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Die neue Bartmode (1762)
ОглавлениеEbenfalls in Theodor Beykirchs ›Prophetenstimmen‹ findet sich folgender Text:
Prophezeiung eines Kapuziner-Paters aus Düsseldorf aus dem Jahre 1762 über die jetzige Zeit [die Vermutung des Autors von 1849°]:
Wenn die Frauensleute nicht wissen, was sie vor Üppigkeit und Hochmuth für Kleider tragen wollen, bald kurz, bald lang, bald eng, bald weit; wenn die Männer auch ihre Trachten ändern, und man allgemein die Bärte der Kapuziner trägt, dann wird Gott die Welt züchtigen.
Ein schwerer Krieg wird im Süden entbrennen, sich nach Osten und Norden verbreiten. Die Monarchen werden getötet werden [Monarchen = Politiker, Herrscher?°]. Wilde Scharen werden Deutschland überschwemmen und bis an den Rhein kommen.46
Dass der große Angriff aus dem Osten am Rhein stoppt, sagen viele Prophezeiungen voraus (siehe auch hier mein Buch ›Refugium‹). Der Rhein (an dem natürlich auch Köln liegt!) als Grenze des großen Angriffes ist quasi Standard und eine der großen Achsen der europäischen Prophetie. Oft genug ist dabei wörtlich von russischen Angreifern die Rede. Eine Verwechslung mit dem Zweiten Weltkrieg ist folglich ausgeschlossen. Damals schafften es die Russen nur bis zur Elbe.
Die Quelle geht weiter:
Sie werden aus Lust morden, sengen und brennen, so dass Mütter aus Verzweiflung, weil sie überall den Tod vor Augen sehen, sich mit ihren Säuglingen ins Wasser stürzen werden.
Da, wenn die Noth am größten ist, wird ein Retter kommen von Süden [wohl vom Niederrhein aus gesehen°] her; er wird die Horden der Feinde schlagen, und Deutschland glücklich machen. Dann werden an manchen Orten die Menschen so selten sein, dass man auf einen Baum steigen muss, um Menschen in der Ferne zu suchen.47
Ein Schlüsselelement zur zeitlichen Zuordnung der Prophezeiung ist der drastische Rückgang der Bevölkerung in zeitlicher Nähe zum baldigen neuen Glück der Deutschen – die Situation unmittelbar nach Ende des “dritten Weltkrieges“, wobei das Bild mit dem Auf-den-Baum-Klettern natürlich nur auf flachem Land Sinn ergibt und nicht in einer bergigen Landschaft und schon gar nicht auf bebautem Terrain, also in der Stadt. Diese Stelle bezieht sich also nur auf eine lokale Situation, eben »an manchen Orten«, vermutlich auch das am Niederrhein.
Was nun die Kapuzinerbärte betrifft, lassen Sie mich mit einer persönlichen Beobachtung fortfahren: In den 1990er Jahren habe ich ein paar Jahre in Hamburg im Schanzenviertel gewohnt, ein Stadtteil, der für seine aufmüpfigen, politisch linken eher jugendlichen Einwohner bekannt ist, aber auch für seine Kreativen.
Nachdem ich Anfang 1999 aus Hamburg weggezogen bin, habe ich in den Folgejahren immer wieder mal im Schanzenviertel vorbeigeschaut. Etwa Mitte 2018 fiel mir dann auf, dass viele junge Männer plötzlich Bärte tragen, vorwiegend Vollbärte, also keine Schnauzer oder Oberlippenbärte – also im Prinzip Kapuzinerbärte, wie gleich deutlich werden wird.
Der Begriff Kapuzinerbärte hat meines Wissens keine genaue Definition; die Mönche hatten in früheren Jahrhunderten sicherlich auch einen gewissen Spielraum, schließlich waren es Mönche und keine Soldaten. Und auch wenn man sich im Internet auf der Bildersuche die Bärte heutiger Kapuziner ansieht, findet sich eine gewisse Bandbreite. Dennoch findet sich ein gemeinsamer Nenner: Die Kapuziner ließen (und lassen) den Bart einfach sprießen, ohne bestimmte Stellen des Gesichtes zu rasieren, allerdings wurde (und wird) der Bart ab einer bestimmten Länge von Zeit zu Zeit gestutzt. Das heißt, die Mönche stutzten den Bart einmal im Monat (oder so), und die Bärte der Kapuziner werden mit zunehmendem Alter eben nicht länger, schon gar nicht so lang wie die Bärte vieler christlich-orthodoxer Priester.
Was nun die von mir beobachtete neue Bartmode der jungen Männer in Hamburg betrifft, so liegt es nahe, eine dazugehörige Inspiration in der Pop-Kultur zu suchen. Tatsächlich findet sich dort eine entsprechende Inspiration, nämlich bei etlichen der Rapper bzw. den Deutsch-Rappern. Ein herausstechendes Beispiel für die neuen Bartträger ist der bekannte Rapper Bushido (bürgerlich Anis Mohamed Youssef Ferchichi), ein Rapper mit deutsch-tunesischen Wurzeln.
Abb.6: Bushido 2009
mit Dreitagebart
Abb.7: Bushido 2018
mit Kapuzinerbart
Trug Bushido im Jahre 2009 nur einen Dreitagebart, so sieht man ihn auf dem Foto vom Mai 2018 mit „Kapuzinerbart“, wenn auch etwas stylisch rasiert. In der betreffenden Szene würde so ein Bart wohl eher salafistisch assoziiert, womit der Bart ein politisch-weltanschauliches Statement würde; indirekt eine Art Ablehnung der westlichen Kultur, wie ernsthaft diese Ablehnung im Einzelfall auch immer gemeint sein mag. Wir reden hier schließlich von Pop-Kultur. Man nehme das also nicht zu ernst.
Auf Wikipedia erfährt man dann, dass sogenannte Barbershops, eben spezielle Friseurläden für den männlichen Bartträger (kleiner Scherz) Mitte der 2010er Jahre in Deutschland zum Massenphänomen geworden sind. Zitat:
Die Zahl der Barbershops in Deutschland wuchs von rund 250 im Jahre 2015 binnen eines Jahres auf etwa 400 bis 500 an. Im Jahre 2019 berichtete ein Barbier: „Plötzlich eröffnet an jeder Ecke ein Barbershop. Das explodiert gerade.“48
Das Phänomen des Barbershop-Booms kurz nach der 2015er Flüchtlingswelle sollte einmal wissenschaftlich untersucht werden. Interessant wäre zu wissen, welchen ethnisch/religiösen Hintergrund die neuen Bartträger schwerpunktmäßig haben und ob ein Zusammenhang besteht zu einer islamistischen Inspiration infolge der vielen jungen Männer, die ab September 2015 nach Deutschland gekommen sind. Sind die neuen Bärte etwa sichtbarer Teil einer Identitätssuche der Zugewanderten in einem für sie fremden kulturellen Umfeld, zu dem sie keine innere Affinität empfinden? Motto: „Ich bleibe hier, aber ich gehöre nicht dazu.“
Ansonsten: Es wäre sicherlich ein Fehler, die Prophezeiung des Kapuzinerpaters so zu deuten, dass nun alle Männer mit Kapuzinerbärten herumlaufen. Wer nur schwachen Bartwuchs hat, für den kommt dies nicht infrage. Das sieht nicht aus. Und ältere Männer, sagen wir pauschal Familienväter, machen die Mode junger Männer naturbedingt gar nicht erst mit. Das würde als uncool empfunden. Die Kapuzinerbart-Mode ist also eine Mode, die (derzeit noch) eher jüngere Männer betrifft.
Zugegeben: Man muss nicht zwingend von den Kapuzinerbärten auf die 2015/2016er Flüchtlingswelle schließen, doch der Boom der Barbershops unmittelbar danach und deren arabisch-islamisch-nahöstlich-geprägtes Klientel (… werfen Sie mal einen Blick in einen Barbershop) und die Bartmode bei den Deutsch-Rappern legt eine entsprechende Deutung doch recht nahe.