Читать книгу ... und dann für immer! - Rubinius Rabenrot - Страница 10

Donnerstag, 13.06., um 20:20 Uhr in der Wohnung von Jana

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Zu Hause angekommen zog Jana die Sandalen aus und entledigte sich des olivgrünen Kleides aus Wildseide. Sie zog sich ihre Lieblingsshorts von Sisley an und streifte sich ein T-Shirt über. Die Kühle der Terrakottafliesen tat ihren Füßen gut. Erleichtert atmete sie ein. Endlich wieder zu Hause.

In der Küche schenkte sie sich ein Glas sizilianischen Rotwein des Weinguts Corvo ein. Ralf Rössler - was für ein fescher Mensch, dachte sie und nahm das Glas Wein. Im Gehen nippte sie genüsslich am Rotwein. Auf dem Balkon hielt sie einen Moment inne und schaute hinüber in den Englischen Garten. Diese Augen von Ralf Rössler. Jana war in seinen weichen und doch so starken Blick eingetaucht.

Sie stellte das Weinglas auf das Tischchen ab und leichtfüßig, fast tänzelnd ging sie ins Wohnzimmer. Konzentriert sah sie die Post durch. Eine Postkarte aus Australien von Tante Elli freute Jana und sie musste schmunzeln. Tantchen Elli machte das Beste, was sie nur machen konnte: Sie genoss ihr Leben und bereiste die Welt. Ansonsten war in keiner Weise was Gescheites in der Post. Wie immer: nur lästige Rechnungen und überflüssige Reklame.

Sie nahm die Tageszeitung, schaute auf die Titelseite. Nichts Neues, immer dasselbe. Sie ging in die Küche und nahm sich aus dem Kühlschrank ein Stück Käse.

Am Balkon setzte sie sich und genoss den Blick, über die Baumkuppen hinweg, hin zum Englischen Garten. Jetzt, im Juni, war es mild an den Abenden, oder gar heiß so wie heute. Nachdem die Sonne den gesamten Tag lang ihre sommerlichen Strahlen über die Stadt ergossen und die Hitze sich in das Mauerwerk abgespeichert hatte, war es schon beinahe zu heiß, um zu atmen.

Mit Genuss aß sie den Käse und trank dazu den fruchtigen Rotwein. Müde war sie. Der Tag neigte sich dem Ende zu. München, blauer Himmel und der Geruch nach Sommer. Etwas Reizvolleres war nicht denkbar. Von der Straße her drangen die Geräusche der ausgelassenen Menschen bis zu ihr in den dritten Stock hoch. Aus der nahegelegenen Eisdiele konnte sie das Lied „Azzurro“ hören, mit der unverkennbaren Stimme von Adriano Celentano.

Jana nippte am Rotwein. Die Zeitung überflog sie nur, denn immer wenn sie versuchte, sich auf einen Artikel zu konzentrieren, flitzten ihre Gedanken vom Inhalt weg, hin zu Ralf Rössler.

Nicht mehr lang, dann würden das letzte Licht des Tages erlöschen und die Nacht über die immer ruhiger werdende Stadt hereinbrechen. Ralf Rössler. Sein starker Blick hatte sie wie ein Pfeil getroffen und alles um sie herum verändert. Sie schaute in den Himmel und entdeckte die ersten Sterne im Osten der Stadt.

Ob er schon in London ist?’, überlegte Jana. ‚Aber was machst‘n dir für Hoffnungen. Ein Mann mit dem Aussehen hat hundertprozentig eine Freundin. Womöglich ist er gar verheiratet’, ermahnte sie sich. Obwohl, einen Ring hatte sie nicht an seinem Finger gesehen.

Plötzlich stand Jana auf, lief ins Wohnzimmer und holte den Laptop. Das Gerät brauchte eine Ewigkeit um hochzufahren. Wieder ging sie auf die Webseite der Henning Manufaktur und abermals klickte sie sich durch, bis das Foto von Ralf Rössler erschien. Beim Anblick des Bildes stockte ihr erneut der Atem.

Sie stellte den Laptop auf den Tisch vor ihr, nahm das Glas Rotwein und trank einen Schluck. Lange schaute Jana das Foto des attraktiven Mannes an. Das Herz raste in der Brust. Ein Kribbeln breitete sich in Janas Bauch aus, als würden tausende von Schmetterlingen flatternd den Frühsommer genießen. Das Lächeln von Ralf Rössler, sein Blick hatten heute Morgen in ihr einen Funken gelegt, der im Laufe des Tages aufgeglommen war und bald schon lichterloh zu brennen begann. Liebestrunken war sie und WIE sie sich verliebt hatte! Von einem Moment zum anderen und sie kannte diesen Ralf Rössler doch gar nicht!

Das Klingeln des Telefons riss sie aus den Träumen. Jana ließ das Telefon läuten, bis der Anrufbeantworter ansprang.

„Servus Jana, ich bin’s, die Kathy. Hast Lust, dich am Samstag mit mir zu treffen? Schreib mir eine Mail. Ich könnt so um zwölf bei dir sein.“

Ein Pieps und das Gerät schaltete sich ab. Was blieb, war das Blinken des roten Lichtleins in der Dunkelheit des Wohnzimmers.

Wenn Kathy am Samstag vorbeischaute, dann würde sie mit ihr über den Ralf Rössler reden. Der Gedanke löste ein euphorisches Gefühl in ihr aus. Sie fühlte innerlich die Wucht einer Welle, die, aus Hitze bestehend, langsam wie eine unheimliche Feuerwalze durch ihren Körper strömte.

... und dann für immer!

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