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Elijah stand auf und ging die drei Schritte zu dem Sprecher hin und sah ihn an.

„Was?“, sagte Hek.

Die Haare kurz und eher blond als braun, das Gesicht glattrasiert, das Grinsen sehr selbstbewusst.

Elijah sagte, „Wie heißt du?“ Lächelnd.

„Wie ich ...?“ Hek, weiter grinsend, drehte den Kopf nach den anderen, blickte aber nur in regungslose Gesichter. Er sah zu Elijah hoch. „Hek. Ich heiße Hek.“

„Nein“, sagte Elijah, „niemand heißt Hek. Hek ist höchstens ein Akronym, aber kein Name. Wie heißt du wirklich?“

„Akro ... was?“

„-nym“, sagte Elijah. „Wie BKA zum Beispiel. BKA steht für Bundeskriminal-“

„’Ey Mann, was soll das?“ Sein Grinsen jetzt verschwunden.

„Oder OFA. OFA steht für Operative Fallanaly-“

„Ja, ich kapiers, okay? Akro ... dings.“

Elijah sagte, „Also, wie heißt du wirklich?“

„Heiner.“

„Heiner?“ Elijah überlegte. „Ehrlich? Wo kommt denn dann das K her?“

„Von meinem Nachnamen halt. Was wills-“

„Und wie heißt du mit Nachnamen?“

„'Ey Mann, was willst du von mir, huh? Ich heiße Keiner. Zufrieden? Keiner.“

„Keiner?“ Elijah sagte, „Du heißt also ... Heiner Keiner? Du ziehst mich auf.“ Und zu Gielert, „Der zieht mich auf.“

Gielert schüttelte fast unmerklich den Kopf.

„'Ey, warum sagst du, dass ich dich aufzieh, huh? Heiner Keiner. So heiß ich. Und jeder nennt mich Hek. Und ich bin bei der IK wie der Franz hier, aber das wirst du dir schon gedacht haben, was? Und du bist ...? Nicht bei der IK, sonst würd ich dich kennen.“

„Schon wieder ein Akronym“, sagte Elijah.

„Das ist Elijah Leblanc“, sagte Gielert jetzt.

Hek sagte, „Ja, und?“

„Heiner Keiner also“, sagte Elijah. „Ganz ehrlich, wenn ich öfter mit dir zu tun hätte, daran müsste ich mich erst gewöhnen.“ Er sagte, „Also, Heiner Keiner, hast du einen guten Zahnarzt?“

„Was? Einen guten was?“

„Keine schwierige Frage, Heiner Keiner.“

„Heiner. Nur Heiner. Oder Hek halt.“

„Heiner.“ Elijah kam noch nicht davon los. „Sag mal, warum lässt du dich eigentlich Hek nennen, wenn du Heiner heißt?“

Hek sagte, „Kann ich machen, wie ich will, oder?“

„Ja, warum eigentlich?“, sagte Gielert. „Hast du uns auch noch nicht erzählt. Also los. Interessiert uns. Hek.“

„Was soll das jetzt, das sind alte Geschichten.“ Aber Elijah guckte ihn an und alle anderen auch, und er kam aus der Sache nicht mehr heraus. Er sagte, „In der Schule haben sie immer Heini ... Ich hab gedacht Hek, die ersten beiden Buchstaben von Heiner und der erste von Keiner halt, und dann ist mir aufgefallen, genau wie Heckler, Heckler und Koch mein ich ... ich hab gedacht, hört sich doch cool an.“

„Heckler und Koch?“, sagte Elijah und warf einen Blick auf Gielert, der kaum merklich die Schultern hob. „Und was, wenn deine Eltern dich Siegfried genannt hätten? Dann wärst du heute Sig?“

Gielert sagte, „Komm, Elijah, vergiss es. Unser Heiner hier, der kennt dich nicht. Das war alles nur gedankenloses Geplänkel. Heiner ist so jemand, der hat manchmal nur Blödheit im Kopf und lässt das alles ungefiltert raus. Der ist noch nicht so lange bei uns, das wird sich bald ändern.“ Und zu Hek, „Garantiert.“

Hek sagte, „Nur Blödheit im Kopf? Was soll das denn heißen?“

„Das erkläre ich dir nachher. Und jetzt hältst du besser einfach nur den Mund.“

„Ach, jetzt willst du mir auch noch das Reden verbieten, oder was oder wie? Huh? Wo sind wir denn hier, in der Schule? Du bist mein Chef, aber du bist auch mein Partner, und Partner verbieten sich nicht gegenseitig den Mund. Und was will dieser Typ überhaupt von mir? Ich hab nur wiedergegeben, was über Emma erzählt wird, Flurfunk halt, sonst nix.“ Und zu Elijah, „Das geht dich doch nix an, einen Scheiß geht dich an, was ich sage oder wie ich mich nenne. Und für dich ab jetzt Herr Keiner. Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ Und er ließ den Blick an Elijah heruntergleiten und sein Grinsen kam zurück, „Mit deinen Stiefeln und deinem Hemd, ganz in schwarz, bist du Cowboy, oder was?“

„Und bist du farbenblind? Meine Boots sind nicht schwarz und meine Jeans sind dunkelblau.“

Gielert gab Hek einen Blick und sagte zu Elijah, „Genau, die Stiefel, ich wollte dich immer schon mal fragen: Schlangenleder?“

„Klapperschlange“, sagte Elijah, und guckte hinunter auf seine Boots mit der Musterung. In den Bergen südlich von Santa Fe waren sie unterwegs gewesen, einem Vergewaltiger und seinem Opfer auf der Spur, einem kleinen Jungen. „Western Diamondback.“

„Klapperschlange“, sagte Hek. „Ja, klar, und wahrscheinlich selberst gefangen, was? ’Ey, du bist-“

Gielert sagte, „Selbst gefangen, Elijah, oder hast du die Stiefel fertig gekauft?“

„Ich musste sie erschießen“, sagte Elijah. „Zwei Meter lang. Mein Partner war ihr zu nahe gekommen, ohne es zu merken. Schade um das Tier, aber was sollte ich machen?“ Er sagte, „In Santa Fe gibts diesen alten Schuhmacher, der ist ein echter Künstler.“

Hek lachte, „Das ist doch Käse“, und sah sich wieder um, aber niemand lachte mit.

„Musst du mir mal in Ruhe erzählen“, sagte Gielert.

„Das glaubt ihr dem doch wohl nicht, Leute?“, sagte Hek. „Klapperschlange, selberst gefangen, Santa Fe ... so’n Käse.“

„Dein Deutschlehrer hat bei dir versagt, das steht mal fest“, sagte Elijah. „Und du musst einen guten Zahnarzt haben, Heiner. Soll ich dir sagen, woher ich das weiß? Weil du immer noch redest.“

Hek hob einen Arm, um Elijah, wie es aussah, wegzustoßen, „Du hasse doch nicht alle, du-“, weiter kam er aber nicht, da war Gielert bereits vor ihn gesprungen, mit dem Rücken zu ihm und im Gesicht ein breites Lächeln für Elijah.

„Alles in Ordnung, Elijah, Heiner entschuldigt sich und hält jetzt den Mund, versprochen – Du hältst jetzt die Klappe, Heiner! – versprochen, Elijah, okay?“

Gielert drehte sich um und packte Hek an der Schulter und schob ihn an die Wand neben der Tür. „Beachte uns einfach nicht mehr, Elijah, wir sind so gut wie nicht mehr hier. Besonders Heiner nicht. Und ich komme nachher mal in dein Büro und wir trinken mal wieder deinen Kaffee zusammen und du erzählst mir das mit den Schlangen. Was meinst du?“

„Uh-huh“, machte Elijah. „Nachher dann.“

Hek schielte auf Franz, der ihn immer noch festhielt und gegen die Wand drückte. „Sach mal, gehts noch? Ich hätte diesen Typen-“

„Gar nichts hättest du“, sagte Franz leise. „Kennst du wirklich Elijah Leblanc nicht?“

„Nein, ich kenn den nicht. Und jetzt?“

Der dritte IK-Mann, Mark, lächelte, als wüsste er etwas, was Hek nicht wusste. Und so war es auch. „Elijah Leblanc. Hat sich heute Morgen den Schweden geschnappt. Das Gehirn.“

„Gehirn?“ Hek sagte, „’Ey, warte, Das Gehirn? Der Kerl, der neun ...?“ Und als Mark nickte, „Der Leblanc da ist also beim MEK?“

„Beim MEK?“ Gielert schüttelte den Kopf. „Nein, da würde der sich nur langweilen. Aber du darfst nochmal raten, Heiner.“

„Keine Ahnung, Franz, verdammt, und lass mich los.“

Gielert hielt fest. „Elijah ist am KI, und ich sag dir auch wo. Operative Fallanalyse. Und Playboy-Emma? Richtig, ich sehs dir an, es dämmert langsam. Emma ist seine Ex-Freundin. Partner.“

„Oh Mann.“

Dann ließ Gielert ihn los und erzählte noch eine Geschichte, über Elijah und den Freund dieser Amelie Bennett, der jungen Frau auf dem Foto, ein Bodybuilder mit einer Figur, „als könnte er ein Haus wegtragen. Der hat zu Elijah gesagt, die Kleine wäre ihm auf die Nüsse gegangen, deshalb hätte er mit ihr Schluss gemacht. Und er, Elijah, würde ihm auch auf die Nüsse gehen mit seinen blöden Fragen.“

„Und dann hat der Bodybuilder, blöd wie die sind, einen Arm gehoben“, sagte Mark. „Genau wie du gerade, Heiner.“

„Elijah hat ihm dann den Kiefer gebrochen“, sagte Gielert. „Mit nur einem Schlag.“

„Hat ihn vorher noch gefragt, ob er einen guten Chirurgen kennt“, sagte Mark und grinste jetzt. „Ja, Elijah Leblanc. Und mit dem wolltest du dich anlegen.“

Hek guckte von Mark auf Elijah, der, ein Stiefel jetzt auf dem Stuhl, die Arme auf das Knie stützte; das Hemd spannte im Rücken. Hek wusste nichts zu sagen und war still.

Gielert sagte, „Da kann ein Partner dem anderen schon mal den Mund verbieten, oder, Heiner? Und im Übrigen, Heiner, ab heute nur noch Heiner. Kein Hek mehr.“ Gielert schüttelte den Kopf. „Heckler und Koch. Mann.“

Schwesterherz

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