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Barbara guckte über den Rand ihrer Brille und hörte auf zu tippen und sagte, „Hallo Elijah.“ Elijah sagte, „Ich vermisse Rolf“, und Barbara nickte, „Ich erst. Wir hättens besser haben können, wir alle, aber du wolltest ja nicht.“

„Ja, schon gut“, sagte Elijah. „Ist er drin?“

Barbara nickte wieder und stand auf, Brille in der Hand, und öffnete die lederbesetzte Tür und sagte in den Raum, „Entschuldigung, Ihr letzter Termin wäre jetzt hier.“

Elijah hörte, „Also doch noch“, und machte einen Schritt an Barbara vorbei hinein. „Kommen Sie rein, kommen Sie, setzen Sie sich. Herr Leblank, nehme ich an?“

Hinter ihm schloss Barbara die Tür.

„Leblanc“, sagte Elijah. „Herr Eschenbach?“

Der Mann an Rolfs Schreibtisch nickte. Grauer Anzug, silberne Krawatte, die Haarreste mit Gel nach hinten geschmiert. Managertyp. Fünfzehn Jahre älter als er, das machte Eschenbach zu einem Mittfünfziger. Elijah sah ihm jedes Lebensjahr an.

Vor Eschenbach lag eine Akte, aufgeschlagen, daneben stand eine Uhr. Digital, das Gehäuse rosa und in Form eines Schweins. Kopf mit dickem Rüssel links, Ringelschwanz rechts. Die Anzeige dazwischen leuchtete rot.

00:00.

Elijah setzte sich.

Eschenbach drückte auf den Rüssel, der daraufhin ein leises Grunzen von sich gab, und die Sekunden begannen zu laufen.

Eschenbach sah seinen Blick und sagte, „Hat mir meine Tochter geschenkt, als sie klein war. Ist schon eine Weile her. Sie ist jetzt erwachsen und hat eine eigene Familie. Tja, und plötzlich sind meine liebe Frau und ich Oma und Opa. Die Zeit vergeht, nicht?“

Elijah hatte keine Tochter und war kein Opa, und er hatte keine Ahnung wie schnell oder langsam für diesen Eschenbach die Zeit vergangen war, also hielt er den Mund.

„Herr Leblank“, sagte Eschenbach, als er merkte, dass er keine Antwort bekam. „Sie wissen, um was es hier geht. Mitarbeitergespräch. Ich muss ja schließlich alle meine Leute kennen lernen. Sie sind zwar mein letztes Gespräch, trotzdem haben auch wir nur fünfzehn Minuten.“

„Leblanc“, sagte Elijah mit Blick auf das Schwein. „Nicht blank. Blanc. Nasal.“

00:21.

„Leblanc. Aha. Elijah, nicht?“ Eschenbach guckte in die Akte. „Ja, Elijah Leblanc. Ich habe schon von heute Morgen gehört. Der Schwede, der neun Frauen getötet haben soll. Wie hieß er noch gleich?“

„Getötet hat“, sagte Elijah.

Eschenbach winkte mit dem Zeigefinger. Nein Nein. „Das müssen wir erst die Gerichte entscheiden lassen“, sagte er, „das wissen Sie doch. Lassen Sie uns da bitte genau sein.“ Er sagte, „Wie lange haben Sie und Ihre Kollegin denn daran gearbeitet?“

„Acht Monate, eine Woche, zwei Tage. Der Name ist Johansson.“

„Das wissen Sie so genau?“

„Dass der Johansson heißt?“

„Nein, das andere. Wie lange Sie und Ihre Kollegin ...?“

„Ja“, sagte Elijah. Wie könnte er das nicht genau wissen?

„Das erscheint mir lange, aber na gut.“ Eschenbach sagte, „Sie sind ja so etwas wie eine Legende beim BKA, Herr Leblanc. Jede deutsche Polizeidienststelle mit einem Fall, der auch nur entfernt nach Serientat ausschaut, fordert Sie an. Sogar andere Länder wollen Ihren Rat. Weltweit.“ Er guckte hoch und lächelte und zeigte zwei Reihen überkronter Zähne. „Das steht hier natürlich nicht, das wurde mir gesteckt. Ich sage Ihnen jetzt aber nicht von wem, Sie brauchen gar nicht fragen. Aber was hier steht, dass Sie aus einer zerrütteten ...“, er guckte wieder nach unten, „ja, einer zerrütteten, so steht hier, Familie kommen. Ihre Eltern Gelegenheitsarbeiter, alkoholkrank, mehr drin im Gefängnis als draußen. Besonders Ihr Herr Vater. Haben Sie noch Kontakt?“

„Zu Gulli? Wenns geht, nein.“

„Gulli? Ihr Vater heißt ...“ Suchender Blick in die Akte.

„Guillaume“, sagte Elijah. „Aber er lässt sich Gulli nennen. Wie die Kanaldeckel? Seine Kumpels können Guillaume nicht aussprechen, und sie finden, Gulli passt auch viel besser. Finden die meisten anderen, die ihn kennen, auch.“

„Und Ihre Frau Mama sagt ebenfalls ... Gulli zu ihm?“

„Sie sagte meist Du Arschloch.“

Eschenbach sagte, „Aber wenigstens duzen sie sich.“ Und als Elijah nicht antwortete und auch nicht lächelte, „Haben Sie denn noch Kontakt zu Ihrer Frau Mama?“

„Eher selten. Und wenn doch, dann nur im Traum, der dann meist ein Alptraum ist. Sie ist tot.“

„Oh, das ist ... ja.“ Und nach einer Pause, „Sie wurden dann in Pflegefamilien herumgereicht, einmal auch ins Heim gesteckt, alles in ... Trier. Hatten da auch ein paar Mal mit der Polizei zu tun, standen sogar einmal vor dem Jugendrichter. Kleine Sünden nur, Sie haben einen Klaps auf die Finger bekommen, aber trotzdem. Mich wunderts, ehrlich gesagt, ich will Ihnen dabei nicht zu nahe treten, ganz sicher nicht“, sagte Eschenbach, „aber mich wunderts, dass man Sie hier angenommen hat.“

Weil Eschenbach sich dabei nach vorne beugte und ihm unmittelbar in die Augen sah und wartete, sagte Elijah, „Ist das eine Frage?“

Elijah mochte es, wie Eschenbach ihn so direkt anging. Aussprach, was er von ihm hielt. Dann wussten beide Seiten sofort, wo sie standen. Das war Elijah immer das Liebste. Mit Rolf war es ähnlich gewesen, vor drei Jahren, bei ihrem ersten Gespräch. Ähnlich, aber doch ganz anders, denn sie wussten von Anfang an, dass sie auf derselben Seite standen. Rolf in seinem Anzug mit Krawatte, aber leger, der Knoten locker, hatte gesagt: „Verstanden, Leblanc, verstanden, deine Kindheit war Schrott. Aber jetzt gehst du raus und machst diesen Dreckskerlen, die glauben, sie könnten ungestraft Menschen vergewaltigen und umbringen, die Hölle heiß, klar?“

Ja, er vermisste Rolf.

„Nein, nein, streichen Sie das. Nur eine Art lautes Nachdenken. Wir geben ja gerne jedem eine Chance.“ Eschenbach lehnte sich zurück und nahm die Akte mit. „Aber Sie habens ja auch weit gebracht. Hier steht, Sie waren sogar beim FBI. Fünf Jahre. Sie sind aber schon Deutscher, oder? Mit deutschem Pass, meine ich?“ Wieder mit diesem Lächeln.

Elijah machte sich nicht die Mühe zu antworten. Stattdessen musterte er die Kronen, die dick und sehr weiß waren.

„Natürlich sind Sie Deutscher, ich habe das nur so gesagt, weil, ich frage mich, wie sind Sie denn zum FBI gekommen? Ich dachte, dafür müsste man Amerikaner sein. Also Staatsbürger, meine ich.“

„Ein Austausch zwischen uns und dem FBI. Sollte anfangs nur ein halbes Jahr dauern, wurde dann aber immer wieder verlängert. Letztlich sind fünf Jahre daraus geworden“, sagte Elijah. „Ein Ausnahmefall.“

01:15.

„Sie betrachten sich also als einen Ausnahmefall?“

„Ich denke, man wollte jemandem wie mir eine Chance geben.“

Jetzt lachte Eschenbach. „Ja, vielleicht. Sie haben Humor, das ... gut. Gut. Was, uh, haben Sie denn beim FBI so gemacht in, uh ...“ Eschenbach blätterte. „Hier. New Mexico. Albuquerque. Spricht man das so aus? Albuquerque?“

„So ungefähr.“

„Dann, ja, lassen Sie mal hören.“

Als ob sie jetzt Kumpels wären.

Elijah sagte, „Steht das nicht alles da drin?“

„Hier steht, Sie waren bei NCAVC. BAU IV.“ Eschenbach sah ihn an. „NCAVC? BAU IV?“

„National Center for the Analysis of Violent Crime“, sagte Elijah. „Ich habe meist für die Behavioral Analysis Unit Four gearbeitet.“ Und weil Eschenbach immer noch guckte, „Verbrechen gegen Erwachsene. Amerikaner lieben Abkürzungen.“

„Ja, das tun sie. Und niemand versteht diese Abkürzungen außer denen, nicht?“ Und schon wieder die Zähne.

„Jo kannte sie“, sagte Elijah und sah Eschenbachs gerunzelte Stirn und sagte, „Johanna? König? Meine Kollegin? Sie haben gerade mit ihr gesprochen?“

„Oh ja, richtig.“

„Und Rolf kannte sie auch. Für Sie der Herr Dillinger, nehme ich an.“ Und endlich verschwand dieses dämliche Lächeln.

„Ja, der Herr Dillinger“, sagte Eschenbach. „Der hat ja auch einen ganz anderen Hintergrund. Der hatte ja Zeit für so was. Der ist nicht Jurist wie ich.“

Elijah nickte. Rolf ein Jurist? Lieber hätte der sich erschossen.

Eschenbach sagte, „Sie sehen aus, als wollten Sie etwas sagen?“

Elijah schüttelte den Kopf. „Nö.“

„Aber jetzt ist der Herr Dillinger ja in Pension. Und ich bin hier. Sagen Sie mal, Herr Leblanc. Ihr Vorname, aus der Bibel, nicht? Elijah. Bei Ihrem Hintergrund, ich hätte da Kevin erwartet oder Kent.“

„Ich auch.“

Eschenbach sagte, „Sehen Sie, haben wir schon etwas gemeinsam.“ Und das Lächeln war zurück. „Dazu Ihr Französischer Nachname, in den USA fürs FBI gearbeitet und jetzt wieder hier in Deutschland. Wollen Sie uns damit verwirren?“

„Ich gebe mein Bestes“, sagte Elijah und schloss die Augen. Amelie. Warum Shanghai? Was gibt es in Shanghai?

„Ihr Bestes, so. Und seit Sie aus den USA zurückgekommen sind, vor ... “, suchender Blick in die Akte, „drei Jahren. Da haben Sie auch Ihr Bestes gegeben, nehme ich an. Trotzdem sind Sie nicht befördert worden, als der Herr Dillinger ausgeschieden ist. Wie kommts?“

Elijah machte die Augen wieder auf.

02:28.

„Ich hätte den ganzen Tag hinter diesem Schreibtisch verbringen müssen“, sagte er. „Dazu habe ich nicht die Ausdauer. Ich muss ab und zu aufstehen und vor die Tür.“

Eschenbach nickte. „Und das haben Sie in Albuquerque gemacht? Aufstehen und vor die Tür? Und dann wahrscheinlich aufs Pferd und weg. Hatten Sie Pferde?“ Und als Elijah ihn anguckte, „Ja, ja, als Sie hereingekommen sind, da habe ich doch Ihre Stiefel gesehen und auch gehört, logisch, die machen ja genug Krach auf diesem Boden. Man hatte mir natürlich auch davon berichtet, von Ihren Westernstiefeln, ihrem Hut. Kauzig scheint mir das oder zumindest unbequem. Aber gut, ist ja Ihre Sache. Also, hatten Sie Pferde? Meine Tochter reitet nämlich auch.“

03:10.

Was hat Amelie in Shanghai gemacht?

03:13.

„Sie müssen nicht ständig auf die Uhr gucken, Herr Leblanc, wir haben noch Zeit. Und ich habe noch einige Fragen.“ Eschenbach sagte, „Streichen Sie das mit den Pferden. Nicht so wichtig. Etwas anderes. Die Dienstaufsicht.“

Elijah guckte.

Der Kerl sah so klein aus, die Schultern schmal selbst unter der Jacke, die eingefallene Brust, der dünne Hals. Und die Augen wässrig und rot.

Aber jetzt fuhr er die schweren Geschütze auf.

„Auch in dieser Hinsicht sind Sie ja eine Legende“, sagte Eschenbach. „Was ich nicht verstanden habe beim Studium Ihrer Akte, wie jemand innerhalb von drei Jahren so viele Probleme mit der Dienstaufsicht haben kann wie Sie.“ Eschenbach gab ihm Zeit, etwas zu sagen und sagte dann, „Kein Kommentar, gut, dann mache ich mal. Vor ...“, er blätterte, „vor drei Jahren, Sie waren gerade wieder zurück, da haben Sie einem Beschuldigten den Arm gebrochen. Angeblich, weil er seine Opfer verhöhnt hat. Ein Jahr später haben Sie einen Kollegen aus Bayern geohrfeigt, vom LKA, weil, angeblich hat der eine Frau nicht achtungsvoll behandelt. Die Frau stand im Verdacht, einer kriminellen Vereinigung zuzugehören. Kurz darauf-“

„Im Verdacht, genau.“

„Unterbrechen Sie mich bitte nicht, Herr Leblanc. Kurz darauf einem jungen Mann den Kiefer eingeschlagen, dabei war der doch nur ein harmloser Zeuge. Im Übrigen in einem Fall, der nicht einmal Ihrer war. Und im vergangenen Jahr haben Sie einen Kollegen so lange gewürgt, bis er ohnmächtig wurde, dieses Mal beim Sport und angeblich sogar im Einvernehmen.“

Eschenbach senkte den Kopf und sah ihn von unten herauf an, wie das Barbara draußen auch gerade gemacht hatte. Als würde er sonst eine Brille tragen. „Im Einvernehmen? Ehrlich, Herr Leblanc?“

Und als Elijah wieder nicht antwortete, „Sie scheinen ja gerne zu schweigen, Herr Leblanc, aber das wird Ihnen nichts nutzen. Nicht bei mir.“ Er sagte, „Sie sind nur davon gekommen, weil dieser Kollege Ihre Version gestützt hat. Wahrscheinlich so eine Type mit irgendeinem verschrobenen Ehrenkodex. Wie man das von der Mafia kennt.“ Eschenbach schlug die Akte zu und warf sie auf den Tisch, von wo sie an dem Schwein vorbei fast bis zu Elijah rutschte. „Und das waren nur einige der Vorfälle. Lassen Sie uns darüber sprechen. Mir scheint, das kommt davon, wenn man Leute wie Sie zum BKA holt. Mit Ihrem familiären Hintergrund.“ Er sagte, „Aber gleich zu Anfang, damit hinterher keine Missverständnisse aufkommen, Herr Leblanc, mir ist es sowas von egal, wie Ihre Kindheit verlaufen ist: Polizisten, die unter mir arbeiten, die haben keine Probleme mit der Dienstaufsicht.“

Elijah nickte. Und wie ist Amelie nach Shanghai gekommen?

„Niemals.“

Elijah nickte wieder. Von zuhause weggelaufene Vierzehnjährige schaffen es vielleicht bis in die nächste größere Stadt, die anderen, die richtig Wilden weiter bis nach Hamburg oder München oder Berlin. Aber nicht ... wie weit? Zehntausend? Kilometer in eine völlig andere Welt.

„Gut, dann ist das ja klar“, sagte Eschenbach. „Dann doch noch mal wegen heute Morgen. Im Airporthotel haben Sie den Schweden gefunden, nicht?“

Jemand musste Amelie nach Shanghai gebracht haben, gar kein Zweifel. Alleine hätte sie das nicht geschafft. Aber wie wahrscheinlich war es dann, dass Amelie die einzige war? Die einzige ist?

„Herr Leblanc?“

„Ja?“

„Der Schwede.“

„Johansson, ja ... wie war nochmal die Frage?“

Eschenbach hörte sich genervt an, wie er seinen Atem rausließ. „Im Airporthotel haben Sie ihn gefunden?“

„Airport, ja.“ Elijah schlug seine Personalakte auf und sagte, „Ist die für mich?“

„Natürlich nicht.“ Eschenbach beugte sich über den Tisch und nahm ihm die Akte aus der Hand. „Der Schwede, Herr Leblanc.“

„Genau, der Schwede. Hat wohl gewusst, dass wir ihm auf den Fersen sind. Sein Flug ging um zehn. Rio, ganz Klischee.“

„Das muss aufregend gewesen sein. Erzählen Sie mal. Von der Festnahme, meine ich. Wenn Ihre Konzentration noch ausreicht.“

Elijah erzählte.

Eschenbach sagte, „Der hatte seine Waffe also neben sich auf dem Nachttisch liegen und hat geschlafen?“

„Er war wohl müde“, sagte Elijah. „Serienmörder müssen schlafen, genau wie Sie und ich.“

„Da sollte man doch denken, er wäre aufgeregt gewesen. Flug nach Rio, Copacabana, Strand, Sonne. Jede Menge Mädchen, alle mit Gehirnen. Waren Sie schon einmal in Rio, Herr Leblanc?“

Elijah schüttelte den Kopf. Unwahrscheinlich war es. Amelie konnte nicht die einzige sein.

„Ich auch nicht. Warum haben Sie ihn nicht erschossen?“, sagte Eschenbach.

Völlig unwahrscheinlich. Es sprach einfach gegen jede Erfahrung, dass Amelie – Was hat Eschenbach da gerade gesagt?

„Na ja, Sie müssen nicht so gucken, Herr Leblanc. Wenn ich Ihre Probleme mit der Dienstaufsicht berücksichtige, Sie sind ja wohl eher der gewalttätige Typ. Da kann einem schon ein solcher Gedanke kommen. Oder? Und bei dem, was der Kerl angestellt haben soll, neun junge Frauen ... Vermutlich wären Sie ja auch damit davongekommen.“

„Angestellt hat“, sagte Elijah wieder. „Ich versuche, meine Klienten lebend zu fassen. Das ist so ein Grundsatz von mir.“

„Ihre Klienten? Hm ... ja, aber was, wenn Ihr Klient nicht geschlafen hätte? Sondern er hätte mit der Waffe in der Hand auf Sie gewartet? Nichts zu verlieren, in die Enge getrieben, schon neun tot, da kommts auf einen ja nicht an.“ Eschenbach sagte, „Was hätten Sie dann gemacht? Glauben Sie tatsächlich, Sie können so schnell Ihre Waffe ziehen? So schnell wie ...“ Er fuchtelte mit den Händen in der Luft, Augen gegen die Decke.

Billy the Kid.

„... keine Ahnung. Meinen Sie, Sie könnten das?“

„Mit ein bisschen Glück“, sagte Elijah und stand auf, „dann hätten Sie und ich jetzt ein Problem weniger.“

Er sah Eschenbach nachdenken und es dann verstehen. „Oh, mit ein bisschen Glück ... Nein, ich habe doch nichts gegen Sie, Herr Leblanc. Nur weil ich Sie vielleicht ein wenig hart angegangen bin mit Ihren privaten ... mit Ihren Eltern und all das. Aber setzen Sie sich hin. Uns bleiben noch neun Minuten. Und ich bin noch nicht mit Ihnen fertig.“

„Sie mögen Zeit haben“, sagte Elijah, „ich nicht.“ Und, nur um herauszufinden ob Eschenbach etwas wusste, „Ich habe Dinge zu tun. Fragen Sie Amelie.“

„Setzen Sie sich hin, Herr Leblanc“, sagte Eschenbach wieder. „Amelie Bennett ist tot. Sie hat alle Zeit der Welt.“

Elijah blieb stehen und schwieg.

Eschenbach wusste also.

„Und Sie und Frau König können sich nicht weiter mit Amelie Bennett beschäftigen“, sagte Eschenbach. „Das ist Sache der Frankfurter Kollegen. Nicht unsere Sache. Nie gewesen, auch damals nicht. Wir können es uns nicht erlauben, anderen Dienststellen in die Arbeit zu pfuschen. Unaufgefordert. Ungefragt. Und Zeugen den Kiefer brechen. Das geht doch nicht.“

„Angekommen“, sagte Elijah und drehte sich um und ging zur Tür und blieb dort stehen. „Aber als ich sagte, Fragen Sie Amelie, habe ich etwas anderes gemeint, Eschenbach.“

„Ja? Was haben Sie denn gemeint?“

„Das Mädchen, das nach Amelie kam“, sagte Elijah und öffnete die Tür, „und das der Täter jetzt gefangen hält. Während wir hier miteinander plaudern und Zeit verschwenden, die uns und diesem Mädchen niemand jemals zurückgeben wird.“

Als Elijah draußen war, drückte Eschenbach auf die Schweinsnase, die daraufhin wieder ein leises Grunzen von sich gab. Die Anzeige blieb stehen.

06:48.

Das kürzeste Mitarbeitergespräch von allen.

Eschenbach grinste. Dieser Cowboy. Eine harte Nuss.

Schwesterherz

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