Читать книгу ... und dann für immer! - Rubinius Rabenrot - Страница 18
Freitag, 14.06., um 18:30 Uhr. In Janas Wohnung
ОглавлениеMit einem Glas Wasser setzte sich Jana auf den Balkon. Lebendig ging es unten auf der Straße zu. Autos hupten. Lautes, fröhliches Geschrei. Die Arbeitswoche neigte sich dem Ende zu. Der Englische Garten war wie immer mit Menschen belebt an solchen Tagen. Die kleinen Fluchten aus den aufgeheizten Häusern der Stadt. Für viele war die Arbeitswoche bereits beendet. Die Leute gönnten sich das Sonnenbad auf den Wiesenauen und erfrischten ihre Füße im kühlen Wasser der Bäche, das zwanglos durch den die Gartenanlage plätscherte. War für Ralf Rössler auch schon Wochenende, fragte sie sich.
Höchstwahrscheinlich nicht. Gewiss hatte Ralf Rössler noch in London bis spät in den Abend zu tun. Vielleicht aber, saß er wie sie selbst schon gemütlich zu Hause.
‚Wie er wohl wohnt, der Rössler‘, dachte Jana und um ihren Mund spielte ein kokettes Lächeln.
Fraglos lebte Ralf irgendwo bei München, in einem Häuschen im Grünen. Vermutlich spielten seine Kinder auf der Terrasse und im Garten, während seine Frau für den geliebten Gemahl alles für den Feierabend und das Wochenende hergerichtet hatte.
Ihr Herz war fast stehen geblieben. Dieser Gedanke erschreckte Jana. Es war so hoffnungslos. Auch wenn sie ihn fand, den Mann ihrer Träume- denkbar war doch, dass Ralf Rössler bereits vergeben war.
Heute Abend konnte sie es zu Hause nicht aushalten. Sie musste raus. Ins Kino und oder sonst was machen. Sie wollte sich berieseln lassen. Einfach ablenken von den Gedanken an Ralf Rössler. Jana eilte ins Wohnzimmer, nahm die Tageszeitung und setzte sich auf den Balkon.
„Wird sein, wie es ist. Mach dir nicht zu viele Hoffnungen, Mädel“, sagte sie etwas zu laut und erschrak über ihren laut ausgesprochenen Gedanken.
Wie war es möglich, dass sie sich gedanklich so in diese Geschichte rein steigerte? Es war so gar nicht ihre Art. Wie auch immer. Sie musste heute raus, unter Leute. Sollte sie doch zum Chinesischen Turm gehen? Dort feierten ihre Kollegen und wahrscheinlich würde es ja spaßig werden. Aber noch während sie den Gedanken dachte, war ihr klar, dass es das Letzte war, was sie wollte.
Jana schlug die Zeitung auf. Im Kino in der Neuhauser Straße gab es um acht Uhr „Aimée & Jaguar“. Diesen Film wollte sie sich schon immer mal anschauen. Leider war er immer dann zu sehen, wenn es für sie nicht passte. Eine Liebesbeziehung. Ob das förderlich für ihren Gemütszustand war? Sie wagte, es zu bezweifeln. Was für eine Schnapsidee! Sich bei absolutem Liebeskummer mit einer Liebesgeschichte ablenken zu wollen. Sie wischte den Gedanken weg. Entschied, dass heute der der richtige Zeitpunkt war.
Sie zog sich die Levis an und das orangefarbene Poloshirt. Steckte sich dreißig Euro in die Gesäßtasche der Jeans und verließ die Wohnung.
Warm war es. Sie schlenderte vor bis zur Ludwigsstraße und weiter bis zur Feldherrnhalle. Dort spendierte sie sich bei Gino ein Eis. Vanille und eine Kugel Schokolade. Jana liebte den Schokogeschmack und den Hauch der Vanille. Was für ein Glück, dass sie in einer Schokoladenfabrik arbeiten durfte!
Während sie langsam das Eis mit dem Plastiklöffelchen aß, schaute sie sich die kunstvoll dekorierten Schaufenster in der Theatinerstraße an. Jana überquerte die Gleise der Straßenbahn an der Perusastraße und ging weiter bis zum Rathaus. Sie liebte die Fußgängerzone und den Marienplatz mit dem Glockenspiel und den Touristen aus der gesamten Welt.
Weil sie zeitig dran war und noch gut Zeit hatte, hörte sie eine Zeit lang dem Straßenmusiker zu, der gekonnt Lieder von Elton John sang. Gut, dass sie losgegangen war. Zu Hause wäre sie närrisch geworden. Ob Ralf Rössler überhaupt mit ihr zu Fuß ins Kino gegangen wäre?
Verrückt! Sie wusste nichts von ihm und trotzdem flatterten Jana mannigfaltige Schmetterlinge im Bauch. Womöglich fand er sie, Jana Blume, total blöde. Wie saudumm von ihr, rückwärts aus dem Aufzug zu gehen und ihm wie ein Kleinkind mit der Hand zuzuwinken.
An der Kasse des Kinos kaufte sie die Eintrittskarte, schaute sich die Fotos im Schaukasten an und las einige Kritiken über den Film, den sie sich gleich ansehen wollte.
Kurz nach acht warf sie den leeren Pappbecher und den Plastiklöffel in den Mülleimer, ging durch das Foyer, die Treppe hoch zum Kino. Der Saal war bereit dunkel. Die Werbung lief bereits. Ihre Augen gewöhnten sich nur allmählich an die Dunkelheit im Kinosaal. Sie fand ihre Reihe und schließlich den Sitzplatz.