soll das gut sein?“ fragte Philip junior neugierig. „Ich meine, das ist doch nicht gerade angenehm?“
Sobocan zuckte mit den Schultern.
„Viele Derwische tun das“, sagte er und stützte sich auf das Backbordschanzkleid, „wahrscheinlich, weil sie denken, daß es Allah so gefällt. Viele andere Gläubige haben kein Verständnis dafür. Deshalb leben die Derwische meistens allein als geheime Bruderschaften. Auch Ibrahim Salih und seine Leute hausen in einer alten Ruine, die sie in eine Moschee umgewandelt haben.“
„Sind das jene Derwische mit den hohen Hüten?“ fragte nun wieder Hasard.
„Ja, die sind es. Sie tragen lange, helle Gewänder, die von einem Gürtel zusammengehalten werden, und dazu die hohen, spitzen Hüte. Aber meist tragen sie diese Sachen nur, wenn sie tanzen oder beten.“
„Sie sind wohl recht gefährlich, was?“ setzte der Junge seine Befragung fort.
Sobocan nickte.
„Ibrahim Salih und seine Meute ganz bestimmt“, sagte er. „Natürlich gibt es auch Derwische, die als Bettelmönche durch das Land ziehen und von den Almosen der Gläubigen leben. Salih und seiner Bande jedoch sollte man besser aus dem Weg gehen. Sie hassen besonders die Giaurs, die Ungläubigen.“
Der Seewolf war inzwischen hinzugetreten, hatte aber von der Unterhaltung, die in türkischer Sprache geführt wurde, nichts verstanden. Er registrierte lediglich, daß seine Sprößlinge wohl noch nichts verlernt hatten.
„Am Golf von Antalya sind wir jetzt vorbei“, sagte er zu Sobocan gewandt. „Gemäß deinen Angaben müßten wir nunmehr nach Backbord abfallen und direkt die Küste anlaufen.“
„Genauso ist es, Señor“, sagte Sobocan. „Ich kenne eine stille Bucht. Wenn wir dort einlaufen, haben wir zwar bis zur Felsenmoschee einen weiteren Fußweg, aber Salihs Wächter, die an der Küste stationiert sind, können uns nicht sehen. Wenn wir direkt die Küste vor der alten Festung anlaufen, werden wir gesehen, sobald auch nur eine Mastspitze über der Kimm erscheint.“
„Gut, Sobocan“, antwortete der Seewolf, „dann werden wir uns in die von dir genannte Bucht verholen und lieber einen längeren Fußmarsch in Kauf nehmen. Es ist besser für unser Vorhaben, wenn man uns nicht gleich sieht. Können wir es bis zur Zeit des Nachmittagsgebets schaffen?“
„Es müßte klappen“, erwiderte Sobocan mit einem Blick auf den Stand der Sonne. Augenblicke später ging er zusammen mit dem Seewolf zum Ruderhaus, um Pete Ballie, den Rudergänger, zu der kleinen, verschwiegenen Bucht zu lotsen.
Die „Isabella“ fiel hart nach Backbord ab und segelte mit schwachem Wind auf die türkische Südküste zu. Ungehindert gelang es ihr, die kleine Bucht, von der Sobocan gesprochen hatte, anzulaufen und dort vor Anker zu gehen.
Dem Seewolf und seiner Crew bot sich ein respekteinflößender, aber auch malerischer Anblick. So weit das Auge reichte, ragten bizarre Felsblöcke in den Himmel. Es hatte den Anschein, als sei hier die Welt zu Ende.
Doch die Seewölfe hielten sich nicht lange mit der Bewunderung der zerklüfteten Landschaft auf. Philip Hasard Killigrew las in den Augen seiner Männer vielmehr eine stumme, unausgesprochene Frage.
Wer würde dabeisein, wenn es galt, diesen Derwischen die Beute, die sie für Barabin versteckt hatten, abzujagen? Jeder hoffte natürlich, mit an Land gehen zu können, obwohl sich auch alle im klaren darüber waren, daß man ein Schiff wie die „Isabella“ nicht allein in dieser einsamen Bucht zurücklassen konnte.
Vor allem die Zwillinge arbeiteten sich so rasch wie nur möglich an ihren Vater heran.
„Dad?“ fragte Philip junior mit einem treuherzigen Gesicht. Dann knickte er den rechten Arm ein und ballte die Hand zur Faust. Auf seinem braungebrannten Arm traten die kindlichen Muskeln hervor. „Nur damit du siehst, daß da auch schon was vorhanden ist, klar?“
Der Seewolf grinste. Er kannte seine Pappenheimer und wußte nur zu genau, was diese Kraftdemonstration zu bedeuten hatte.
„Phantastisch!“ stellte er fest. „Die Derwische werden wahrscheinlich sofort die Flucht ergreifen, wenn sie so viele Muskeln auf einmal sehen. Aber ihr beiden müßt bedenken, daß bei unserem Vorhaben nicht nur körperliche Kraft gefragt ist. Da wird es hart auf hart gehen, und gefährliche Situationen werden nicht ausbleiben. Auch ihr werdet natürlich gebraucht, aber nicht an Land, sondern an Bord der ‚Isabella‘. Es wird eure Aufgabe sein, Ben Brighton, der mich hier vertreten wird, zu unterstützen, denn es kann nicht ausgeschlossen werden, daß die ‚Isabella‘ angegriffen wird. Stellt euch vor, dieser Barabin taucht plötzlich mit seinem Seeräuberschiff hier auf. Der Kerl ist eine Hyäne! Da werden hier an Bord echte Männer gebraucht.“
Zunächst wurden die Gesichter lang, doch dann schien die Vernunft zu siegen.
„Klar“, sagte Hasard junior, „wenn wir die ‚Isabella‘ verlieren würden, müßten wir als Landratten unser Dasein fristen, und das wäre ganz bestimmt nichts für alte Seebären wie uns, was, Bruderherz?“
„Nee, bestimmt nicht“, erwiderte Philip junior und schüttelte sich. „Da bleiben wir lieber an Bord und klopfen jedem auf die Pfoten, der sich an unserer alten Lady vergreifen will.“
Der Seewolf schmunzelte, als er sich von seinen Sprößlingen abwandte. Aber er wußte auch, daß man sich bereits auf sie verlassen konnte.
Und er hatte nicht einmal übertrieben. Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, daß dieser Barabin in der Nähe aufkreuzte. Die „Isabella“ mußte deshalb einigermaßen gefechtsbereit bleiben. Es würde deshalb nur einem Teil der Crew möglich sein, an dem Landunternehmen teilzunehmen.
„Wir werden mit zwei Booten an Land pullen“, sagte Hasard, der die erwartungsvollen Gesichter seiner Männer sehr wohl bemerkt hatte. „Sobocan wird uns begleiten, um uns den Weg zu der Felsenmoschee zu zeigen.“ Dann nannte er die Namen jener Männer, die mit ihm an Land gehen sollten.
Es handelte sich um Edwin Carberry, Ferris Tucker, Batuti, Stenmark, Dan O’Flynn, Al Conroy, Luke Morgan und Matt Davies. Die übrigen Crew-Mitglieder wurden an Bord gebraucht, um die „Isabella“ notfalls gegen Angreifer verteidigen zu können.
Nachdem Al Conroy, der Waffen- und Stückmeister, Pistolen, Musketen, Entermesser, Säbel und Flaschenbomben auf die Kuhl geschleppt hatte, legte der Seewolf die Strategie fest.
Die Männer sollten zunächst gemeinsam losziehen, sich dann aber im letzten Augenblick teilen, um das Gebäude in die Zange zu nehmen. Der Seewolf hoffte, die Derwische während des Nachmittagsgebets überraschen zu können. Das würde es ihnen ermöglichen, ohne Blutvergießen an die Beute zu gelangen.
Edwin Carberry rieb sich bereits erwartungsvoll die Pranken, als er den schwerbewaffneten Trupp vor sich sah.
„Ha!“ rief er. „Da wollen wir mal mit den Derwischen den Boden aufwischen, was, wie? Wenn die Kerle das Zeug nicht freiwillig herausrükken, werde ich jedem einzelnen von ihnen höchstpersönlich die Haut in ganz schmale Streifen …“
„Das wirst du schön bleiben lassen“, unterbrach ihn der alte O’Flynn, der zur Bordwache gehörte. „Denk daran, daß die Burschen lange Röcke anhaben. Da bist du noch ziemlich weit von den edlen Körperteilen entfernt, ha!“
„Du alter Holzwurm kannst ja mit anpacken und die langen Röcke hochhalten“, knurrte der Profos, „dann bin ich gleich dran.“
Als Augenblicke später die beiden Boote von der „Isabella“ abstießen, ahnten die Seewölfe nicht, daß ihre Ankunft im sogenannten „Rauhen Kilikien“ längst bemerkt worden war.
„Lauter ungläubige Hunde“, stieß Abdullah hervor und reichte Suleyman, seinem Begleiter, das Spektiv.
Die beiden Derwische waren von Ibrahim Salih in westlicher Richtung ausgeschickt worden, um die Küste nach Sobocan abzusuchen. Und sie hatten bereits ein ziemliches Stück zurückgelegt. An ihren Hüften baumelten gefährlich aussehende Krummsäbel, in ihren Händen trugen sie Musketen.
„Ja, es sind Giaurs“, ließ sich Suleyman vernehmen. „Möge Allah sie verdammen und mit Feuer und Schwefel vernichten.“ Noch immer hielt er das Spektiv hinunter in die kleine Bucht gerichtet. „Aber sie haben ein schönes Schiff“, fuhr er fort. „Größer und besser als die Karacke Barabins. Aber was wollen die ungläubigen Hunde hier? Sie sind schwer bewaffnet und lassen Boote ins Wasser. Ich sage dir, Abdullah, die haben etwas vor. Sie …“ Suleyman unterbrach sich mit einem leisen Aufschrei und gab das Spektiv sofort an Abdullah zurück. „Sieh selbst“, zischte er aufgeregt, „damit du nicht glaubst, ich hätte einen Geist gesehen. Er ist an Bord, ja, bei Allah und dem Propheten, er ist es!“
„Von wem sprichst du?“ fragte Abdullah und riß den Kieker an die Augen.
„Von wem wohl – von Sobocan. Die Giaurs müssen ihn aus dem Meer gefischt haben!“
„Bei Allah!“ stieß nun auch Abdullah hervor. „Er ist es tatsächlich, und er steigt mit den Ungläubigen in ein Boot. Ich sage dir genau, was die vorhaben, Suleyman. Diese Ratte Sobocan hat sich mit den Ungläubigen verbündet und will sie nun zu unserer Moschee führen. Er weiß von den Schätzen, die Barabin bei uns versteckt hat.“
„Du meinst …?“
„So ist es, Suleyman, und nicht anders. Wir müssen sofort zurück, um unsere Bruderschaft zu warnen, und zwar so schnell, wie uns die Füße tragen. Wir müssen schneller als diese Giaurs sein, um ihnen einen entsprechenden Empfang zu bereiten.“
„Oh, möge Allah diese Hunde verderben! Möge er sie den Haien zum Fraß vorwerfen!“ stieß Suleyman mit haßerfülltem Blick hervor.
Dann begaben sich die beiden Derwische sofort auf den Weg zur Felsenmoschee. Sie kannten sich aus in den zerklüfteten Ausläufern des Taurus und gelangten deshalb rasch voran. Wie helle Schatten huschten sie durch die wilde Felsenlandschaft.
Als sie schließlich keuchend und nach Luft ringend vor Salih standen, lachte dieser brüllend.
„Laßt sie kommen, diese ungläubigen Bastarde!“ rief er, und seine Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. „Sie bringen uns Sobocan, den Verräter, zurück. Ein zweites Mal wird uns der Hund nicht entwischen. Und auch mit den übrigen Kerlen werden wir wohl fertig werden. Wie viele habt ihr gezählt?“
„Es waren zehn, die in die Boote gestiegen sind“, erwiderte Abdullah. „Und etwa ebenso viele sind auf dem Schiff zurückgeblieben.“
Ibrahim Salihs rechte Hand klammerte sich um den Griff des Krummsäbels, der an seinem Gürtel baumelte.
„Ja, laßt sie nur heran“, wiederholte er mit grimmigem Gesicht. „Noch bevor das heilige Fest beginnt, werden ihre Köpfe in den Staub rollen, dafür werden wir sorgen.“
„Was willst du tun, Erleuchteter?“ Der kleine, rundliche Naci, der sich immer in Salihs Nähe aufhielt, dienerte.
„Das wirst du schon sehen, Naci“, erwiderte der selbsternannte Scheich, „ja, du wirst es bald sehen.“ Dann unterbreitete er seinen Anhängern einen teuflischen Plan, einen Plan, der den „ungläubigen Hunden“ zum Verhängnis werden sollte.