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Tag 59

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21. November 2013

Manfred Götzl, Richter. André Kapke, 38, selbstständig im Baugewerbe, gehörte in Jena zu den Anführern der Neonazi-Kameradschaft »Thüringer Heimatschutz« (THS) und zum Freundeskreis des Trios. Er ist zum Zeitpunkt seines Zeugenauftritts Beschuldigter, aber nicht Angeklagter im NSU-Verfahren, das heißt: Es wird gegen ihn ermittelt, und er hat das Recht, die Aussage zu verweigern, um sich nicht selbst zu belasten. Er sagte auch an den Tagen 84 und 96 aus.

Götzl Wie würden Sie Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos beschreiben?

Kapke Uwe Böhnhardt war ein Waffennarr. Er war nicht dumm, aber der Intelligentere war eindeutig Mundlos. Ich habe ihn als charakterstark erlebt. Beate Zschäpe habe ich menschlich sehr geschätzt.

Götzl Hatten Sie nach dem Untertauchen im Jahr 1998 Kontakt zu den dreien?

Kapke Wir haben telefoniert.

Götzl Wie oft?

Kapke Weiß ich nicht mehr genau, so zwei bis fünf Mal.

Götzl Mit wem haben Sie gesprochen, Mundlos oder Böhnhardt?

Kapke Weiß ich nicht mehr.

Götzl Und worum ging’s in den Telefonaten?

Kapke Weiß ich auch nicht genau. Wahrscheinlich um eine Flucht ins Ausland.

Götzl Wie kam der Kontakt zustande?

Kapke Wir hatten mehrere Telefonzellen, wo man angerufen werden konnte. Sie haben mich zu einer festgelegten Zeit an einer bestimmten Telefonzelle angerufen. Wir wollten verhindern, dass wir abgehört werden. Am Ende des Gesprächs haben wir ausgemacht, wann wir das nächste Mal telefonieren und wo sie mich anrufen.

Götzl Sie haben für die drei auch Pässe besorgt. Wie kam das?

Kapke Das war ein Auftrag von Tino Brandt. Er hat mir dafür 1000 Mark gegeben und sein Auto geliehen. Ich solle die Pässe bei einem Bekannten holen. Er hatte ja seine Kontakte. Ich habe die Pässe bekommen, aber sie waren leer. Ich wollte sie daher zusammen mit Kameraden aus der Szene bebildern und ausfüllen. Doch bevor es dazu kam, wurden die Pässe aus Brandts Auto gestohlen. Das Seltsame war, dass nicht mal die Scheiben eingeschlagen wurden, die Pässe waren einfach weg.

Götzl Hatten Sie danach noch Kontakt zu Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos?

Kapke Nein, ich wollte nichts mehr damit zu tun haben, aus Selbstschutz. Außerdem habe ich damit gerechnet, dass die sowieso relativ schnell auffliegen.

(In der weiteren Befragung berichtet der Zeuge, die rechte Szene sei ständig der Repression durch die Sicherheitsbehörden ausgesetzt gewesen. Auf eine Frage zu den politischen Positionen der Kameradschaft Jena sagt er, es sei damals das Thema »Atompolitik« aufgekommen, man sei gegen das Atommüll-Lager in Gorleben gewesen. Erst auf massives Drängen des Richters sagt Kapke, der sich zuvor auf Erinnerungslücken berief, es habe eine allgemeine Stimmung in »Mitteldeutschland« gegen Ausländer gegeben. Feindbild sei aber nicht der »einzelne Ausländer« gewesen, sondern die Politik, die den Zuzug ermögliche.)

Kapke Sie fangen ja nicht an, wenn Sie was gegen Unkraut machen, und zupfen da oben ein, zwei Blätter. Sie müssen schon an der Wurzel anfangen.

Der NSU Prozess

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