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Beteigeuze auf Focus-Online

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Werfen wir jetzt einen Blick auf das, was in den Massenmedien Anfang 2020 über Beteigeuze zu erfahren war. Ich selbst wurde auf Beteigeuze aufmerksam durch einen Focus-Online-Artikel vom 14. Januar 2020, den ich hier exemplarisch anführe – Überschrift:

Riesen-Stern droht zu explodieren – wird Beteigeuze ein zweiter Mond am Himmel?

Als ich das las, war ich einigermaßen elektrisiert. Denn in der Prophezeiung eines gewissen Caesarius von Heisterbach, gestorben im Jahre 1240, ist wortwörtlich die Rede von »zwei Monden«, die man – und auch das passt zu einer Supernova – (nur) vier Stunden lang am Himmel sehen werde. Die entsprechende Prophezeiung des Caesarius sehen wir uns nachfolgend genauer an. Vorher zitiere ich weiter aus dem Focus-Online-Artikel:

Es könnte die erdnächste Supernova sein, die es in der Geschichte der Menschheit jemals gab. Der Welt steht womöglich ein nie dagewesenes Himmelsspektakel bevor.

Beteigeuze, ein Roter Riesenstern, könnte in absehbarer Zeit in einer Supernova-Detonation verglühen. Die Explosionswolke würde dann wochen- oder sogar monatelang so hell wie der Vollmond am Himmel leuchten.

Hier ergibt sich eine Abweichung zu den vier Stunden bei Caesarius von Heisterbach; ich komme darauf zurück.

Der Stern steht [rund 600°] Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Orion. Damit wäre es die erdnächste Supernova, die Menschen je sahen.

Die bislang hellste Supernova in historischer Zeit, die im Jahr 1054 detonierte, war 6523 Lichtjahre entfernt. Sie wird in chinesischen Schriften erwähnt […]. Beteigeuze […] ist einer der hellsten Sterne am Firmament und selbst am Nachthimmel der Großstädte mit bloßem Auge gut sichtbar. […] Er ist ein so genannter Roter Überriese, deshalb schimmert er auch von der Erde aus gesehen rötlich. Zudem ist er ein veränderlicher Stern, deshalb schwankt seine Helligkeit. Im Maximum sendet er 100 000-mal mehr Licht aus als die Sonne. Zugleich variiert sein Durchmesser zwischen 580 und 960 Millionen Kilometern. [Zum Vergleich: der Durchmesser der Erd-Sonne beträgt 1,4 Mio. Kilometer]


Abb.8: Beteigeuze im Sternbild Orion

Bei der jeweils größten Ausdehnung erreicht Beteigeuze fast den 700fachen Durchmesser unseres Tagesgestirns. […] Rote Überriesen haben eines der letzten Entwicklungsstadien im Leben massereicher Sonnen erreicht. In dieser Phase schwillt ihr Durchmesser dramatisch an, und große Gasblasen bewegen sich in ihren Atmosphären auf und ab, ähnlich dem Brodeln von kochendem Wasser in einem Topf. Diese so genannte Konvektion bewirkt, dass die Himmelskörper mächtige Materiewolken ausstoßen, die sich in ihrer Umgebung ansammeln und sie einhüllen. Auch Beteigeuze ist von einer so entstandenen Hülle umgeben.

Seit kurzem verhält sich Beteigeuze merkwürdig. Himmelsforscher bemerkten, dass der Stern immer dunkler wird. „Seine Helligkeit fiel bereits weit unter das übliche Minimum“, erklärt der Astronom Edward Guinan von der US-amerikanischen Villanova University, der das Phänomen entdeckte. „Sie liegt jetzt außerhalb der normalen Parameter und damit auch außerhalb der Komfortzone.“

Bislang galt, dass Beteigeuze in einem Tag detonieren kann – oder in 100 000 Jahren – den genauen Zeitpunkt können die Astronomen nicht bestimmen. Jetzt aber sehen einige [!°] von ihnen die sinkende Helligkeit als Vorboten der Explosion.

Bei der Frage, ob eine Supernova-Explosion unmittelbar bevorsteht, halten sich die Himmelsforscher jedoch bedeckt. „Es gab bislang keine direkten Beobachtungen von Supernovae, bevor sie hochgingen“, sagt Villanova-Astronom Guinan. „Einige in der Fachwelt glauben, dass es bis in die letzten Stunden davor KEINE sichtbaren Anzeichen gibt, andere aber denken, dass sich die Vorläufersterne etwa ein Jahr vor der Detonation zu verdunkeln beginnen“. Es gebe in der Wissenschaft also keinen Konsens.

Die Explosionswolke würde wochen- oder sogar monatelang so hell wie der Vollmond am Himmel leuchten.

Hier haben wir, wie schon erwähnt, mit wochen- und monatelang eine Abweichung zu den obigen vier Stunden bei Caesarius von Heisterbach. Vermutlich liegt diese Abweichung aber noch im Rahmen der derzeit in der Wissenschaft bestehenden Berechnungsungenauigkeiten. Die Wissenschaftler wissen ja noch nicht einmal, ob Beteigeuze morgen oder erst in 100 000 Jahren explodiert. Sie wissen also nicht, was gerade jetzt (bzw. vor 600 Jahren) im Inneren von Beteigeuze vor sich geht. Woher wollen sie dann wissen, wie hell Beteigeuze wird und wie lange der Supernova-Blitz des Roten Überriesen andauert?

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang kurz aus dem Buch ›Supernovae und kosmische Gammablitze‹ zitieren:

… dass […] [Gamma-°] Blitze sich zwei unterschiedlichen Gruppen zuordnen lassen. Einerseits gibt es die Klasse der kurzen Gammablitze mit weniger als zwei Sekunden Dauer und im Mittel etwa 0,5 Sekunden Länge. Ihr Energiespektrum ist härter als das der langen Gammablitze, die eine typische Dauer von rund 30 Sekunden besitzen, aber auch viele Minuten Aktivität zeigen können. In seltenen Fällen erstreckt sich die Gammaemission über mehr als eine Stunde. […]66

Behalten Sie die vielminütigen Gammablitze im Hinterkopf. Diese werden uns weiter unten wieder begegnen. Weiter heißt es im Focus:

Jede der Explosionen sendet eine gewaltige Strahlenflut ins All. Die Frage ist, ob diese das Leben auf der Erde bedrohen kann, schließlich liegt Beteigeuze in unserer kosmischen Nachbarschaft. Doch Astrophysiker beruhigen: Unser Planet käme nicht in Gefahr. Denn eine Supernova müsste näher als 60 Lichtjahre sein, um die Biosphäre zu beeinträchtigen. Innerhalb dieser Zone ist jedoch kein Kandidat bekannt, der uns gefährlich werden könnte.

So weit der Auszug aus dem Focus-Online-Artikel vom 14. Januar 2020.

Der Hinweis darauf, dass es abgesehen von Beteigeuze in unserer nächsten galaktischen Nachbarschaft keine weitere Sonne gibt, die vor einer Explosion steht, bedeutet: Entweder explodiert Beteigeuze oder es explodiert gar nichts!

Von einem „zweiten Mond“ war dann auch in einem Artikel der Welt am 13. Januar 2020 die Rede. Und auch der aus dem deutschen Staatsfernsehen bekannte Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Professor Harald Lesch hat sich am 28. Januar 2020 des Themas angenommen.67 Auch Lesch sagt, Beteigeuze könne so hell werden wie der Vollmond.

Wenn Beteigeuze explodiert

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