Читать книгу 1 Könige 16 - 2 Könige 16 - Steve McKenzie - Страница 59

Synchrone Analyse

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19,1–2: Isebels Drohung Dieses Kapitel besteht aus fünf Abschnitten: aus Isebels Drohung an die Adresse Elijas (Vv. 1–3), Elijas Gang zum Horeb (Vv. 4–8), der Theophanie am Horeb (Vv. 9–14), Elijas Beauftragung mit einer weiteren Mission (Vv. 15–18) sowie der Einsetzung Elischas als Diener Elijas (Vv. 19–21). Das Kapitel beginnt damit, dass Ahab Isebel vom Schicksal ihrer Propheten in Kenntnis setzt. Das hier erwähnte „Schwert“ kommt in 18,40 nicht vor. Es ist ein in Kap. 19 wiederkehrendes Motiv (Vv. 10.14.17), und die Erwähnungen hier und in V. 17 bilden eine inclusio von 19,1–18. Wie in Kap. 18 hat Isebel hier das Sagen, während Ahab als Schwächling erscheint. Wie ein Schuljunge läuft er zu ihr, um ihr alles zu petzen, was Elija getan hat und alles darüber, wie er alle ihre Propheten getötet hat (V. 1). Was die Mose-Metaphorik des Kapitels angeht, so entspricht Isebel dem Pharao und ihre Propheten den Zauberern. Wie der Pharao ignoriert sie die Wunder in Kap. 18 und ist auf das Massaker an ihren Propheten fixiert. Der Verweis auf sie entspricht der Beauftragung Jehus (Vv. 16–17), der sie vernichten wird. Sie schickt Elija eine Botschaft, mit der sie sein Leben bedroht (V. 2). Dies steht im Gegensatz zum Boten Jhwhs in V. 5, der Nahrung bringt, damit Elija am Leben bleibt.33 Die Bedrohung erfolgt durch einen „promissorischen Eid“ des Inhalts, dass Elija widerfahren soll, was er den Propheten Baals angetan hat.34 Sie ist ihm eine Nasenlänge voraus: Sie wird ihn im Hinblick auf seine Ermordung ihrer Propheten überbieten – indem sie ihn tötet!35 Morgen ist häufiger im Kontext von Drohungen anzutreffen;36 es erinnert an die einzelnen Drohungen, die durch Mose für „morgen“ angekündigt werden (Ex 9,5.18; 10,4). Mit ihrer gegen den Propheten gerichteten Drohung dreht die Königin den Spieß um. Natürlich ist ihre Warnung an ihn sinnlos, wenn sie ihn wirklich umbringen wollte. Vielleicht zögert sie, sich gegen den Helden der Stunde zu stellen, und sie versucht lediglich, ihn zu vergraulen.

19,3–4: In die Wüste Die Darstellung nimmt an Fahrt auf, wenn davon gesprochen wird, dass Elija die Drohung gegen seine Person gesehen (וירא MT), also realisiert hat (V. 3). Da nicht davon die Rede ist, dass ein Bote von Isebel zu ihm gekommen wäre, weiß er von der Drohung möglicherweise durch eine Vorahnung. Zwei Verben braucht es, um den ganzen Weg von Jesreel nach Beerscheba im südlichen Juda zu schildern. Damit begibt sich Elija vom angestammten Gebiet Israels in die Wüste. Sein Gang in die Wüste (Vv. 4–8) erinnert sowohl an seinen Aufbruch ins Wadi Kerit (17,2–4) als auch an Moses Flucht in die Wüste (Ex 2,11–15) sowie an das, was Israel dort widerfahren ist (Num 11). Es handelt sich um einen Grenzbereich fern des Alltags. Die dort verbrachte Zeit hinterlässt tiefe Spuren. Elijas physische Reise spiegelt sich in einer psychischen, wenn er seinen Diener zurücklässt und seinen Weg alleine geht. Seine Wüste ist die Sterilität der Abschottung, was durch den einsamen Ginsterstrauch betont wird, unter dem er einen Tag lang rastet (V. 4). Der Baum erinnert an Moses Begegnung mit Gott im brennenden Dornbusch (Ex 3). Elija bittet darum, sterben zu dürfen. Das Wort נפש wird hier zweimal verwendet und innerhalb von drei Versen zum vierten und fünften Mal; dadurch wird betont, dass ein zentrales Motiv der Erzählung und der Grund für Elijas Weggang das Leben Elijas ist. Ihn drückt das Gefühl, dass er letztlich nicht mehr ausrichten konnte als seine „Väter“, also die Propheten vor ihm.37 Er hat resigniert und möchte, dass Gott all dem ein Ende bereitet.38 Eine derart tiefe Mutlosigkeit erscheint – vor allem nach dem Erfolg am Karmel – unangemessen, und es stellt sich die Frage nach Elijas psychischer Verfassung.

19,5–7: Begegnungen mit einem Engel Erschöpft von seiner Reise und seiner Depression schläft Elija ein (V. 5), was als Symbol des von ihm erbetenen Todes gelten kann. Er wird von einem Engel geweckt, der ihn zum Essen auffordert, und er findet bei seinem Haupt Brot und Wasser. Die Szene lässt an 17,5–6 denken, wo er von Raben versorgt wurde. Das Wort צפחת für den Krug Wasser ruft auch die Versorgung durch die Witwe in 17,10–16 in Erinnerung. Nachdem er noch mehr geschlafen hat, weckt der Engel ihn erneut und fordert ihn zum Essen und Trinken auf und fügt hinzu, dass die bevorstehende Reise sonst für ihn zu weit sein wird (V. 7). Das Wort lang (רב) entspricht dem Wort, das in V. 4 mit genug übersetzt wurde. Die Enttäuschung, die Elija dort durchlebt, geht über seine Kräfte. Seine Reise würde ins Verderben führen, wenn nicht Gott seine Versorgung übernehmen würde. Die Reihe wundersamer Akte des Versorgtwerdens dirigiert ihn zur bevorstehenden Begegnung mit Jhwh.

19,8–9: Vierzig Tage und Nächte bis zum Horeb Mit neuen Kräften macht sich Elija wieder auf den Weg. Vierzig weitere Tage und Nächte ohne Essen braucht er noch für seine Reise, bis er am Horeb angelangt (V. 8b). Das ist ganz offensichtlich eine Anspielung auf Moses Fasten vor dem Empfang der Gesetzestafeln (Ex 24,18; 34,28; Dtn 9,9.11.18.25; 10,10) an eben diesem Horeb. Die Höhle, in der sich Elija aufhält (V. 9), kann gut mit der Öffnung oder Spalte im Fels (נקרת הצור) in Verbindung gebracht werden, in der Mose stand, als Gott vorüberzog (Ex 33,22). Die gesamte Szene erinnert an Exodus 32–33, wo Mose sich darüber beklagt, dass er die Last alleine zu tragen hat, das Volk zu führen – und sogar darum bittet, dass Jhwh ihn töten möge (Ex 32,32) –, worauf Jhwh in einer Theophanie reagiert.39 Die Szene lässt auch an die Höhlen denken, in denen Obadja die Mitpropheten Elijas versteckt gehalten hat (1 Kön 18,4.13). Nun befindet sich Elija in der gleichen Situation wie sie, und in beiden Fällen ist Isebel dafür verantwortlich.

19,10: Elija beklagt sich Elija hat nach einer Audienz bei Gott verlangt, und Jhwh fragt ihn nun, was er dort tue. Elija klagt darüber, dass das Volk vom Bund mit Jhwh abgefallen ist (MT), seine Altäre niedergerissen und seine Propheten getötet habe, doch das entspricht nicht den Tatsachen (19,10). In Kap. 18 waren es Ahab und die Omriden, die Jhwhs Gebote gebrochen haben (18,18); es war Isebel, die Jhwhs Propheten töten ließ (18,4.13) und Elija bedroht hat (19,2), und die Namen derer, die den Altar Jhwhs zerstört haben, werden nicht genannt (18,30). Darüber hinaus fielen die Menschen dort nieder und erkannten Jhwh als Gott an (18,39). Die Behauptungen am Anfang und am Ende der Klage Elijas über das Volk zeigen, dass er voller Selbstmitleid ist. In seiner Klage, dass er der einzige übriggebliebene Prophet sei, ignoriert er die hundert von Obadja geretteten Propheten (18,4.13). Seiner Aussage zufolge trachten auch die Israeliten (בני ישראל) und nicht nur Isebel ihm nach dem Leben (19,10). Sein Selbstmitleid lässt ihn zur Übertreibung greifen und könnte sogar seinen Realitätssinn trüben.

19,11–12: Theophanie Jhwhs Reaktion auf Elija besteht in der Theophanie in Vv. 11–12. Indem Jhwh Elija die gleiche Art der Offenbarung gewährt, wie sie Mose am Horeb zukam, legitimiert Jhwh das Wirken Elijas als Prophet und als Jhwhs Stellvertreter ungeachtet seines Klagens. Jhwh hat Wohlgefallen am Tun Elijas und betrachtet ihn keineswegs als Versager, sondern als Führungsfigur, die Mose ebenbürtig ist. Ebenso legitimiert die Theophanie Elija und die Prophetenberufung durch die Veränderungen, die sie gegenüber der Mose-Theophanie vornimmt. Jhwh erscheint in keiner der Erscheinungsformen, die sonst im Rahmen einer Theophanie gängig sind – Wind, Erdbeben oder Feuer –, sondern im zarten Flüstern. Jhwh gebietet über das Gewitter, wie er im Wettstreit am Karmel beweist, doch seine wahre Gegenwart zeigt sich – wie im schlichten Gebet Elijas in dieser Geschichte – im leisen Wort an den Propheten. Die Mose-Episode bildet dazu eher eine Parallele als einen Gegensatz. Mose hat die Theophanie erfahren. Doch die Bedeutung des Geschehens auf längere Sicht liegt in den Geboten, die Mose auf dem Berg empfangen hat, und weniger in den Machtbekundungen. Der Prophet kommuniziert in vertrauter Weise mit Gott, wie es Mose getan hat, der ebenfalls ein Prophet war. Der Prophetie wird der Rang der Tora verliehen, die auf dem sturmumtosten Horeb entgegengenommen wurde. Im Wort Moses und der Propheten lässt sich Jhwh finden. Passend dazu hüllt Elija sein Gesicht in seinen Umhang. Auch diese Eigenheit erinnert an Mose. In Ex 3,6 hat Mose sein Gesicht vor Jhwh im brennenden Dornbusch bedeckt, und in Ex 33,22 hat Jhwh Moses Gesicht bedeckt, während er an ihm, der in der Felsspalte stand, vorüberging (Ex 33,22). Elija bedeckt sein Gesicht vor dem Wort Jhwhs.

19,13–17: Ein neuer Auftrag Als Elija die Stimme hört und bemerkt, dass die Theophanie beendet ist, geht er hinaus und steht entsprechend dem Befehl Jhwhs (V. 11) am Eingang der Höhle (V. 13). Erneut wird ihm die Frage Was tust du hier, Elija? gestellt. Diesmal wird der Sprechende nicht als Jhwh identifiziert, sondern als „eine Stimme“ (קול), was darauf hindeutet, dass es sich um das zarte Flüstern (קול דממה דקה) des vorangegangenen Verses handelt. Da dies die gleiche Frage ist wie in V. 9, ist die Stimme als das Wort Jhwhs zu bestimmen. Hierdurch wird deutlich, dass das zarte Flüstern das geoffenbarte Wort Jhwhs ist. Elijas Antwort lautet wie zuvor (V. 14); für ihn hat die Theophanie nichts verändert. Seine Sturheit ist vielleicht die Kehrseite seiner charakterlichen Stärke. Immer noch sieht er sich vom Volk verfolgt und möchte Schluss machen. Jhwh nimmt seinen Rücktritt an, aber nicht mit sofortiger Wirkung. Jhwh erteilt ihm eine Reihe weiterer Aufträge, deren Höhepunkt die Ernennung seines Nachfolgers bildet (Vv. 15–17). Er soll auf dem gleichen Weg zurückkehren, in die Gegend von Damaskus gehen und Hasael zum König von Aram salben. Es ist anzunehmen, dass er von dort nach Israel zurückkehrt, weil er dann Jehu zum König Israels salben soll (V. 16a). Und schließlich soll er Elischa zu seinem Nachfolger salben (V. 16b). In den folgenden Geschichten salbt er keinen dieser Männer persönlich, und Elischa tut dies auch nicht. Elija wirft seinen Umhang über Elischa und bestimmt ihn so zu seinem Diener und Nachfolger; Elischa teilt Hasael mit, dass dieser der nächste König von Aram sein wird; der ermordet daraufhin seinen Gebieter und greift nach dem Thron (2 Kön 8,7–15); und auch Elischa schickt einen seiner Lehrlinge, um Jehu zu salben (2 Kön 9,1–10). Daraus könnte man schließen, dass das Salben in 19,15–16 in metaphorischer Weise für ein „Ernennen“ oder „Einsetzen“ steht und dass Elija seinen Auftrag durch Elischa erfüllt. In V. 17 wird angedeutet, dass der Grund für diese Reihe von Salbungen darin besteht, Gericht über Israel zu bringen. Hasael gilt als der, der Israel brutal besiegt und unterdrückt hat (2 Kön 8,12; 10,32–33; 13,3.7), was hier aber als Gericht Jhwhs angesehen wird. Jehus blutige Säuberung unter den Baals-Anhängern (2 Kön 9–10) macht deutlich, dass der Grund für das Gericht im Abfall Israels liegt. Dabei ist es Elischa, der Hasael wie auch Jehu einsetzt und letztlich das Schwert des Jhwh-Gerichts führt. Das Schwert des prophetischen Jhwh-Wortes ist schärfer als das von Königen wie Hasael und Jehu.

19,18: 7.000, die das Knie nicht vor Baal beugen Jhwh versichert Elija, dass er nach dem Gerichtshandeln an Israel und seinen Baals-Verehrern 7.000 Gläubige übriglassen wird (V. 18). Dies ist eine runde Zahl, mit der eine große Gruppe gemeint ist. Die Bestrafung Israels und die Eliminierung seiner Baals-Anhänger wird die Bevölkerung nicht auslöschen. Es wird eine beträchtliche Zahl von Menschen übrig bleiben, die sich an Jhwh halten. Anders als Elija behauptet hat, ist er nicht der Einzige in Israel, der Jhwh die Treue hält. Knie und Mund stehen hier synekdochisch für Menschen, und zwar insbesondere für solche, die Baal huldigen, indem sie sich vor ihm niederknien oder seine Statue küssen.

19,19–20: Die Einsetzung Elischas Einige Worte aus der Begegnung am Horeb werden auch in der nächsten Episode verwendet: vorbeigehen (עבר), Umhang (אדרת), Kuss (נשק) und zurückkehren (שוב). Auch Motive ziehen sich durch, wenn etwa Elija auszieht, um Elischa zu finden, dem – so erkennt Elija – eine Schlüsselposition bei der Erfüllung seines Auftrags zukommt. Elischas Herkunftsort Abel-Mehola (V. 16) liegt möglicherweise auf dem Weg nach Damaskus.40 Der Name von Elischas Vater (Schafat = „Richter“) deutet darauf hin, dass ihm die Rolle zufällt, Jhwhs Gericht zu vollstrecken. Auch wenn Elija und Elischa viele Gemeinsamkeiten aufweisen, ist Elischa nicht einfach nur der Abklatsch seines Mentors. Sie sind eigenständige Einzelpersonen, die jeweils einen anderen Hintergrund haben. Elischa ist wohlhabend.41 Ihm gehören die zwölf Landparzellen (beziehungsweise zwölf Ochsengespanne), die er bearbeitet, als Elija ihm begegnet. Die Zahl zwölf steht symbolisch für die zwölf Stämme Israels, die Elischa nun bald anführen wird (vgl. 18,31). Der Umhang, den Elija Elischa überwirft, ist das Symbol für das Prophetenamt, das Elija innehat (2 Kön 2, insbes. V. 13). Der von Elija vollzogene Akt ist buchstäblich die Einsetzung Elischas zu seinem Nachfolger. Elischa versteht die Symbolik, denn er verlässt augenblicklich die Ochsen und läuft hinter Elija her (V. 20). Durch sein Hinterherlaufen wird seine Bereitschaft deutlich, die sich ihm bietende Chance zu ergreifen. Er bittet lediglich um Erlaubnis, seinen Eltern Lebewohl zu sagen. Insofern besitzt er familiäre Bindungen, die Elija nicht hat, weshalb Elischa nicht so sehr wie ein Einzelgänger oder Eremit erscheint wie sein Mentor. Der Grund dafür könnte im Altersunterschied zwischen ihnen liegen und darin, dass sie sich in ihrem Leben jeweils an einem anderen Punkt befinden. Elischa steht am Anfang und hat noch eine Bindung an seine Familie. Seine Bitte darum, seinen Eltern Lebewohl sagen zu dürfen, ist keine Verzögerungstaktik, um mehr Zeit für eine Entscheidung zu bekommen.42 Er löst die Bande zu seiner Familie und beginnt ein neues Leben als umherziehender heiliger Mann im Dienste Jhwhs. Elijas Reaktion (Geh, kehre zurück, denn was habe ich für dich getan?) ist nicht sehr erhellend, doch deutlich ist, dass er das Ansinnen nicht zurückweist (V. 21). Das כי lässt sich adversativ verstehen: „Geh, doch (erinnere dich,) was ich für dich getan habe“,43 oder das שוב wird als Elijas Order an Elischa gedeutet, zu ihm zurückzukehren und nicht zu seinen Eltern: „Geh, (doch) kehre zurück (und bedenke) was ich für dich getan habe“.

19,21: Elischas Lebewohl Elischa verabschiedet sich nicht nur von seinen Eltern, sondern schlachtet sein Ochsengespann und verwendet das Fleisch für ein Fest. Wenn davon die Rede ist, dass er die Ochsen mit den Gerätschaften zum Pflügen gekocht habe, dann ist damit gemeint, dass er die Gerätschaften für das Feuer verwendet hat (1 Sam 6,14; 2 Sam 24,22). Damit bricht er komplett mit seinem bisherigen Leben, sowohl was seine Familie betrifft als auch seinen Lebensunterhalt. In seiner neuen Rolle als Begleiter (משרת) Elijas unterstützt er den Propheten und kümmert sich um dessen Bedürfnisse. Daneben ist er Elijas Jünger und designierter Nachfolger.

1 Könige 16 - 2 Könige 16

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