Читать книгу Das Zeichen der Erzkönigin - Serena J. Harper - Страница 24

Varcas
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Eine einzelne Schneeflocke fiel auf Varcas’ Hand und schmolz auf seinen Fingerknöcheln, als er mit einem Ruck das durch die Kälte steife Leder des Sattelgurtes festzurrte.

Es war ein versteckter Segen gewesen, dass die Himmelslichter die zwei Krieger von Königin Lamia in das namenlose Dorf geführt hatten. Sein Pferd Grani war zwar stark, hätte aber dennoch nicht zwei erwachsene Albenmänner und ein Kind tragen können; dafür war selbst der große Pferderücken nicht lang genug. So jedoch standen ihnen zwei weitere zur Verfügung.

Ein kurzer Seitenblick verriet ihm, dass wenigstens einem seiner Befehle nachgekommen worden war: Man hatte Lyraine in neue Kleidung gesteckt. Er wusste nicht, was aus ihrem gerüschten Nachthemd geworden war, aber es war trotz des Schmutzes darauf bei Weitem zu auffällig gewesen. Die an einigen Stellen geflickten Beinkleider und das zerschlissene Jungenhemd würden hingegen nicht zu viele neugierige Blicke auf sich ziehen.

Lyraine zupfte an den zu langen Ärmeln.

»Es kratzt«, bemerkte sie und zog die Nase hoch. Varcas hielt in seinen Bewegungen inne. Für einen Augenblick war das Mädchen tatsächlich nur ein kleines Kind, unzufrieden über den rauen Stoff und auf dem besten Wege, sich zu erkälten. Bisher hatte sie alles ohne größere Klagen über sich ergehen lassen; auch, dass die sommersprossige Magd ihr Haar unter einer hässlichen gestrickten Mütze verborgen und diese mit Nadeln festgesteckt hatte, damit das Gewicht der schwarzen Strähnen sie nicht nach unten fallen ließ.

Varcas sicherte die Schnalle des Sattelgurtes und beugte sich vor, um behutsam eine entwichene Locke unter die Mütze zu schieben.

»Du hast keine Angst vor Pferden, oder?«, fragte er.

Sie richtete sich entrüstet auf. »Natürlich nicht.«

»Dann schau doch einmal in den Satteltaschen nach, ob du etwas Interessantes finden kannst.«

Sie ließ sich dies nicht zweimal sagen, hatte den juckenden Stoff und die laufende Nase offensichtlich schnell vergessen. Zuerst jedoch untersuchte sie hingebungsvoll einen Kratzer an dem Bein des Hengstes, den er sich bei dem überhasteten Ritt in den Süden zugezogen haben musste. Während sie beruhigend auf das Pferd einredete, festigte sich Varcas’ Entschluss, den er in Windeseile hatte treffen müssen – wohin sie als Nächstes gehen sollten. Es war Zeit, die letzten Verbündeten aus den alten Tagen aufzusuchen und zu hoffen, dass die Erinnerung an die Freundschaft, die sie einst geteilt hatten, noch etwas zählen würde.

Dabei war es tatsächlich Lyraine selbst gewesen, die ihn auf diesen bestimmten Weg gebracht hatte …

Varcas wandte sich zum Gehen.

»Ich hole deinen Meister Gorwyn.«

Jener saß beinahe aufrecht auf dem Bett und bemühte sich, in ein Hemd zu schlüpfen, ohne seine Wunde im Bauchraum zu stark zu belasten. Lenka stand neben ihm, erzeugte aber sofort einige Schritte Abstand zwischen sich und Varcas, als er eintrat.

Der Erdalb richtete sich auf und bemühte sich um eine Verneigung, wie sie Varcas aufgrund seines hohen Rúnir-Ranges zustand.

»Ich schätze Euren Respekt, Meister Gorwyn, aber wir haben für den Austausch solcher Höflichkeiten keine Zeit.« Varcas’ Augen fanden die Heilerin. »Lenka hat ihren Neffen losgeschickt, kaum dass Ihr hier angekommen seid, um die sicher noch irgendwo im Gebiet von Amber Hall stationierten Krieger aufzusuchen und mitzuteilen, wer hier Unterschlupf gefunden hat.«

Der Truchsess nickte.

Varcas wusste nicht, wie viele Stunden ihnen bestenfalls blieben. Der Junge war zu Fuß unterwegs, zumindest hatte er das aus den Gedankenfetzen der Heilerin sehen können. Aber die Männer der Königinnen hatten Pferde und bald schon würden die großen Straßen alle patrouilliert werden.

»Ich weiß, Ihr seid verwundet, aber ich muss um Eurer kleinen Herrin willen auf Eile bestehen.« Varcas wies auf die Tür hinter sich.

Der Truchsess legte seine Hand auf seinen verwundeten Oberschenkel.

»Eure Eile ist nachvollziehbar, Mylord, aber ich muss … Euch um ein Gespräch ersuchen. Unter vier Augen, noch bevor ich Euch guten Gewissens folgen kann.«

Es war der Stich der albeneigenen Ungeduld, der sich in Varcas entzündete. Viele sagten, je mächtiger eine Rún war, desto leichter war der frostige Zorn der Alben zu entfesseln. Er selbst hielt sich für einen vernünftigen Mann – dennoch konnte Varcas nicht leugnen, dass der Gedanke seinen Verstand durchzuckte, dass er auch einfach seine graue Rún entfesseln und den fliedertragenden Wächter vor ihm zwingen konnte, ihm zu gehorchen.

Stattdessen verlangte er sich selbst Geduld ab. Varcas nahm auf dem Stuhl Platz, auf dem er Wache gehalten hatte, und signalisierte so Gorwyn und auch der Heilerin, dass er zu dem Gespräch bereit war. Lenka huschte mit geducktem Kopf an ihm vorbei.

»Also«, sagte Varcas und legte die Fingerspitzen zum Dreieck geformt an seine Lippen, »ich höre?«

Der Wächter schien für einen Moment Schwierigkeiten zu haben, ihn anzusehen. Trotzdem zögerte er nicht länger.

»Mylord, Ihr habt mich vor den Grimwölfen gerettet. Ich stehe in Eurer Schuld. Aber ich kann nicht das Leben von Lady Lyraine in die Hände eines Mannes legen, dessen Namen ich nicht kenne«, begann er. Obwohl er abrupt abbrach, spürte Varcas, dass er noch nicht fertig war.

Varcas nickte, um ihn zum Weitersprechen aufzufordern.

»Ich habe mit angehört, was die Heilerin zuvor zu Euch sagte. Dass sie … genau wisse, wer Ihr seid. Und seht Ihr, Mylord, darin liegt das Problem. Ich weiß es nämlich nicht.«

Varcas senkte die Hände und begutachtete sie schweigend. Er hatte früher nie die Hände eines Sehers gehabt; zu oft hatten diese Finger das Schwert gehalten.

Als er wieder aufsah, konnte er erkennen, dass der Truchsess sich vor der Antwort auf seine Frage fürchtete.

»Mein Name«, sagte Varcas sanft, »ist Varcas Debray.«

Meister Gorwyn rang nach Atem.

Angst quoll aus seinen Poren und verdichtete sich im Raum, bis Varcas glaubte, die Furcht von den Wänden tropfen sehen zu können.

»Ich – ich habe es geahnt, als ich Euch sah«, sagte der Wächter. »Aber ich wollte es nicht glauben. Ihr seid der Graue Vollstrecker.«

Varcas lächelte. Wann hatte er diesen Namen zuletzt gehört? Es war unwichtig; eine Erinnerung unter so vielen, die sich ihm entzogen hatte. Wann hatte er den Namen das erste Mal vernommen? Selbst das wusste er nicht mehr genau. Dafür würde er nie vergessen, wer es gewesen war, der ihn so bezeichnet hatte. Nichts schmerzte tiefer als ein solches Wort aus dem Mund eines Freundes.

Als er sich erhob, eingehüllt in seine graue Aura, war die Anspannung des ehemaligen Truchsesses förmlich zu greifen.

»Ihr irrt Euch nicht, Meister Gorwyn. Ich bin der, für den Ihr mich haltet. Ich hatte viele Namen in meinem Leben. Doch während ich manche abgelegt habe – wie den Titel des Großmeisters der Seher oder den des Druiden von Shayla –, sind andere nicht wie ein Kleidungsstück, das ich abstreifen könnte. Der Name, der soeben Eure Lippen verlassen hat, ist eine Narbe, die nie verheilen wird.« Er glaubte nicht, dass der Erdalb es fühlen würde, aber sein eigener Herzschlag hatte sich beschleunigt, während er sprach.

Und bis zum heutigen Tage spuckt sie Blut, meine uralte Narbe.

Varcas ließ dem Wächter Zeit und beobachtete ihn, wie dieser seine eigene Rún betrachtete; Goborns Flamme in Flieder. Als Wächter waren seine Fähigkeiten ganz andere als die, die ein Krieger oder ein Seher sein Eigen nennen konnte. Nicht minder wichtig, das würde jeder verstehen, der den Mythos der Himmelslichter kannte, aber von vielen unterschätzt, weil es das Defensivste der männlichen Zeichen war. Varcas hatte viele Männer gekannt, die die Flamme getragen hatten. Viele von ihnen waren gute Männer gewesen.

Dass Gorwyn zu ihnen gehörte – zu den guten Männern – war offensichtlich.

»Ich bin kein mächtiger Mann, Lord Debray.« Gorwyns Stimme war leise, aber in ihr lag eine Stärke, die Varcas nicht von ihm erwartet hatte.

»Ich bin alt und habe mein Leben im Schatten größerer Alben verbracht. Ich habe gedient, Lord Debray. Und bei den Himmelslichtern, ich bin dankbar für jeden Tag, den ich an den Höfen meiner beiden Königinnen verbringen durfte. Ich war jung, als ich zum Herold von Lady Lyraines Großmutter wurde, und älter, als Marielle ihren Hof in Amber Hall gründete.«

Der Blick, mit dem er Varcas ansah, hatte beinahe etwas Flehendes an sich. Und im gleichen Moment verstand Varcas, dass auch Gorwyn eine Schuld auf sich lasten fühlte. Keine, wie er sie trug, aber dennoch …

»Ich war nicht bei meiner Königin, als sie starb, Lord Debray. Aber ich habe ihren letzten Befehl ausgeführt. Ich habe Lady Lyraine aus dem Flammeninferno bringen können. Jetzt habe ich ihr wenig anzubieten. Alles, was ich besaß, ist in Amber Hall verbrannt. Fast jeder, den ich kannte, ist tot. Und die Macht meiner Rún kann dieses Mädchen niemals vor den Schrecken Shaylas schützen.« Gorwyn kam auf die Füße und mit überraschender Geschwindigkeit trat er auf Varcas zu. Verzweiflung, dachte Varcas, sie hält ihn aufrecht. Verzweiflung kann dies oft besser als Hoffnung.

»Aber wenn Ihr glaubt, ich würde nicht das bisschen, was ich noch habe, für das Kind einsetzen, dann seid Ihr ein Narr, Mylord.« Gorwyns Ausdruck wurde grimmig.

Die Regung auf dem Gesicht des Erdalben brachte Erinnerungen an lange vergangene Tage zurück, als das Alte Recht und der Mythos der Himmelslichter in Norfaega noch geehrt worden waren. Es lag Albenmännern im Blut, zu schützen – ganz besonders natürlich ihre Königinnen, aber im Grunde auch jedes andere Mitglied ihrer Höfe und ihrer Familien. Das war der Bund, der ihnen von den Himmelslichtern geschenkt worden war: Königinnen als Zentrum der Höfe, denen zu dienen nichts Erniedrigendes an sich hatte. Frauen, vor denen selbst ein Alb mit einer Rún, die weitaus mächtiger als ihre eigene war, das Knie beugen würde, um sich ihrem Willen zu unterwerfen, weil er wusste, dass sie seine Moral und seine Prinzipien achten würde. Dies glich die Tatsache aus, dass die Rúnir der Albenmänner ihnen ein größeres Angriffspotential verschafften und sie einen naturgegebenen territorialen, aggressiven Instinkt besaßen.

Starke Höfe sorgten für ein ruhiges, sicheres Land. Doch seitdem sich Königin Lamias Einfluss so drastisch ausgebreitet hatte, war die angeborene Loyalität der Alben geschwunden und wurde von ihren Marionetten auf andere Weise sichergestellt – durch Drohungen, Ketten und den Einsatz von Schmerz.

In Amber Hall waren diese Schrecken offensichtlich noch nicht angekommen.

»Ihr werdet mir das vielleicht nicht glauben, Gorwyn, aber ich könnte nicht dankbarer für Euren Argwohn sein«, antwortete Varcas leise. »Denn das zeigt mir, dass wir beide das gleiche Ziel verfolgen.«

Es entstand ein Augenblick des Schweigens zwischen ihnen. Varcas fühlte, wie Gorwyn versuchte, ihn mit seinem Blick zu messen, als könnte er in ihm lesen. Er konnte es selbstverständlich nicht; er war kein Seher, und selbst wenn er es gewesen wäre, das Grau war unendlich viel stärker; undurchdringlich für Flieder.

»Ihr wisst, wohin Ihr sie bringen wollt?«, fragte Gorwyn leise. »Wo sie … sicher wäre?«

»Ja.« Varcas nickte. »Ich habe eine …«

»Nein!«, fiel der ehemalige Truchsess ihm ins Wort und hob die Hand. »Nein, Lord Debray. Sagt es … sagt es mir nicht. Sagt es niemandem. Wenn ich gefangen genommen würde, wäre die Information leicht aus meinem Geist herauszulesen.« Der Wächter sprach die Worte langsam und nachdrücklich.

Es dauerte einen Moment, bis Varcas verstand.

»Ihr wollt nicht mit uns kommen«, schlussfolgerte er mit heiserer Stimme, und verfluchte sich gleichzeitig für den Ausspruch, der, wie er im selben Atemzug feststellen musste, mit angehört worden war.

Das Nachtalbenkind hielt am Türrahmen inne und dort, wo eben noch ein Lächeln auf dem Gesicht gewesen war, das nur von Grani ausgelöst worden sein konnte, entstand nun Erstaunen, das sich in Entsetzen wandelte.

»Meister Gorwyn!« Lyraines Stimme war reinster Protest. »Was meint Meister Varcas damit? Was bedeutet das, Ihr wollt nicht mit uns kommen? Ihr könnt nicht hierbleiben.«

»Kind«, begann Gorwyn, die Stimme sanft und beruhigend, doch wenn er geglaubt hatte, sich damit bei dem aufgebrachten Mädchen Gehör verschaffen zu können, dann hatte er sich geirrt.

»Nein. Nein!« Sie wurde nicht laut, als hätte man ihr beigebracht, dass eine Lady die Stimme nicht unangebracht erhob – oder als hätte sie es nie tun müssen. »Ihr habt gesagt, hier ist es nicht sicher, Meister Gorwyn. Und Ihr …« Varcas traf der Blick aus den grünen Augen, zornig wie bei ihrer ersten Begegnung. Doch unter der offensichtlichen Wut lagen die zarten Fäden von Angst, die sich immer mehr verdichteten. »Und Ihr habt gesagt, die Krieger der Königin seien auf dem Weg hierher. Es ist zu gefährlich.«

Gorwyn ging unter sichtlichen Schmerzen auf ein Knie hinunter, was erneuten Protest von Lyraine zur Folge hatte, doch er brachte sie mit einem Kopfschütteln zum Schweigen.

»Lyraine«, sagte er ernsthaft und legte seine faltigen Hände auf die schmalen Schultern, »ich werde nicht hierbleiben. Ich werde mir eines der Pferde nehmen und in eine andere Richtung fortreiten. So werden die Spuren nicht eindeutig sein.« Varcas fing Gorwyns Blick auf. »Und Ihr werdet daraus vielleicht einen kleinen Vorsprung erhalten.«

Die Königinnentochter ballte ihre Fäuste. Varcas konnte ihre Schultern beben sehen. Obwohl sie schwieg, war offensichtlich, dass sie nicht im Geringsten überzeugt war. Bei den Himmelslichtern, Varcas selbst war nicht sicher, was er von diesem Plan hielt! Aber es steckte Wahrheit in Gorwyns Worten, und ihnen lief die Zeit davon. Es war ein Wunder, dass noch keine Krieger der Kristallkönigin aufgetaucht waren. Dennoch: Mit jeder Sekunde, die verstrich, stieg die Chance, dass sie von ihnen genau hier überrascht wurden; in einem Dorf ohne feste Mauern, schwer zu verteidigen. Selbst das Grau hatte Grenzen und es würde auf die Anzahl der ausgebildeten Krieger ankommen, wie lange er sie würde stoppen können, bevor einer von ihnen bis zu dem Mädchen vordrang.

Varcas’ Hände fühlten sich ungewohnt klamm an. Erst streckte er eine aus, um sie besänftigend auf Lyraines Rücken zu legen, doch wusste er nicht, ob es ihm wirklich zustand, das verwirrte Kind in diesem Moment zu berühren. Stattdessen imitierte er Gorwyns Haltung und ging neben ihr auf die Knie.

»Weißt du, die Männer der Königin suchen nach einem … alten Erdalben in Begleitung eines Nachtalbenmädchens. Das ist eine auffällige Konstellation, kleiner Stern.«

Der Name war ihm schneller von der Zunge geglitten, als er hatte nachdenken können. Kleiner Stern. Wieso musste er jetzt an sie denken?

Sie hob die Hand und wischte sich die laufende Nase an ihrem überlangen Ärmel ab. »Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte sie. Ihre dunklen noblen Augenbrauen kräuselten sich.

»Ich will damit ausdrücken, dass … dass es für deinen Meister Gorwyn viel sicherer sein wird, nicht in unserer Gegenwart zu sein. Er ist so viel unauffälliger.«

Er sandte einen stummen Wunsch zu den Himmelslichtern, dass dies ausreichen würde. Denn wenn nicht, dann würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als den Geist des Mädchens gewaltsam zu beruhigen, um sie aus dem Haus und auf das Pferd zu bekommen.

Erleichterung schwappte über Varcas, als das Zittern ihrer Schultern verebbte.

»Ich verstehe«, erklärte sie. »Ich würde nie wollen, dass meinetwegen größere Gefahr für Euch besteht, Meister Gorwyn.«

Der alte Erdalb nickte. Aus den Falten seines Gewandes zog er ein Taschentuch hervor und reichte es ihr. »Behalt es«, sagte er leise, als sie es ihm zurückgeben wollte. Lyraine stand vor ihm mit hängenden Armen, als wüsste sie nicht, was zu sagen ihr noch übrig blieb.

»Wenn Ihr versäumt, Lady Lyraine zu beschützen, dann werde ich Euch töten, ganz gleich, wie mächtig Ihr seid, Lord Debray«, sagte Gorwyn. Nur langsam löste er seine Hände von den Schultern des Mädchens; dabei besah er sie mit dem Blick eines Mannes, der aus einem langen Traum erwachte.

Der Truchsess zog seinen Hofring von dem Ringfinger der rechten Hand; das letzte Zeichen, das ihn offiziell an Amber Hall gebunden hatte.

»Ich werde ihn verwahren«, versprach Varcas. Es war merkwürdig schmerzhaft, den Ring von dem Erdalben entgegenzunehmen, obwohl er wusste, dass es für jenen tödlich gewesen wäre, mit ihm aufgefunden zu werden. Das Gewicht des Ringes wog schwer auf seiner Handfläche. Er musste ihn viele, viele Jahre getragen haben; so glatt poliert war das einst strukturierte Silber. Varcas suchte nach den richtigen Worten, die den Abschied beenden würden – doch Lyraine kam ihm zuvor.

»Kommt«, sagte sie beinahe tonlos und drehte sich um, ohne zurückzublicken. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«

Das Zeichen der Erzkönigin

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